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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie gekommen waren, ohne den Blick vom Boden zu wenden. »Dann führte er Frost auf die Lichtung hinaus. Es gab keinen Kampf, und ich finde keine Zeichen eines Handgemenges. Aber Frosts Spuren verlieren sich in diesem verbrannten Bereich.«

    Wieder sah er sich um. »Ich könnte die Spuren der anderen Männer weiter unten wieder aufnehmen und ihnen folgen.«
    »Wenn es notwendig ist, werden wir das tun«, sagte Seraph. »Hast du etwas gefunden, was sie zurückgelassen haben?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Es tut mir leid, dass ich nicht mehr sagen kann. Sind wir jetzt fertig?«
    »Wir fangen erst an«, antwortete Seraph. »Gib mir deinen Rucksack«, sagte sie. Hinten auf dem Rucksack war eine kurze Schaufel festgebunden, und sie griff danach. »Also los.«
    »Du suchst nach etwas, was uns sagen kann, was geschehen ist?«, fragte Lehr. »Nach dem Sattel oder Papas Rucksack?«
    »Wenn es etwas gibt, das ich deuten kann, werde ich es versuchen - aber überwiegend suche ich nach den Menschenknochen, die der Jäger mit Frost begraben hat.«
    Bevor sie kaltes Eisen in den Boden stieß, berührte sie die Erde und versuchte, die Alte Magie zu finden, von der Hennea gesprochen hatte. »Hier ist tatsächlich Tod«, sagte sie, »plötzlich und schmerzhaft.«
    »Papa?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht.« Seraph rieb die Erde zwischen den Fingern. »Raben sind keine Nekromanten.«
    Sie stand wieder auf und fing an zu graben - und sie wollte sich nicht von Lehr helfen lassen. Das hier war nichts für Kinder, selbst wenn das fragliche Kind einen Kopf größer und beinahe doppelt so schwer war wie sie.
    Sie grub, bis das Blatt der Schaufel von Knochen abprallte. Sie hatten Frost nicht sehr tief begraben, aber ein Pferd war auch ein großes Tier. Seraph kratzte vorsichtig mit der Klinge den Dreck weg und sah unter einer Schicht von Erde und Asche das vertraute Fell der Grauen.

    »Lass mich das machen, Mutter«, sagte Lehr und nahm ihr die Schaufel ab.
    Er hätte ihr eigentlich nichts ansehen dürfen, aber er war beinahe so wahrnehmungsfähig wie Jes oder Tier. Sie war zu müde von dem Weg hierher, vom Graben, von Hoffung und Angst, um sich ihm zu widersetzen.
    »Wenn wir Glück haben«, sagte Lehr und fing an zu graben, »haben sie den Schädel neben das Pferd gelegt und nicht darunter. Wir haben keine Seile und Pferde, um Frost zu bewegen, wie es der Jäger konnte.«
    »Ich kann sie bewegen, wenn es sein muss«, sagte Seraph, aber sie war nicht so sicher, wie sie klang. »Ich würde allerdings lieber nicht noch mehr Magie hinzufügen, bevor ich alle Erkenntnisse erhalten habe, die das Grab uns preisgeben kann.«
    Lehr untersuchte den Boden und grub nach und nach Frosts arme, verbrannte Leiche aus. Wie der Jäger gesagt hatte, waren Kopf und Hals der Stute bis auf die Knochen verbannt, und es gab nur noch genug Gewebe, um die Wirbel zusammenzuhalten. Aber die hintere Hälfte war beinahe intakt geblieben - erhalten von der Kälte des Bergfrühlings. Es hing nur ein schwacher Geruch von Verwesung in der Luft.
    »Wie hat das Zaumzeug überlebt?«, fragte Lehr, nachdem er einen Raum um den geschwärzten Schädel des Pferds freigelegt hatte.
    »Es gibt Bannsprüche, die nur die Lebenden angreifen«, sagte Seraph. »Ich glaube, der Schaden am Zaumzeug war zweitrangig - der Bann verbrannte das Pferd, und das verbrannte Pferd verbrannte seinerseits das Zaumzeug. Warte, hier ist die Satteldecke.« Oder jedenfalls ein Teil davon. Die Stelle, an der sich der Sattel befunden hatte, war verschwunden, und es war nur eine schwarze Verbrennung an Frosts Rücken geblieben.

    Sie kniete sich hin und berührte das Tuch. Nichts. Sie flüsterte Worte der Macht, aber sie glitten nur an der Satteldecke vorbei und tief in den Boden, als sauge jemand sie auf und verschlinge sie. Und tief unter der Oberfläche der Erde rührte sich etwas sehr Altes und ließ sich dann wieder nieder, sein Schlaf zu tief, als dass es sich so leicht wecken ließe.
    Neugierig zog sie ihre Magie wieder zurück und ließ sie vergehen, bis sie das, was dort unten wartete, nicht mehr nährte. Sie warf noch einmal einen Blick auf den Stein mit der flachen Oberfläche und sah, dass er als Altar hätte dienen können. Wieder berührte sie die Erde und sah sich das dunkelgrüne Gras genauer an. Auf diesen Altar war einmal Blut geflossen, genug Blut, dass das Gras sich nach Generationen immer noch davon nährte. Hennea hatte recht gehabt, es gab hier wirklich Alte Magie - ältere

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