Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Gerant wissen könntet?«
    »Der Sept von Gerant?«, rief Tier, sofort wieder abgelenkt von der Frage, wer so viel über ihn wissen könnte, um diesen Jungen zu ihm zu schicken.
    »Ja«, erwiderte der Junge. »Ich kenne ihn bestenfalls vom Sehen, aber es scheint, als wäret Ihr ihm schon begegnet.«
    »Er wird nicht oft am Hof gewesen sein«, murmelte Tier und las schnell den Rest des Dokuments durch. »Er ist ein alter Krieger, nicht gerade die Sorte Mann, die Seidengewänder trägt. Der Sept von Jenne, hm.«
    »Ich habe noch das hier, falls das hilft«, sagte der Junge und holte eine kleine, verblasste Landkarte aus einer Tasche. »Ich kann Euch zeigen, wo sich das fragliche Land befindet, aber ich weiß einfach nicht, wieso es so wichtig sein soll.«
    Die weiche Hand, die Tier die Landkarte reichte, trug einen Siegelring. Tier entging das nicht, und er merkte sich, wie der Ring aussah, aber er hatte sich vor allem auf die Landkarte konzentriert, also brauchte er einen Moment, bevor er erkannte, wer da neben ihm auf dem Bett saß.
    Der Kaiser?
    Diese Nacht war tatsächlich noch seltsamer geworden. Tier warf einen Blick zu dem Memento. War es eine Art Leibwache?

    Er zwang sich, wieder die Karte anzusehen. Wenn der Kaiser gewollt hätte, dass Tier wusste, mit wem er sprach, hätte er sich vorgestellt.
    Der Junge deutete auf eine Stelle der alten Karte. »Dort. Es ist nicht mal mit Jennes Ländereien verbunden.«
    Tier schloss die Augen und versuchte, zwanzig Jahre zurückzudenken und die Linien der Landkarte in Übereinstimmung zu bringen mit einem Gelände, das er einmal recht gut gekannt hatte.
    »Wasserrechte«, sagte er schließlich. »Dort liegen die Quellen der Bäche, die Gerants Leute mit Wasser versorgen. Und dieses Stück Land dort gehört dem Schwiegervater des Sept von Jenne - so war es zumindest vor zwanzig Jahren. Der derzeitige Sept ist vielleicht der Sohn oder Enkel des Mannes, an den ich denke, aber das Land liegt jedenfalls in den Händen von Jennes Familie. Es ist allerdings trotz seiner Größe ziemlich nutzlos, weil es sich im Regenschatten des Brulles-Berges befindet - dort wächst nichts als Salbei. Wenn Jenne Brulles beherrschen würde - dieser Streifen der Landkarte sollte zeigen, dass dort Berge liegen -, könnte er einen Zauberer einstellen, der den Wasserfluss umlenkt und zur anderen Seite des Berges schickt, oder vielleicht wird er den kleinen Fluss umlenken, der seiner Ansicht nach falsch verläuft.«
    »Ha!«, rief der Junge erfreut. »Darum geht es also. Was könnt Ihr mir über Gerants Verbündete sagen?«
    Tier zögerte. »Gerant ist ein guter Mann«, sagte er.
    Der Junge zog eine Braue hoch. »Ich habe nicht vor, ihm zu schaden, ich …« Nun war es an ihm zu zögern.
    »Ich befürchte«, sagte Tier leise, »dass es ein oder zwei Gesetze gibt, die verbieten, dass ein einfacher Mann wie ich auf derselben Matratze sitzt wie der Kaiser. Wenn Ihr weiter inkognito bleiben wollt, wäre es besser, diesen Ring abzunehmen.«

    Phoran (der Junge hieß ganz bestimmt Phoran - obwohl sich Tier wirklich nicht an die zugehörige Nummer erinnern konnte) blickte einen Moment auf, starrte den Ring mit dem Siegel des Kaisers an und zuckte dann die Achseln.
    »Ich werde daran denken. Also gut. Wenn Ihr so viel wisst, dann seht Euch das hier noch einmal an.« Er tippte ungeduldig auf das Papier. »Ich brauche etwas, das ich als Hebel benutzen kann, um die Machtstruktur im Rat der Septs zu verändern, damit ich mehr sein kann als nur eine Galionsfigur, und dieses Dokument wird mir dabei helfen. Es befand sich in dem Stapel von Entwürfen, die ich zweimal im Jahr erhalte und unterzeichnen soll, damit sie gesetzeskräftig werden. Es hat nicht viele Unterschriften - nur ein paar Leute, die Jenne etwas schuldig sind. Die meisten wussten wahrscheinlich nicht, worum es ging. Ohne Karte erfährt man nicht einmal, dass das Land eigentlich Gerant gehört.«
    »Stimmt«, sagte Tier. Ihm war nicht klar gewesen, dass der Junge nur eine Galionsfigur war, aber er hatte sich auch, seit er mehrere Jahre vor dem Tod des letzten Phoran aus Gerants Diensten ausgeschieden war, nicht mehr um Dinge gekümmert, die sich außerhalb von Redern ereigneten. »Der Sechsundzwanzigste«, sagte er laut.
    »Nur, wenn man den ersten Phoran nicht zählt«, erwiderte Phoran, den das kein bisschen durcheinanderbrachte. »Ich rechne ihn mit ein, aber mein Vater tat das nicht. Werdet Ihr mir weiterhelfen?«
    »Sicher.« Tier nickte. »Mit

Weitere Kostenlose Bücher