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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht durchschreiten kann.«
    »Könnt Ihr nichts dagegen tun? Sagtet Ihr nicht, dass Ihr selbst über Magie verfügt?«
    »Er ist gebunden«, wiederholte das Memento.
    »Hör auf damit«, sagte Tier - wenn Jes anfing, seltsam zu werden, genügten die Worte für gewöhnlich. Er sah Phoran an. »Ich habe nicht die Art von Magie, um diesem Bann etwas entgegenzusetzen. Und es ist ihnen gelungen, mir das wenige an nützlicher Magie abzunehmen, über das ich verfügte. Es sieht aus, als säße ich hier fest.«
    Phoran nickte. »Also gut.« Er kam wieder in die Zelle und schloss die Tür. »Es gibt Zauberer, die mir angeblich dienen, oder zumindest dem Kaiserreich, aber ich weiß nicht, welche von ihnen dem Pfad angehören. Findet heraus, wer die Zauberer des Pfads sind, und ich kann vielleicht einen anderen finden, der diesen Bann für uns aufhebt.«
    Er sah Tier schuldbewusst an. »Ich bin eher Kaiser dem Namen nach als in Wirklichkeit, sonst könnte ich einfach befehlen, dass man Euch freilässt. Der Zwanzigste - nach normaler Rechnung der Neunzehnte - hatte wirkliche Macht.«
    Tier grinste. »Das lag daran, dass er in Eurem Alter bereits fünfzehn Septs hatte hinrichten lassen und weitere drei oder vier persönlich umgebracht hatte.«

    »Ich bin ziemlich heikel, was meine Ernährung angeht«, sagte Phoran und gab sich betrübt. »Es wird mir nie gelingen, richtig Furcht einflößend zu sein.«
    »Ihr würdet nicht unbedingt Knochenmark aussaugen müssen, wie der Neunzehnte - entschuldigt, der Zwanzigste - es tat«, sagte Tier ernst. »Ich denke, ein gekochtes Herz oder zwei könnten durchaus genügen.«
    »Ich esse kein Herz«, erklärte Phoran mit fester Stimme. »Obwohl ich annehme, ich könnte es auch an den trauernden Erben verfüttern - das hätte die gleiche Wirkung.«
    Tier und Phoran sahen einander anerkennend an.
    »Ich bin Euch bereits etwas schuldig«, sagte Phoran, »aber Eure Erfahrungswelt ist anders als die meine. Ich wüsste gern, was Ihr von meinem Problem haltet.« Er deutete auf das Memento.
    »Ich stehe Euch stets zu Diensten, mein Kaiser.« Erfreut stellte Tier fest, dass er das durchaus ernst meinte.
    »Vor etwa drei Monaten«, begann Phoran, »habe ich mir dieses Geschöpf zugezogen. Nicht, dass es mir die ganze Zeit folgt. Für gewöhnlich sucht es mich nur in der Nacht heim.« Er lächelte finster und setzte sich wieder aufs Bett.
    Tier folgte seinem Beispiel und ließ sich auf dem anderen Ende nieder. Er hätte warten sollen, bis der Kaiser ihn dazu aufforderte, aber nach dem, was während der Zeit geschehen war, an die er sich nicht erinnern konnte, und dem Schlag, den ihm der Eingang versetzt hatte, war er ein wenig wackelig auf den Beinen.
    »Manchmal, wenn ich nicht schlafen kann«, begann Phoran, »erforsche ich die abgeschlossenen Teile des Palasts. Ich habe diesen Schlüssel hier.« Er nahm ihn aus der Tasche. »Er soll angeblich alle Türen im Palast öffnen. Bei Eurer hat das nicht funktioniert, aber er öffnete den Kasten für den Schließer, der Euren Schlüssel enthielt.«

    Er steckte ihn wieder ein und fuhr fort mit seiner Geschichte. »Vor ein paar Monaten wanderte ich eines Nachts durch den Kaore-Flügel - einer von denen, die mein Vater hat abschließen lassen, sagte man mir. Es ist für gewöhnlich ziemlich langweilig: lange Flure mit identischen Räumen auf beiden Seiten. Aber diesmal hörte ich am Ende eines Flurs ein Geräusch.
    Offiziell sollte sich niemand dort aufhalten - aber manchmal tun die Leute es doch. Ich schlich bis zu einer Tür, die nur angelehnt war.« Er zupfte am Samt seiner Hose und rieb ihn zerstreut zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Dort standen mehrere Personen in dunklen Gewändern und mit Kapuzen über dem Kopf. Sie standen in einem Kreis und rezitierten. Ein siebter Mann kniete in der Mitte, mit verbundenen Augen und gefesselt. Wenn ich gewusst hätte, was sie vorhatten, hätte ich versucht, es aufzuhalten. Aber als ich das Messer sah, war es schon zu spät. Einer der Männer schnitt dem Gefesselten die Kehle durch.«
    Phoran stand auf und begann wieder auf und ab zu gehen. »Es gab überall Blut - ich hatte nicht bemerkt, was sie vorhatten … es war zu spät für den Toten, und ich dachte mir, sie wären gewiss nicht allzu erfreut, wenn sie merkten, dass sie einen Zeugen gehabt hatten, also verschwand ich so schnell wie möglich. In der folgenden Nacht kam das Memento zu mir.«
    Phoran sah das Geschöpf ernst an, dann setzte er sich wieder aufs

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