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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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siehst schön aus, Joelle«, sagte ich. »Ich liebe dich.«
    Das brachte ihre kupferfarbene Haut zum Leuchten.
    »Oh, wie süß«, sagte Bettye.
    »Wohnen Sie in New York?«, fragte ich die dunkelhäutige Schöne aus dem Senegal.
    »Ich lehre an der NYU«, sagte sie und nickte mit einer gewissen Reserviertheit.
    »Und was?«
    »Physik.«
    »Oh.«
    »Wundert Sie das?«, sagte sie mit einem verspielten Lächeln. Die Schwärze ihrer Haut ließ ihre Zähne noch weißer erscheinen.
    »Ich nehme an, ich bringe Frauen nie mit Physik in Verbindung.«
    »Ich habe in Kuba studiert«, sagte sie. »Da überbieten die Mädchen die Jungen in Mathematik und den Naturwissenschaften.«
    In diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich kurz davor war, den Verstand zu verlieren. Ich hatte gerade Joelle im Park halb öffentlich gevögelt, saß dem Mann gegenüber, der eine Affäre mit ihr hatte, und starrte seiner Verabredung sehnsuchtsvoll in die Augen, weil die Frauen in Kuba den Männern in den Naturwissenschaften überlegen waren.
    »Schatz«, sagte Jo.
    »Ja?«
    »Warum starrst du so?«
    »Ich staune nur, dass die Mädchen in Kuba in Physik besser sind als die Jungen, weil es hier bei uns immer heißt, Jungen seien für solche Dinge hirnmäßig besser ausgestattet.«
    »Oh nein«, sagte Bettye voller Überzeugung. »Das stimmt nicht. Das sagen die Männer nur, weil es ihnen nicht passt, dass die Frauen schlauer sind als sie.«
    »Sie sind nicht wirklich schlauer«, sagte Johnny Fry mit einem Grinsen. »Frauen haben eine andere Art von Intelligenz. Sie sind besser in, hm, ich weiß nicht, äh, der Kunst.«
    »Oh«, sagte Bettye mit Nachdruck, »dann liegt es wohl daran, dass so viele Physiker in Kuba Frauen sind?«
    »Das muss mit dem Kommunismus zu tun haben und damit, wie er Jungen in ihrem Selbstwertgefühl beschneidet.« Johnny Fry sah ziemlich gut aus. Wenn er lächelte, verstand man sofort, warum Frauen seinem Chauvinismus mit Nachsicht begegneten.
    »Du bist ein Dummkopf, wenn du das glaubst«, sagte Bettye ganz ohne Nachsicht.
    »Ich mache doch nur Spaß, Schatz«, sagte er. »Du weißt, dass ich nicht mal schriftlich dividieren kann.«
    Als er Bettye »Schatz« nannte, versteifte sich Jo ein wenig.
    »Wie heißen Sie mit Zunamen, Bettye?«, fragte ich darauf.
    »Odayatta«, sagte sie. »Und Sie?«
    »Carmel. Cordell Carmel.«
    »Das klingt poetisch.«
    »Danke.«
    »Also, Bettye«, sagte Jo, »wie lange sind Sie schon in New York?«
    »Ein Jahr.«
    »Und wann haben Sie und John sich kennengelernt?«
    »Vor etwa drei Monaten«, sagte sie.
    »Bedienung«, rief Johnny. »Entschuldigen Sie.«
    Ein Mann aus dem Fernen Osten, vielleicht aus Sri Lanka oder Tibet, kam an unseren Tisch.
    »Ja, Sir?«
    »Wir würden gerne bestellen«, erklärte Johnny ihm.
    »Oh nein«, sagte Bettye und wedelte mit den Händen. »Ich bin noch nicht so weit.«
    Der junge Mann verbeugte sich leicht und ging wieder.
    »Johnny und ich wollten dieses Wochenende wegfahren«, sagte Bettye zur steifgesichtigen Jo. »Nach Sag Harbor. Aber dann fiel mir ein, dass ich heute Abend ein Essen mit dem Universitätspräsidenten habe.«
    »Sagen Sie, John«, sagte ich. »Was für Geschäfte machen Sie im Moment?«
    »Ahm, was?«
    »Haben Sie etwas Neues angefangen? Brad erzählte mir, dass Sie eine Importfirma gründen wollten.«
    »Oh ja«, sagte Bettye strahlend. »John wird senegalesische Schnitzereien importieren. Die Menschen in dem Dorf, aus dem ich stamme, sind die besten Schnitzer der Welt.«
    »Wow«, sagte ich. »Dann seid ihr zwei also auch Geschäftspartner.«
    »Ja«, sagte Bettye.
    »Können wir jetzt bestellen?«, fragte Johnny in die Runde.
     
     
    Den Rest des Essens sagten Joelle und Johnny so gut wie nichts. Bettye erzählte, wie süß Johnny zu ihr sei. Zu ihrem Geburtstag habe er ihr ein mehrreihiges Silberhalsband von Tiffany’s geschenkt.
    »Jo hat auch so eins«, sagte ich. »Ich glaube, du hast deins auch von Tiffany’s. Stimmt’s, Schatz?«
    »Ja.«
    »Irre, dass ihr zwei genau das Gleiche habt, was, John?«, fragte ich.
    »So ein Zufall«, sagte er.
    Es machte mir großen Spaß zu sehen, wie sich die beiden wanden.
    Vor einer Woche, erklärte ich Bettye, hätte ich Johnny wegen seiner Romanze mit ihr noch fürchterlich beneidet. »Aber jetzt habe ich mich noch einmal frisch in Joelle verliebt, ganz wie zu Anfang. Ich kann nicht genug von ihr bekommen.«
    »Wir sollten gehen«, sagte Jo plötzlich. »Ich habe

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