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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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haben mir klargemacht, wie viel du mir bedeutest. Bettye ist unwichtig. Ich werde sie nie wiedersehen.
     
    Um 22.47 Uhr hatte JF1223 geschrieben: Hast du dir überlegt, ob du mich in Baltimore treffen willst? Mach dir keine Sorgen. Cordell wird nichts von mir erfahren. Ich weiß, dass du ihn nicht verlassen willst. Ich respektiere das.
     
    Die zweitletzte Nachricht lautete: Mein Schwanz sehnt sich nach dir. Seit wir uns zuletzt gesehen haben, habe ich mir nicht mal einen runtergeholt. Ich sehe dich noch vor mir, wie du gewürgt hast, um ihn ganz reinzukriegen.
     
    Seine letzte Nachricht klang zerknirscht: Es tut mir leid, dass ich das eben geschrieben habe. Aber ich sitze hier Abend für Abend und warte auf deine Entscheidung. Ich denke an deine Haut und deine Berührungen. Ich denke daran, wie du mich an dem Abend, als wir uns bei Brad kennenlernten, mit zu dir genommen hast. Nie hat mich eine Frau so überwältigt. Ich glaube, ohne dich würde ich sterben.
     
    Ich saß vor Jos Computer und fragte mich, was das alles zu bedeuten hatte.
    Ich erinnerte mich gut an den Abend, als sie Johnny Fry bei Brad Mettleman kennengelernt hatte. Johnny hatte nicht gewusst, dass sie zu mir gehörte, und hatte mit Jo zu flirten begonnen. Sie tat ihn mit einem Lachen ab, und er fragte sie, was sie trinken wolle.
    Ich sagte ihm, ich würde ihr etwas zu trinken holen, und nahm an, dass sein Annäherungsversuch damit beendet war. Aber dann bat mich Brad in sein Arbeitszimmer. Er hatte einen Brief von einem spanischen Maler bekommen, den er nicht verstand. Ich las den Brief zweimal und erklärte Brad, dass Miguel Rios, so hieß der Mann, ihn als exklusiven Agenten in den USA wolle. Die Sache mit dem Brief konnte nicht mehr als zwölf Minuten gedauert haben.
    Zwölf Minuten. Als ich aus Brads Arbeitszimmer kam, sagte Jo, sie steuere auf einen Migräneanfall zu.
    »Ich spüre es da in der Mitte«, sagte sie und deutete auf die Stelle, wo ihr drittes Auge gewesen wäre.
    Zwölf Minuten. Siebenhundertzwanzig Sekunden, und ein Mann, der ihr bis zu diesem Tag völlig unbekannt gewesen war, hatte sie davon überzeugt, sich von mir in ein Taxi setzen zu lassen, damit sie möglichst schnell nach Hause kam, um es ihm auf eine Weise zu machen, wie sie es mir noch nie gemacht hatte.
    Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass ich mit ihrem Metzgermesser in der Hand in der Küche stand. Ich kann mich bis heute nicht entsinnen, zur Schublade gegangen zu sein oder sie aufgezogen zu haben.
    Dann stand ich vor Jo, das Messer fest in der Hand. Sie hatte keine Hose an, trug aber immer noch ihre weiße Bluse.
    Ich sorgte mich einen Moment lang, dass sich die Blutflecken nicht aus der Bluse entfernen lassen würden. Ich hob die Klinge, aber der Gedanke an die Flecken ging mir nicht aus dem Kopf. Blut auf der Bluse und auf dem Teppich. Blut lässt sich nie ganz rauswaschen, hatte meine Mutter früher immer gesagt.
    Dann stand ich im Bad, vor dem offenen Medizinschrank, und hielt ein kleines Fläschchen in der Hand.
    Jo nahm hin und wieder ein Schlafmittel, wenn sie bis spät gearbeitet hatte. Bis nach Mitternacht aufzubleiben machte sie unruhig, und dann konnte sie ohne Tablette nicht einschlafen.
    Ich schluckte zwei der ovalen Pillen und legte mich neben sie.
    Ganz ruhig daliegend, betrachtete ich ihr Gesicht. Erst fühlte ich nichts, weder Hass noch Eifersucht. Keinen Betrug. Aber dann dachte ich an JF 1223s Worte, daran, dass sie hatte würgen müssen, um ihn in sich zu halten. Ich hob einen Arm und wollte sie im Schlaf erdrosseln. Aber die Schlaftabletten kamen mir dazwischen. Ich sank nach hinten und kämpfte, um mich aus dem schwarzen Sumpf zu ziehen, der mich zu verschlingen drohte.
     
     
    Ich wachte auf und lag im vollen Sonnenschein. Jo war bereits auf und ging irgendeiner Beschäftigung nach. Die Geschehnisse der vergangenen Nacht geisterten durch meinen Kopf. Ich erinnerte mich an das Messer und die Schlaftabletten. Ich erinnerte mich…
    »L.?«, sagte Jo. Sie stand in der Tür und hatte das Metzgermesser in der Hand.
    »Hi.«
    »Ich habe das hier im Bad gefunden«, sagte sie und hielt mir das Messer vor die Nase.
    »Ich… ich konnte nicht schlafen«, sagte ich. »Deshalb wollte ich etwas von deinem Hustensaft nehmen, aber die Flasche ging nicht auf, und ich habe es mit dem Messer versucht. Am Ende habe ich die Schlaftabletten gefunden.«
    Sie sah mich kopfschüttelnd, aber ohne jedes Misstrauen an.
    »Mit dem Einschlafen hatte ich

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