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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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von dem aus man die Halle bestens im Blick hatte. Ich freute mich so über den Ausblick, dass ich dem Profil meiner unbekannten Verabredung keine allzu große Aufmerksamkeit schenkte.
    Sie war schwarz, mit einem karamellfarbenen Ton, und hatte geglättetes Haar. Sie trug ein rotes Kleid und schien eine gute Figur zu haben.
    Das Mädchen führte mich bis an den Tisch und legte die Speisekarten ab. Erst jetzt sah ich Brendas Gesicht richtig.
    »Ah… äh…«, sagte ich und starrte die Frau an, die sich Brenda nannte.
    »Vielleicht sollten Sie sich setzen, Cordell«, schlug sie vor.
    Jetzt erst merkte ich, dass die Bedienung den Stuhl für mich hielt. Ich nickte ihr zu, ließ mich aber viel zu schnell fallen und saß zunächst auf der Kante.
    »Ist schon okay«, sagte ich zu dem Mädchen. »Alles bestens.«
    Die pummelige Kleine verschwand, und ich starrte in Brendas strahlendes Gesicht.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte ich.
    »Sie kennen mich?«
    »Ich… ich…«, sagte ich. Dann holte ich Luft. »Sie sind ein… ein Traum, kein Mensch.«
    Ihr Lächeln war schlau.
    »Gab es mich nur in Ihrer Fantasie?«
    »War Mel Schauspieler oder jemand, der nicht wusste, was ihn erwartete?«, fragte ich.
    »Das ist Ihnen aufgefallen?«
    Die Überraschung auf ihrem Gesicht ließ mich frohlocken. Ich musste mich unglaublich zusammenreißen, um nicht anzufangen zu kichern und aufgeregt auf meinem Stuhl herumzurutschen.
    »Wie hat Cynthia das geschafft?«, fragte ich. »Wie konnte sie das? Und wie kommt es, dass Sie… da mitmachen?«
    Sisypha lächelte verschmitzt. Ihre Augen trotzten meiner Unterwürfigkeit.
    »Ich bin eine Frau, und Sie sind ein Mann«, sagte sie. »Das wird niemand ändern. Cynthia arbeitete vor langer Zeit im Sexgeschäft. Wir kennen uns aus Hollywood, daher hat sie meine Nummer.«
    »Und Sie sind nach New York gekommen, nur weil Cynthia Sie einfach so angerufen hat?«
    »Das war eher eine glückliche Fügung…«
    Schon dieses Wort beschwingte mich. Mit dem rechten Fuß morste ich ihren Namen auf den Boden. Der Morsecode war meine erste Fremdsprache. Als Junge hatte ich beim Abendessen gesessen und Fuck you, Daddy, Arschloch gemorst, während mein Vater sich aufspielte.
    »… ich musste wegen der Spiele nach New York«, erklärte Sisypha. »Cynthia wusste, dass ich hier sein würde, und so rief sie an und sagte, da stehe jemand am Scheideweg. Sie sagte, Sie hätten die Sisypha-Sage gesehen und seien begeistert gewesen.«
    »Sie haben ihn sich unterworfen«, sagte ich.
    »Ist es das, was Sie wollen?«
    Ich sah mich nach einem Kellner um, aber es war keiner in der Nähe.
    »Was… was sind das für Spiele}«, fragte ich und hoffte, das Herz würde mir nicht aus der Kehle springen.
    Sisypha (so hieß sie für mich) lehnte sich zurück, lächelte und zeigte mir ihre Zähne.
    »Die Sex-Spiele«, sagte sie. »Sie werden alle drei Jahre in New York abgehalten und bestehen aus zwölf Hauptteilen und zweimal so vielen Unterhaltungsvorführungen.«
    »Ich habe noch nie davon gehört«, sagte ich, und ihr Lächeln wurde breiter.
    »Das können Sie auch kaum. Da werden gewisse Regeln überschritten, und deshalb findet alles hinter verschlossenen Türen statt. Die Karten kosten tausend Dollar, Austragungsorte sind Lagerhäuser in Brooklyn und der Bronx.«
    »Und Sie, Sie mögen diese, hm, diese Wettbewerbe?«
    »Ich bin Jurorin«, sagte sie. »Ich sitze in verschiedenen Jurys.«
    »Vorhin bin ich die Straße entlanggegangen«, sagte ich. »Es regnete, und weil ich einen Schirm hatte, fragte mich ein junger Kerl, ob er ein Stück mit mir gehen könne.«
    Ihr Gesicht hatte etwas Hartes, aber ihre Schönheit war unbestreitbar. Ich wollte ihre Aufmerksamkeit, wollte, dass sie mir zuhörte.
    »Und?«, fragte sie.
    »Als wir ankamen, bot er an, mir zum Dank einen zu blasen.« Das letzte Wort flüsterte ich.
    »Und? Haben Sie sein Angebot angenommen?«
    »Nein. Nein, ich… Ich war nicht interessiert.«
    »Verstehe. Und warum erzählen Sie mir das?«
    »Bis vor einigen Tagen war mein Leben so langweilig wie eine leere Papiertüte«, sagte ich. »Einmal pro Woche habe ich mit meiner Freundin geschlafen, hin und wieder mit kleinen Variationen, aber meistens war unser Sex völlig einfallslos. Nie hat sich mir eine andere Frau sexuell genähert, geschweige denn ein Mann. Und jemanden wie Sie habe ich erst recht nicht getroffen.«
    »Und wie bin ich?«, fragte sie.
    »Sie sind ein Mensch, der in dieser Welt lebt. Sie treffen Ihre

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