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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Haaren glänzten einige graue Strähnen. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Er trug eine Fahreruniform und hatte sehr kräftige Hände.
    »Ist das dein Wagen?«, fragte ich Sisypha.
    »Natürlich.«
    »Woher wusste er, wo er dich finden würde?«
    »Ich habe einen kleinen Apparat bei mir, den er lokalisieren kann. Ich sage ihm nur, wann er mich abholen soll, und er kommt, wo immer ich bin.«
    »Miss Landfall«, sagte der Fahrer grüßend.
    »Ja, Wan«, sagte sie. »Das ist mein Gast – Cordell.«
    Er nickte und öffnete den Wagenschlag.
    Wir kletterten auf die Rückbank, mit Blick in Fahrtrichtung. Uns gegenüber saß ein Paar, ein Mann und eine Frau. Die Frau war vollkommen weiß, von den platinfarbenen Haaren bis zu dem winzigen Satinslip, über dem sie keinen Rock oder sonst etwas trug. Der Mann neben ihr war schwarz wie die finsterste Nacht, in die man mit verbundenen Augen starrt.
    »Caesar, Inga«, begrüßte Sisypha die beiden. »Das ist mein Freund Cordell.«
    Caesar grinste und bleckte dabei seine weißen Zähne.
    Statt etwas zu sagen, zog Inga ihr Mieder herunter und entblößte zwei feste, hochstehende Brüste.
    »Ich mag einen Schwanz zwischen meinen Brüsten, während ich gefickt werde, Cordell«, sagte sie mit einem höhnischen Grinsen.
    Der Wagen rollte vom Bordstein.
    »Oh nein«, fuhr Sisypha dazwischen. »Ich habe keine Lust, auf der ganzen Fahrt nach Brooklyn deine Möse riechen zu müssen. Wenn ihr mit uns fahren wollt, müsst ihr eure Hosen anbehalten.«
    »Peng!«, rief Caesar.
    »Ich habe keine Hose an«, sagte Inga und sah mir in die Augen.
    Sie war höchstens einundzwanzig. Aber ihre Augen ließen auf mehr Erfahrung schließen, als ich jemals haben würde. Sie hatte Energie.
    Ich war froh, dass Sisypha sie unterbrochen hatte. Ich war zwar mit der Aussicht auf Sex in diesen Wagen gestiegen, aber an Inga war ich nicht interessiert. Sie war nur Fleisch, und ich war zu der Überzeugung gelangt, dass ich nach etwas anderem suchte.
    Ich wandte mich an meine Gastgeberin. »Wolltest du mich nicht etwas fragen?«
    »Später«, sagte sie und strich mir über die Hand. »Vielleicht.«

 
    Während der Fahrt sprach Caesar von seinen afrikanischen Vorfahren. Er behauptete, von Nomaden abzustammen, deren Geschichte seit zweitausend Jahren überliefert sei.
    »Vor sechsundsiebzig Generationen«, sagte er, »lag mein Vorfahre bei Julius Caesar. Alle erstgeborenen Jungen meiner Stammlinie tragen seitdem seinen Namen.«
    »Und was treibt Sie zu den Sex-Spielen?«, fragte ich.
    Der große Afrikaner neigte den Kopf, als versuchte er, eine Beleidigung in meinen Worten zu erkennen. Er nahm die Brille ab, und ich sah, dass er blutrote Kontaktlinsen trug.
    »Sex«, zischte er. »Lange, harte Schlachten in den Betten der schönsten Menschen dieser Welt.« Er legte den Arm um seine Begleiterin und nahm ihre Brüste in seine großen Hände. Sie verdrehte die Augen.
    »Die Spiele«, fuhr er fort, »sind der einzige Grund, warum ich mir kein Messer in den Bauch ramme.«
    »Oh Gott«, stöhnte Inga. »Ich kann ihn fühlen, obwohl er gar nicht in mir drin ist.«
    Der rotäugige schwarze Gott grinste mich an, und meine Gedanken wanderten zurück zu Mel. Stand mir Ähnliches bevor?
    Ich hatte Angst, den gleichen Fehler wie Mel zu begehen. Was mich aber vor allem beschäftigte, war, dass ich es offenen Auges tat. Vielleicht hatte Sisypha ja recht. Vielleicht suchte ich nach Bestrafung, genau wie Jo bei Johnny Fry.
    Noch einmal beschloss ich, Johnny Fry zu töten.

 
    Das würfelförmige Lagerhaus, zu dem Wan uns fuhr, lag inmitten eines Gewerbegebiets. Außer einem Obdachlosen, der seinen Einkaufswagen durch die Straßen schob, war weit und breit keine Menschenseele zu sehen.
    Die grüne metallene Eingangstür öffnete sich, als wir uns ihr näherten. Zwei splitternackte Frauen – eine weiß, eine dunkelhäutig – lächelten Sisypha zu und umarmten sie.
    Zusammen gingen wir einen langen, staubigen Gang zu einem alten Lastenaufzug hinunter, dessen unebener Boden aus Holzplanken gezimmert war. Wan bediente den Fahrstuhl, während sich die beiden nackten Frauen mit Sisypha unterhielten.
    Ich hörte nicht zu, sondern versuchte, meinen Atem zu kontrollieren. Vor Angst war ich wie versteinert. Alle Ruhe und Gelassenheit, die mir mein Entschluss, Johnny Fry zu töten, beschert hatte, war wie weggeblasen. Die Leute um mich herum fassten sich an und sahen herausfordernd zu mir herüber.
    Der Aufzug hielt. Wan rollte die

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