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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Die Leute sprangen auf und schrien, warfen mit Blumen und Küssen um sich und reckten ihm ihre nackten Brüste, Schwänze und Arsche entgegen. Sie tanzten, zündeten Feuerzeuge an und hielten sie lobpreisend in die Höhe.
    Eine Frau brach in Tränen aus.
    Viele lachten.
    Der Sex-Clown wartete, bis sich der Tumult etwas legte. Sein Blick, zuvor voller Spott, wurde wohlwollend. Ich musste an Sasha denken, wie sie ihren heulenden Bruder angesehen hatte – voller Liebe, wie ich plötzlich begriff.
    »Jetzt kommt die Hauptattraktion«, rief der Sex-Clown, »der Hahnenkampf.«
    Wieder brach überschwänglicher Jubel los, wieder wartete der Clown.
    »Während der letzten drei Tage haben sechzig Heteros im griechisch-römischen Stil miteinander gekämpft, um unter sich die beiden Besten zu ermitteln. Sechzig bulldozerstarke Männer haben gegeneinander gekämpft, um es bis in die Endrunde zu schaffen.«
    Zwei weitere Scheinwerfer flammten auf, einer auf der linken, der andere auf der rechten Seite der Plattform. Sie hüllten zwei Männer in Licht, einen Weißen und einen Schwarzen. Der schwarze Mann trug eine cremeweiße Robe, der weiße ein glitzerndes grünes Tuch.
    Das Publikum war außer sich.
    »Entschuldige«, flüsterte Sisypha mir ins Ohr.
    Als ich mich ihr zuwandte, schob sie mir ihre Zunge in den Mund und zog meinen Kopf zu sich heran.
    Es war die Art Kuss, nach der man sich als Heranwachsender sehnt. Die Art Kuss, die Frauen auf Filmleinwänden pflegen – ein seelenvoller Aufruf an mein Mannsein. Das Johlen der Menge verstummte. Meine Ängste hatten sich in Luft aufgelöst.
    Sisypha lehnte sich zurück und sah mich an.
    »Es tut mir leid, dass ich dir gesagt habe, mich nicht anzufassen«, sagte sie. »In bestimmten Kreisen bin ich eine Ikone, und die Männer recken sich nach mir, ohne meine Würde zu achten.«
    »Das wollte ich nicht.«
    »Ich weiß«, sagte sie und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Bühne zu.
    »Diese beiden Männer sind auf sämtliche Geschlechtskrankheiten untersucht worden«, sagte der Sex-Clown gerade. »Eine Woche lang wurden sie isoliert, und wie ich bereits sagte: Beide sind strikte Heteros. Aber selbst das Blut solcher Männer kann im Zweikampf überkochen…« Das Johlen der Menge war ohrenbetäubend. »Sogar ein Hetero kann ihn im Zweikampf hochkriegen, wenn er von Dr. Themopolis die magische Injektion bekommt.«
    Die nackten Frauen, die uns begrüßt hatten, kamen aufs Podium und zogen den Kämpfern die schönen Roben von den Schultern.
    Beide Männer waren kräftig und muskulös. Ihre Brustkörbe hoben und senkten sich erwartungsvoll. Sie waren eingeölt, und ihre Körper glänzten im Scheinwerferlicht. Und beide hatten riesige, vorstehende Schwänze, mit Penisringen, die ihnen halfen, ihre Erektion zu halten.
    Männer und Frauen johlten.
    Ich drehte mich Sisypha zu, weil ich sie etwas fragen wollte, aber sie legte einen Finger auf die Lippen. Im gleichen Moment hob der Sex-Clown die Hand, und die Menge verstummte.
    »Möge der Bessere gewinnen«, sagte er und verbeugte sich tief, während er rückwärts das Podium verließ.
    Ohne Umschweife gingen die beiden Männer aufeinander los, laut krachend stießen ihre Körper zusammen. Jeder von ihnen mühte sich, seinen Gegner zu fassen zu bekommen, aber das Öl machte es schwer, einen Griff anzusetzen. Der weiße Kämpfer verpasste dem schwarzen einen Faustschlag, der ihn zu Boden streckte. Die Menge jubelte. Dann sprang er dem Schwarzen auf den Rücken, wurde aber abgeworfen, als sich der Schwarze wieder erhob. Die beiden keuchten immer lauter und stießen gegeneinander, während sie sich zu fassen versuchten.
    Irgendwann gelang es dem Weißen, den Schwarzen auf den Bauch zu werfen. Die Leute hinter mir sprangen auf, um besser sehen zu können. Es wurde ganz still, aber die Luft knisterte vor Spannung.
    Wieder wurde der Weiße abgeworfen, und die Leute sanken auf ihre Plätze zurück.
    Viermal traktierte der Weiße den Schwarzen mit Fausthieben, und der Schwarze schlug nicht ein einziges Mal zurück. In meiner wilden Aufregung dachte ich, das sei womöglich eine Regel: Überlass dem Weißen den Vorteil, den er auch draußen in der Welt hat.
    Aber so war es nicht.
    Ohne Pause ging der Kampf weiter. Das Keuchen der Kämpfer erfüllte den Raum. Hin und wieder wichen sie dem direkten Kontakt aus und umkreisten einander schwer atmend, aber wann immer sie aufeinander losgingen, entlud sich ungeheure Gewalt. Der schwarze Mann blutete aus

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