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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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gestrichen.
    Ich blieb stehen und fasste Sisypha am Arm.
    »Ich gehe besser nach Hause«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Ich kenne hier niemanden, und ich habe Angst.«
    »Ich will, dass du diese Nacht bei mir bleibst.«
    Sie sah mir in die Augen. Sisypha war nicht älter als dreißig, viel jünger als ich. Aber für mich war sie eine Göttin.
    »Wusste Mel, was ihn erwartete?«, fragte ich.
    »Nicht ganz.«
    »Wirst du mich auch so behandeln?«
    »Du bist nicht Mel«, sagte sie. »Du musst nicht auf einen Rahmen gespannt werden und von einer Frau den Arsch aufgerissen bekommen, die dir sanft über die Wangen streicht, oder?«
    Ich fasste sie zärtlich bei den Händen.
    »Zerstöre mich nicht, Sisypha«, sagte ich mit einer Stimme wie ein Betender.
     
     
    Der nächste Raum war ein Restaurant. Auch er war hell erleuchtet, hatte zwölf Vierertische und vier Ecknischen für jeweils sechs Leute. Fünf der mittleren Tische waren besetzt, meist mit Paaren, nur an einem saßen vier Personen.
    Von den Nischen war nur eine belegt. Ein Mann und eine Frau saßen dort, aber ich konnte ihre Gesichter nicht sehen.
    »Miss Landfall«, begrüßte der Oberkellner, ein korpulenter Latino, meine Begleiterin.
    »Pedro«, sagte sie mit perfekter Aussprache.
    »Ihre Nische?«, fragte er.
    »Uns reicht ein Tisch.«
    Als wir saßen und die Speisekarten vor uns lagen, sah Sisypha mich an.
    »Was?«, fragte ich.
    »Wie viel weißt du von mir?«, fragte sie.
    »Ich kenne nur die ersten Szenen der Sisypha-Sage«, sagte ich. »Die Extras auf der DVD habe ich mir nicht angesehen.«
    »Hast du die Blogs über mich und meine Website gelesen?«
    »Nein.«
    »Bist du in meinem Fanklub?«
    Ich schüttelte den Kopf und fragte: »Wie viele Mitglieder hat er?«
    »Zuletzt waren es 11.462.«
    »Wow.«
    »Mehr als die Hälfte sind Frauen«, fügte sie stolz hinzu.
    »Liegt es daran, dass du so selbstsicher und dominant bist?«, fragte ich.
    »Willst du, dass ich dich ficke, Cordell?«
    »Nein.«
    »Dass ich mit dir schlafe?«, fragte sie mit sarkastischem Unterton.
    »Nicht mal das«, sagte ich.
    »Was dann? Was willst du von mir?«
    »Du hast mich angerufen«, sagte ich.
    »Aber du hast nach mir verlangt.«
    Mit einem Mal wurde ich ziemlich verwegen. »Ich hoffe«, sagte ich, »von dir etwas zu lernen. Zu sehen, wie du… mit den Dingen umgehst. Meine Freundin behandelt mich wie ein Schoßhündchen. Bis vor einer Woche war ich so gut abgerichtet, dass ich nicht mal gefragt habe, ob ich auch während der Woche zu ihr kommen darf. Wenn wir telefonierten und sie sagte, sie müsse jetzt Schluss machen, habe ich nie etwas dagegen eingewandt, egal wie gerne ich noch mit ihr geredet hätte. Und sie hat einen Liebhaber, der sie auf ihrem Teppich flachlegt, im Park fickt und männliche Prostituierte dafür bezahlt, sie zu nehmen, während er zusieht und raucht.«
    Ich fragte mich, woher ich das mit dem Rauchen hatte. Ich hatte Johnny Fry noch nie rauchen gesehen.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen?«, fragte uns ein Kellner.
    Mir wurde bewusst, wie viele Kellner und Kellnerinnen es in meinem Leben gab. Menschen, die mich bedienten, ohne mich zu kennen. Der hier war klein und dunkel, hatte winzige Augen und sprach ohne Akzent.
    »Wasser, Roger«, sagte Sisypha. »Und zwei gemischte Salate.«
    Ich widersprach ihrer Bestellung nicht. Ich hatte das Gefühl, mit einem einzigen Hieb den Tisch zerschlagen zu können, aber ich hielt mich im Zaum.
    »Wozu brauchst du die Pistole?«, fragte sie. Ich konnte ihr von den Augen ablesen, dass sie wusste, ich wollte Johnny Fry damit töten.
    Fuck you, dachte ich. Wenn du sowieso alles weißt, brauche ich dir nichts zu erzählen.
    »Ich habe sie von einem Freund bekommen«, sagte ich. »Manchmal stecke ich sie ein.«
    »Zum Schutz?«
    »Zum Spaß.«
    »Spürst du die zweite Droge jetzt?«
    »Oh ja«, sagte ich. »Ich könnte dich auf den Arm nehmen und mit dir um den Block rennen. Aber ich muss es nicht.«
    Sie langte über den Tisch und kniff mir mit aller Kraft in meine verletzte Hand.
    Ein Wutanfall erfasste mich, wie ein Taifun. Ich brüllte, sprang auf und schleuderte meinen Stuhl hinter mich. Sämtliche Gäste wandten sich zu mir um, selbst das Paar in der Nische reckte die Köpfe. Die Frau war, wie ich trotz meines Wutanfalls feststellte, ziemlich alt, der Mann sicher noch keine dreißig.
    »Stimmt etwas nicht, Sir?« Pedro, der Oberkellner, kam herbeigelaufen, um den Stuhl aufzuheben.
    »Ich… ich… ich«, stammelte

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