Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
Vom Netzwerk:
ich.
    »Es ist sein erstes Mal«, erklärte Sisypha.
    Pedro hielt mir den Stuhl hin, und ich fügte mich, indem ich mich setzte.
    Sisypha grinste.
    »Was hast du mir gegeben?«, fragte ich.
    »Eine Designerpille«, sagte sie. »Der Typ, der sie mischt, lebt in Berlin. Er hat Tausende von Kunden. Wir zahlen ihm jährlich eine bestimmte Summe, und dafür versorgt er uns mit Drogen, die so geheim und neu sind, dass sie niemals illegal sein können.«
    »Ich spüre dein Kneifen immer noch«, sagte ich. »Am liebsten würde ich aufspringen und durch die Wand da rennen.«
    »Vielleicht sollten wir nach dem Essen ins Gym gehen«, schlug sie vor.
    »Gehen wir sofort«, sagte ich.
    Sie lächelte und nickte.
    Wir gingen, ohne zu zahlen. Ich nahm an, Sisypha sei Mitglied im Wilding Klub.
    Wieder liefen wir einen leeren Gang hinunter. Gänge und Kellner, dachte ich, sind das Schanzkleid meines inhaltslosen Lehens.
    Dieser Gang war mit einem roten Teppich ausgelegt, die Wände waren braun gestrichen. Wir liefen hintereinander.
    »Was wolltest du mir sagen?«, fragte ich Sisypha.
    Sie drehte sich um und sah mich an.
    »Ich mag dich, Cordell«, sagte sie. »Aber…«
    »Aber was?«
    »Ich kenne dich nicht.«
    Noch bevor ich etwas erwidern konnte, wandte sie sich wieder um.
     
     
    Das Gym war mehr, als ich erwartet hatte. Es gab eine Fitnessbar und etliche Trainingsgeräte, sogar einen Ring zum Boxen oder für Wrestling. Wie in allen anderen Räumen liefen auch hier zahlreiche nackte Männer und Frauen herum, die ihre Körper zur Schau stellten. Aber es gab keinen Sex. Die Leute posierten oder trainierten, mehr nicht.
    Sisypha und ich setzten uns an einen kleinen weißen Tisch in der Bar. Sie nahm einen Selleriesaft, ich einen Beruhigungstee. Die Droge in mir war wie ein hellwaches zweijähriges Kind, das nach Unfug Ausschau hält. Auf nichts außer Sisypha vermochte ich mich länger als ein paar Sekunden zu konzentrieren.
    »Was magst du an mir?«, fragte ich sie.
    Sie lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Bitte antworte mir«, sagte ich. »Ich weiß, es ist dumm und kindisch, aber ich wusste ja nicht, was diese verdammte Droge mit mir anstellen würde.«
    »Gibst du der Pille die Schuld?«, fragte sie lächelnd.
    »Bitte.«
    »Ich glaube, Liebe ist etwas Materielles«, sagte sie, nahm meine Hand und streichelte sie. »Sie wird jeden Tag auf ganz natürliche Weise produziert, wie Zahnstein, Blut und Haut. Die meisten Menschen, die ich kenne, speichern sie nicht, sondern verschenken sie. Sie geben sie undankbaren Kindern, Geliebten, die es nicht verdienen, treulosen Freunden und den vielen Fremden, die sie jeden Tag treffen…«
    Genau deshalb wollte ich mit Sisypha zusammen sein: Ihr Wissen war wie frisches selbst gebackenes Brot, Penizillin gegen ein verrücktes Fieber.
    »Aber hin und wieder treffe ich einen Mann, der sein Liebesreservoir nie angezapft hat, und es genügt, seinen Nacken zu streicheln, und all die Süße fließt aus ihm heraus.«
    Sie strich mir immer noch über die Hand. Ich starrte ihr hungrig in die Augen.
    »Ein Mann wie du ist ein Schatz für eine Frau wie mich«, sagte sie. »Die meisten Menschen, Männer wie Frauen, wollen nur etwas von uns nehmen, aber hin und wieder treffen wir jemanden, der voller Liebe ist und sie uns geben will.«
    »Ich?«
    »Warum nicht du?«, fragte sie.
    »Ich bin kalt und langweilig«, sagte ich. »Ich bin… ich bin gewöhnlich.«
    »Nein, Cordell«, sagte sie und hielt meine Hand. »Du bist etwas Besonderes. Du hortest deine Liebe zwar, aber deine Fähigkeit, immer mehr davon zu produzieren, ist nie beeinträchtigt gewesen. Du bist eine Schatztruhe. In dir ist genug Leidenschaft, um jemanden ein Leben lang reich zu machen.«
    »Ich verstehe dich nicht«, sagte ich.
    »Das weiß ich«, sagte sie. »Und ich wünschte, ich könnte es dir erklären… Aber ich kenne dich nicht.«
    »Was heißt das?«, fragte ich. »Müssen wir erst eine Weile Freunde sein, damit du mich kennenlernst und es mir dann sagen kannst?«
    »Ich werde dich wahrscheinlich nie wiedersehen, Cordell.«
    »Warum nicht? Ich meine, könnten wir nicht Freunde werden?«
    »Bren«, sagte da ein großer schwarzer Mann mit goldmetallicfarbener Hose und weißem Baumwollhemd. Man konnte sehen, wie sein riesiger Schwanz gegen den engen, glänzenden Stoff drückte.
    »Hallo, Stan«, sagte Sisypha mit gespielter Unterwürfigkeit. »Das ist mein Freund Cordell.«
    »Freut mich, dich kennen zu lernen«, sagte der

Weitere Kostenlose Bücher