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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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entferne, umso schöner sieht sie aus, und dann erschreckt mich auf einmal eine deutliche Erinnerung, als wäre ich auf einen Nagel getreten. Es kann ein Duft sein oder ein Ring um den Mitternachtsmond, und dann fallen mir die aufwühlenden Gefühlsregungen wieder ein – die Verwirrung –, und wissen Sie was, ich bin heilfroh, dass ich alt bin.«
    »Sie sind nicht alt«, meinte Fair galant.
    Jim, der das gehört hatte, pflichtete ihm bei. »Wir haben uns gut gehalten, Miranda, und meine Angetraute« – er strahlte übers ganze Gesicht – »ist so schön wie an dem Tag, als ich sie geheiratet habe.«
    Während Freunde und Nachbarn applaudierten, schlich Marcy nach draußen.
    »Komisch.« Tucker bemerkte es, und Chris bemerkte es auch, worauf sie Marcy nach draußen folgte.
    »Marcy?« Mrs Murphy kannte die Denkweise ihrer Freundin.
    »Ja … so ein kleines Persönchen mit so einer schweren Bürde.« Der Hund legte die Pfoten auf die Fensterbank.
    Jim sah auf seine goldene Uhr. »Ratsversammlung.« Er küsste Mim auf die Wange. »Bin zum Abendessen zu Hause.«
    Einer nach dem anderen verließen die alten Freunde das Postamt.
    »Wann ist die nächste Foto-Sitzung?«, fragte Harry Boom Boom, als diese den Schlüssel in ihr Postfach steckte. Harry bereute ihren Wutausbruch bei den Highschool-Aufnahmen längst, und besonders bereute sie, dass sie gesagt hatte, sie würde Charlie überleben, obwohl ihr das Leben verleidet war.
    »Samstag.«
    »Wer ist dran?«
    »Bonnie Baltier und Leo Burkey. Sie kommt von Warrenton hierher und er aus Richmond. Ich habe ihnen ein Abendessen als Belohnung versprochen.«
    »Mach die Aufnahmen lieber bald. Man kann nie wissen, wer sonst noch stirbt.« Harry rollte den vollen Postkarren zum Schalter.
    »Das ist makaber«, empörte sich Boom Boom.
    »Stimmt.« Harry seufzte. »Aber ich konnte es mir nicht verkneifen. Ich meine, ich könnte gleich hier abkratzen. Wir sind alle so … hinfällig.«
    »Prophetie.« Fair zog eine Augenbraue hoch, und Harry erbleichte.
    »Sag das nicht. Damit machst du’s noch schlimmer.« Boom Boom, eine empfindsame Seele, bekreuzigte sich.
    »Ich hab nicht gesagt, dass es eine Prophezeiung war. Ich sagte Prophetie.«
    »Ich bin ein bisschen bedrückt.« Booms schönes Gesicht verfinsterte sich.
    »Deine Affäre mit Charlie war zu Highschool-Zeiten«, blaffte Harry. »Das ist zu lange her, um bedrückt zu sein.«
    »Das war ungehörig, Harry, Sie sind doch sonst nicht so«, schalt Miranda.
    »Ach wirklich?« Harry schob das Kinn vor.
    »Charlie Ashcraft war ein großer Fehler. Das war schon auf der Highschool klar. Aber ich musste den Fehler erst mal machen.« Boom war rot geworden. »Ich weiß, du hältst nicht viel von mir, Harry Haristeen, und das nicht ohne triftigen Grund. Ich habe mich bei dir entschuldigt, aber ich kann mich nicht mein Leben lang entschuldigen. Ich bin nicht mannstoll. Ich verführe nicht jeden Kerl, der mir unter die Augen kommt, und außerdem stand ich nach dem Tod meines Mannes ziemlich neben mir. Ich habe vieles getan, was ich heute nicht mehr tun würde. Wann hörst du endlich auf damit?«
    Verblüfft platzte Harry heraus: »Jetzt kannst du leicht großmütig sein. Ich glaube dir sogar. Aber es war nicht deine Ehe, die kaputtgegangen ist.«
    Endlich meldete Fair sich zu Wort. Er war zu verdattert gewesen, um etwas zu sagen. »Das war meine Schuld.«
    »Wollen Sie das nicht lieber draußen besprechen?« Miranda sah weitere Leute auf den Parkplatz fahren. »Sicher, dies ist ein öffentliches Gebäude, und es ist Ihr gutes Recht, sich hier aufzuhalten, aber Sie sollten doch lieber nach draußen gehen.«
    »Na gut.« Harry stapfte hinaus und knallte die Hintertür zu.
    »Die Pflicht ruft.« Mrs Murphy sprang herunter und sauste durch das Hinterzimmer.
    Pewter folgte ihr. Tucker ging zum Haupteingang hinaus, als Fair Boom Boom die Tür aufhielt. Boom heftete sich den anderen an die Fersen, als sie zwischen Market Shifletts Laden und dem Postamt zum hinteren Parkplatz gingen.
    Auf dem Parkplatz an der Gasse blieben sie einen Augenblick stehen und sahen sich stumm an.
    »Komm schon, Mom, lass es raus. Bring’s hinter dich«, riet Murphy ihr.
    Endlich brach Harry das Schweigen. »Ich weiß, ich bin zickig.«
    Fair sagte: »Manche Wunden brauchen lange, bis sie heilen. Und es tut mir leid, schrecklich leid, Harry. Ich hatte Todesängste, dass ich was verpasse.« Er hielt inne. »Aber wenn ich nicht einen so gravierenden Fehler gemacht

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