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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Charlies vier Exfrauen an.«
    »Sie sind alle fortgezogen, oder?«
    »Ja.« Pfeifend durchschritt er den Männerumkleideraum, um sich den Grundriss einzuprägen.
    Es klopfte an der Tür, und Diana Robb, die Leiterin des Rettungsdienstes von Crozet, kam herein. »Fertig?«
    »Ich habe die Sirene nicht gehört«, sagte Cynthia.
    »Hab sie nicht eingeschaltet. Ich war auf dem Rückweg vom Krankenhaus, als Sie anriefen, höchstens anderthalb Kilometer von hier.« Als sie zu den Spinden ging, warf sie einen Blick auf Charlie. »Sehr adrett. Sogar seine Krawatte sitzt akkurat.«
    »Mark DiBlasi hat ihn gefunden.«
    Diana rief über die Schulter: »He, Jungs, bringt die Bahre und den Leichensack her.« Ihre zwei Assistenten sausten nach draußen, um die Sachen zu holen.
    »Mark sagt, er war noch warm, als er ihn fand«, teilte Rick ihr mit.
    »Frischer Schuss.«
    »Wir haben schon alles gesichert. Er kann weg.« Cynthia sah zu, wie die Bahre hereingerollt wurde; die Räumlichkeiten waren etwas eng.
    »Zieht eure Handschuhe an, dann heben wir ihn hoch und tragen ihn in den Aufenthaltsraum«, wies Diana ihre Leute an. »Der Kerl dürfte schwer sein.«
    »Irgendwelche Ideen?«, fragte Cynthia Diana.
    »Zu viele.«
    Rick grinste. »Ja, das ist anscheinend das Problem.«
    »Eins weiß ich.« Diana zwängte ihre Finger in die dünnen Gummihandschuhe, über die sie ein Paar dickere Handschuhe zog. »Charlie war immer ein Snob. Wer kein Geld hatte, musste wenigstens aus einer angesehenen Familie sein. Mit armen Leuten hatte der nichts am Hut.«

 
9
     
    Am nächsten Morgen ging es im Postamt zu wie in einem Taubenschlag. Da es der zentrale Treffpunkt der Stadt war, kamen alle in der Hoffnung, dass andere mehr Neuigkeiten wussten als sie. Jeder hatte natürlich seine eigene Theorie.
    »Wenn man mit den Frauen anderer Männer schläft, ist der Ärger vorprogrammiert«, erklärte Jim Sanburne, der Bürgermeister von Crozet und Mims Ehemann.
    Da Jim bis vor Kurzem in Affären geschwelgt hatte, warf die elegante Mim ihm einen kalten Blick zu. »Gut gesagt.«
    »Das wird spannend.« Mrs Murphy saß mit zitternden Schnurrhaaren auf dem Schalter, der den Postraum vom Publikumsverkehr trennte.
    Pewter, die neben ihr saß, leckte sich die Pfote und vergaß dann geistesabwesend, sich zu putzen. Tucker mischte sich unter die Leute; sie glaubte Schuldbewusstsein und Wut zu wittern.
    »Ob wohl ein Mensch seinen Tod beklagen wird?«, fragte Mim.
    Jim Sanburne rieb sich das Kinn. »Vielleicht die, mit der er’s zur Zeit getrieben hat.«
    Reverend Herb Jones brummte: »Er war zweifellos ein Schuft. Aber er war ein junger Spund – lassen Sie nicht außer Acht, dass er sich im Laufe seines Lebens hätte bessern können.«
    Miranda nickte. Der Geistliche sprach ihr aus der Seele.
    »Der Kerl hat nicht richtig getickt.« Der schwerfällige Jim lehnte sich so nahe an den Schalter, dass Pewter sich großmütig an seinem Arm rieb, um ihm das Gefühl zu geben, dass er geliebt wurde.
    »Die männliche Version von Nymphomanie«, sagte Big Mim. Ihre Tochter Little Mim zwinkerte, erstaunt über die Verwegenheit ihrer Mutter.
    Fair, der eben zur Tür hereinkam, schnappte das Wort Nymphomanie auf. »Ich komme wohl gerade rechtzeitig.« Marcy Wiggins und Chris Sharpton stießen ebenfalls die Tür auf. Fair trat beiseite. Bald war der kleine Raum überfüllt.
    Chris blinzelte schüchtern. »Es ist so schrecklich. Da haben wir alle bei den Aufnahmen der Jahresbesten zugeguckt, und dann so was.«
    »Chris, verschwende deine Zeit nicht mit Mitleid für diesen Mistkerl«, meinte Susan Tucker. »Du hast ihn nicht gut genug gekannt, um sein Opfer zu sein – noch nicht. Er hätte es bestimmt versucht.«
    »Man hätte Charlie schon vor Jahren erschießen sollen«, sagte Fair lapidar, dann wurde er ernst. »Aber man denkt ja nie, dass so etwas jemandem passiert, den man kennt.«
    Als Harry Marcys Gesichtsausdruck bemerkte, erklärte sie: »Wir sind nicht so kalt, wie du vielleicht denkst, Marcy. Aber frag E.R. mal nach Charlies Vorleben. Er hat so viel Unheil angerichtet, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was er den Menschen antat. Verantwortung war zeit seines Lebens ein Fremdwort für ihn.«
    »Oh«, erwiderte Marcy. Sie schien keineswegs getröstet.
    »›Dem Narren gefällt seine Weise wohl; aber wer auf Rat höret, der ist weise.‹ Sprüche, zwölftes Kapitel, Vers fünfzehn«, zitierte Mrs Hogendobber. »Viele Menschen haben Charlie Ashcraft

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