Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
hörte als die anderen. »Was schlimmer ist? Hier kommt Channel 29.«
    Als Diana die Gasse hinuntersah und den Übertragungswagen mit der Schüssel obendrauf erblickte, drängte sie: »Los, bringen wir ihn hier raus und stecken ihn in einen Leichensack, bevor die mit ihren verflixten Kameras rausspringen.«
    Zu spät. Noch bevor der Übertragungswagen hielt, kam der Kameramann schon auf sie zugelaufen.
    »Zurückbleiben!«, brüllte Rick mit erhobener Hand.
    Es folgte eine kurze Auseinandersetzung, aber der Kameramann und der Live-Reporter blieben zwanzig Meter zurück, als Diana und drei Helfer den Toten heraushoben. Da die Leichenstarre schon eingesetzt hatte, war es mühsam, ihn in einen Sack zu stecken.
    »Warum brechen sie ihm nicht Arme und Beine?«, empfahl Pewter vernünftigerweise.
    »Sie würden in Ohnmacht fallen. Menschen sind überempfindlich, was ihre Toten angeht.« Mrs Murphy bemerkte den Umriss des Portemonnaies in Leos Gesäßtasche. Raub kam als Motiv offensichtlich nicht in Betracht.
    Market nahm die Frage wieder auf, die Cynthia gestellt hatte, bevor sie von dem Fernsehteam unterbrochen wurden. »Nein, Leo war nicht so schlimm wie Charlie Ashcraft. Charlie war eine Klasse für sich. Leo wollte uns glauben machen, dass er ein Frauenheld war, aber er hat mehr gebellt als gebissen. Er hatte ein großes Mundwerk, mehr nicht, hat viele Gefühle verletzt. Oder sollte ich sagen, er hat meine verletzt. Und er sah gut aus, ich konnte es bei den Mädels nicht mit ihm aufnehmen. Nicht viele von uns konnten mit ihm konkurrieren.« Er sah Fair an. »So wie du, eine Klasse über uns. Du hast die Mädels immer gekriegt.«
    »Hoffentlich hatte ich kein großes Mundwerk.« Fair sah immer noch gebannt zu, wie sie sich mit der Leiche abmühten.
    »Du warst ein prima Kerl. Bist du heute noch«, sagte Market. Er lehnte sich neben Rick an den Streifenwagen, weil er nicht aufhören konnte zu zittern. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Mir ist schwindelig.«
    »Das ist der Schock.« Rick klopfte Market auf den Rücken. »Wer rechnet schon damit, wenn er morgens zur Arbeit kommt, einen Toten im Abfall zu finden.«
    »Wenn ich die alten Mülltonnen behalten hätte, wäre das nicht passiert«, stöhnte Market. »Das soll mir eine Lehre sein, alles beim Alten zu lassen.«
    »Dann würden sie wieder über die ganze Gasse verstreut«, erinnerte ihn Fair. »Du hast es ganz richtig gemacht. Jemand hat das ausgenutzt, das ist alles.«
    »Jemand, dem es ziemlich egal ist, wie er Leichen loswird. Zwei Männer, im selben Alter, aus derselben Highschool-Klasse, zwischen die Augen geschossen und der Welt zur Ansicht hinterlassen. Da steckt eine Botschaft dahinter.« Mrs Murphy ging zum Rückfenster, vorsichtig, um ja keine Pfotenabdrücke daraufzuschmieren. »Wie bei den blöden Briefen. Ich glaube, die Botschaft wird mit der Zeit deutlicher werden.«
    »Und beide waren Jahresbeste der Abschlussklasse.« Pewter kletterte hinunter und gesellte sich zu ihrer Freundin. »Das ist eigenartig.«
    »Mom ist eine Jahresbeste«, bellte Tucker so laut, dass sie einen Mann von der Rettungsmannschaft ablenkte, der daraufhin stolperte, sich aber gleich wieder fing.
    »Das wissen wir«, sagten die Katzen. Dann fuhr Murphy fort: »Aber die Ermordeten sind bisher gut aussehende, wohlhabende Männer. Noch kein Grund zur Panik.«
    »Ich hab keine Panik«, knurrte der Hund, »ich stelle nur fest.«
    »Es heißt, wenn jemand stirbt, entspannen sich seine Gesichtszüge.« Pewter ging zum Postamt, ihre Freundinnen kamen mit. »Aber Leo Burkey sah überrascht aus, als hätte ein Bär ihn angesprungen, als hätte ihn etwas aus heiterem Himmel erschreckt.«
    »Wir haben Charlie nicht gesehen, aber es ist so gut wie sicher, dass auch er überrascht war.« Tucker schob sich durch das Tiertürchen ins Postamt.
    Mrs Murphy setzte sich vor die Tür, was Tucker ärgerte. Sie wandte den Kopf, um zu sehen, wo die Katzen blieben. »Hier war ein intelligenter Mensch am Werk. Seht ihr, das ist der Trick. Mörder planen oft irrational, aber wenn sie dann handeln, sind sie vollkommen rational und logisch.«

 
24
     
    Froh, nach einem ungemein aufregenden Tag zu Hause zu sein, stieß Harry erschöpft die Tür zu der umzäunten Veranda auf. Die Tür quietschte nicht. Harry bemerkte, dass die Scharniere geölt worden waren. Sie hörte Hämmergeräusche hinter dem Stall.
    Mrs Hogendobber hatte ihr frisch gebackenes Maisbrot in einer viereckigen Backform mitgegeben,

Weitere Kostenlose Bücher