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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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Frühstücksraum das Schönste. Miranda hatte blau-goldene Tischdecken genäht. Auf jedem Tisch stand ein kleiner, hübscher Herbstblumenstrauß.
    Pewter bemerkte, dass Mirandas und Tracys Skateboards hinter der Tür abgestellt waren. Sie bemerkte außerdem, dass es auf diesem Treffen mit seinen zweiundvierzig Personen ruhiger zuging. Es gab mehr Tränen, mehr echte Rührung. Ein Teilnehmer, ein dünner Herr mit sauber gestutztem Bart, saß im Rollstuhl. Etliche andere hatte das Schicksal in Gestalt von Unfällen oder Krankheit gebeutelt, sodass sie auf Hilfe angewiesen waren. Davon abgesehen fand Pewter, dass die meisten aus der Abschlussklasse von 1950 imponierend aussahen, jünger, als sie an Jahren waren, unter ihnen die strahlende Miranda. Sie hatte seit Anfang September fünfundzwanzig Pfund abgenommen. Pewter war vorher nie aufgefallen, wie hübsch Miranda eigentlich war. Sie trug einen karierten Wickelrock, eine schneeweiße Bluse und ihre bequemen Schuhe. Und sie lächelte jedes Mal, wenn sie Tracy ansah. Tracy lächelte auch oft zu ihr hinüber.
    »Pewter Motorroller!«, begrüßte Miranda die graue Katze, die in den Raum geflitzt kam. »Willkommen bei der Abschlussklasse von 1950.«
    »So eine süße Katze. Eine Konföderiertenkatze.« Eine kleine Dame in Grün klatschte in die Hände, als die graue Katze in den Raum geschlendert kam.
    »Wir arbeiten zusammen.« Während Miranda lachend Pewters Kunstfertigkeit im Postsortieren schilderte, fütterte sie sie mit Wurststückchen.
    »Ich bin ja so-o-o froh, dass ich hier bin«, sagte Pewter aufrichtig.
    Nach ungefähr zehn Minuten steckte Harry den Kopf durch die Tür. »Hi, alle miteinander. Aha, hab ich’s mir doch gedacht, dass ich dich hier finden würde.«
    »Mir gefällt’s hier!«
    »Leute, dies ist Doug Minors Tochter – erinnert ihr euch an Doug und Grace Minor? Grace war eine Hepworth.«
    Martha Jones, eine Frau von beachtlicher Statur, streckte die Hand aus. »Ich habe Ihre Mutter sehr gut gekannt. Wir waren zusammen in Sweet Briar. Sie sehen Grace sehr ähnlich.«
    »Danke, Miss Jones. Das sagen alle.«
    »Ihre Mutter war eine kühne Reiterin. Sie hat in Sweet Briar jeden Zaun genommen, was sie bald langweilte. Darauf hat sie sich über das Collegegelände hinausgewagt. Ich glaube, sie hat jeden Zaun auf jeder Farm nördlich von Lynchburg übersprungen.«
    Die Leute lachten.
    Miranda sagte: »Mary Minor ist eine hervorragende Reiterin.«
    »Danke, Mrs H., aber ich bin nicht so gut wie Mom. Sie war in Mims Klasse.«
    »Wo ist Mimsy?«, rief der dünne Herr im Rollstuhl.
    »Hier bin ich. Du warst schon immer ungeduldig, Carl Winters, und wie ich sehe, hast du dich kaum verändert.« Mim war in einem schmeichelnden Rock-Bluse-Ensemble aus ockerfarbenem Wildleder hereingerauscht. »Wisst ihr was, ich wollte, ich hätte meinen Abschluss an der Crozet High School gemacht. In Madeira war es nicht halb so lustig, aber was kann man von einer reinen Mädchenschule schon anderes erwarten.«
    »Eigentlich gehörst du ja sowieso zu uns.« Eine füllige Dame küsste Mim auf die Wange.
    »Ich nehme meine Räuberin wieder mit in die Turnhalle«, sagte Harry, während die anderen miteinander plauderten.
    »Sie kann hierbleiben. Sie kommt eh wieder her. Sie stört uns nicht.«
    »Bitte, Mom.« Pewters hellgrüne Augen glänzten treuherzig.
    »Na gut.« Harry beugte sich zu Miranda und senkte die Stimme. »Ihre Dekorationen sind schöner.« Sie hob die Stimme wieder. »Tracy, die Karussellpferde sind einmalig!«
    Sie ging. Die Zurückbleibenden lächelten, plauderten, aßen Mirandas berühmte Orangenglasurteilchen.
    Im Flur traf Harry Bitsy Valenzuela und Chris Sharpton, die eine riesige Kaffeemaschine schleppten.
    »Was habt ihr denn vor?«
    »Boom Boom hat mich voller Panik auf dem Autotelefon angerufen, dass nicht genug Kaffee da ist, deshalb sind wir zu Fred Tinsley gesaust, was Dennis gegen den Strich ging, weil Chris ihm doch assistieren soll. Ich musste Fred sechs Monate freies Telefonieren im Auto versprechen, um das Ding hier zu kriegen. E.R. wird mich umbringen«, stöhnte Bitsy. »Ist er schon da?«
    »Ja, er hat Mini-Taschenlampen in Form von Handys mitgebracht.«
    »So ist er eben, mein E.R., stets auf Förderung des Absatzes bedacht.«
    »Soll ich mit anpacken? Das Ding sieht schwer aus«, erbot sich Harry.
    »Lauf lieber rein und hol jemanden – ein kräftiges Mannsbild am besten –, der uns das abnimmt. Dafür sind die Männer schließlich da.«

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