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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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aus der Stirn. »Aber ich mag einfach keine Vergeudung mit ansehen. Dein Verstand scheint mir vergeudet zu sein.«
    »An materiellen Maßstäben gemessen hast du recht.«
    »Das Problem dabei ist, dass man es nicht nach anderen Normen messen kann.«
    »Es ist Zeit, dass wir zu den anderen gehen. Ich hab Hunger.«
    »Bist du sauer auf mich?«
    »Nein. Wenn Boom Boom mich gefragt hätte, wäre ich sauer.« Harry nickte zu einer attraktiven, gut gelifteten Frau im gesellschaftlichen Aufwind hinüber, die bei der Pyramide aus Krispy-Kreme-Donuts Hof hielt. »Oder sie.«
    Deborah Kingsmill, die zur Intellektuellsten der Abschlussklasse gekürt worden war, meinte anderen tatsächlich überlegen zu sein, weil sie gewieft und weil sie ihren Eltern entkommen war. Und da endete ihre Intelligenz auch schon. Sie hatte nie gelernt, dass »weniger« intelligente Menschen andere Begabungen hatten.
    Deborah und Zeke Lehr, der Intelligenteste der Abschlussklasse, waren gemeinsam abgebildet, wie sie in der Alderman-Bibliothek in einem dicken Buch lasen. Zeke betrieb eine Druckerei in Roanoke. Er hatte es zu etwas gebracht, hatte drei Kinder und hielt sich gut in Form. Er schenkte sich die zweite Tasse Kaffee ein, während er Boom Boom zuhörte, die sich über die Mühen beim Organisieren des Ehemaligentreffens ausließ.
    »He, danke für deine Arbeit.« Rex Harnett, der schon eine Alkoholfahne hatte, küsste Harry auf die Wange.
    »Hat Spaß gemacht«, bekannte Harry dem breitschultrigen, stämmigen Mann, der zum Schüler mit dem größten Gemeingeist gekürt worden war und sich mühelos für den größten Weingeist hätte qualifizieren können.
    »Kommt Fair auch?«
    »Ja, aber er hat heute Vormittag Bereitschaftsdienst. Er kommt, sobald er kann. Er gehört ja genauso zu unserer Klasse wie zu seiner.«
    »Kommt ihr zwei wieder zusammen?«
    »Jetzt fang du nicht auch noch damit an!« Harry tat verzweifelt.
    »Ich habe persönliche Gründe. Wenn du nämlich nicht an dem blonden Gott interessiert bist, dann würde ich dich gerne mal ausführen.«
    »Rex!« Harry war überrascht und leicht empört.
    Tucker war noch überraschter. »Er kommt ohne Umschweife zur Sache, das muss man ihm lassen.«
    »Ich dachte, du bist verheiratet.«
    »Seit zwei Jahren geschieden. Es war die Hölle.«
    »Rex, ich bin geschmeichelt, aber«, beschied sie seinen Antrag, »wir sind nicht die richtige Mixtur.«
    Er lächelte. »Harry, du kannst netter Nein sagen als sonst eine Frau, die ich kenne.« Er sah sich im Raum um. »Die Rote und die Blonde kommen mir bekannt vor, aber ich weiß nicht, wo ich sie hinstecken soll.«
    »Bitsy Valenzuela, E.R.s Frau.«
    »Und die andere?«
    »Chris Sharpton. Sie ist aus Chicago hierhergezogen. Sie und Bitsy haben uns bei den Vorbereitungen geholfen.«
    »Market sieht aus wie eh und je. Bloß weniger Haare«, sagte Rex. »Boom ist wie immer.«
    »Sie ist schön. Von Männern umringt«, sagte Harry tonlos.
    Bonnie Baltier, die sich ein Donut geschnappt hatte, und Susan Tucker traten zu ihnen.
    »Ist es nicht super?« Susan strahlte.
    »Lasst uns rübergehen und der Abschlussklasse von 1950 gratulieren«, schlug Harry vor. »Nach dem Frühstück. Es ist kaum zu glauben, wie sie den Erfrischungsraum dekoriert haben.«
    »Dann kriegen wir schon mal einen Vorgeschmack, wie wir heute in dreißig Jahren aussehen.« Rex lächelte.
    Bonnie betrachtete die vergrößerten Fotos von den Jahresbesten. »Wisst ihr, wen ich vermisse? Aurora Hughes. Sie war eine Seele von Mensch.«
    »Wir werden wohl bei jedem Treffen ein paar mehr vermissen«, meinte Rex trocken.
    »Wirklich, ein aufmunternder Gedanke, du Trottel.« Bonnie schüttelte den Kopf.
    »Verdammt, Baltier, die Menschen sterben nun mal. Für einige hätte Charlie gern früher sterben können.«
    Susan fragte: »Erinnerst du dich an das Gerücht, das bei uns durch die elfte Klasse ging, dass Charlie ein uneheliches Kind hatte?«
    Rex hob die Schultern. »Ja.«
    Harry sagte: »Männer quatschen. Ihr erzählt euch Sachen, über die ihr mit uns nicht sprechen würdet. Hast du eine Ahnung, wer die Mutter war – oder ist, sollte ich wohl sagen?«
    »Nein«, antwortete Rex. »Er hat eine Menge Mädchen vernascht. Raylene Ramsay war scharf auf ihn, aber sie ist nicht von der Schule abgegangen, und sie ist nicht dicker geworden. Sie war’s nicht.«
    »Tja, das haben wir uns auch gedacht«, sagte Susan.
    Bonnie wischte sich Zuckerkrümel aus den Mundwinkeln. »Spielt auch keine Rolle.

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