Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
Bitsy und Chris setzten die Maschine langsam ab.
    »Dürfen wir so was überhaupt noch sagen?« Chris kicherte.
    »Tja, unter uns können wir Frauen alles sagen. Wir dürfen es bloß nicht laut äußern.« Bitsy lachte. »Ich würde E.R. nie gestehen, dass ich ihn brauche. Ich brauche ihn aber.«
    Harry sauste in die Turnhalle und kam mit Bob Shoaf zurück, dem Sportlichsten der Abschlussklasse, der sieben Jahre als Cornerback bei den New York Giants gespielt hatte.
    Bob hatte einen herrlichen Körper und sah auch sonst nicht übel aus. Er war jedoch glücklich verheiratet, zumindest wurden die Zeitungen nicht müde, das zu behaupten.
    »Mädels, lasst nur. Ich mach das schon.« Er hievte die Kaffeemaschine an seinen Brustkasten. »Ihr zwei kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht, wo ich euch hintun soll.«
    »Diese zwei reizenden Damen haben uns den ganzen Sommer und Herbst geholfen, Bob, aber sie sind nicht aus unserer Klasse. Bitsy Valenzuela – Mrs E.R. Valenzuela – und Chris Sharpton, eine Freundin.«
    »Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen nicht die Hand gebe.« Er schleppte die Maschine in die Turnhalle, wo Boom Boom ihn begrüßte, als hätte er das Goldene Vlies aus Kolchis geholt.
    Bitsy und Chris blieben in der Tür stehen. »Komisch«, sagte Chris.
    »Was?«, fragte Bitsy. »Was ist komisch?«
    »Diese Leute leibhaftig zu sehen, nachdem ich mir ihre Bilder im Jahrbuch angeguckt habe. Es ist, als wäre eine Fotografie lebendig geworden.«
    »Nicht immer zum Vorteil.« Mrs Murphy hob die Augenbrauen. Die Abschlussklasse von 1980 war schon so lange auf der Welt, dass sich in den Gesichtern derer, die zu viel tranken, die verräterischen lila Aderchen zeigten. Ehemalige Drogenkonsumenten mochten etwas gesünder aussehen, aber bei ihnen waren Gehirnzellen beschädigt. Davon kündete ihr glasigleerer Blick. Vielen Männern gingen die Haare aus. Andere trugen die Speckwülste des beginnenden mittleren Alters, wenngleich keiner zugeben mochte, dass das mittlere Alter eingesetzt hatte. Die Natur ließ sich nicht überlisten. Schlecht gefärbte Haare entstellten einige Frauen, doch im Großen und Ganzen sahen die Frauen besser aus als die Männer, ein Beweis für den Zwang, etwas aus sich zu machen, dem die Damen in der Gesellschaft ausgesetzt waren.
    Bonnie streichelte Mrs Murphy geistesabwesend, während sie ihre Liste noch einmal durchging. Alle hatten sich angemeldet außer Meredith McLaughlin, die erst zum Mittagessen kommen würde. Harry ging wieder zu Bonnie, Chris zu Dennis, der unentwegt lächelte, weil sie wieder da war.
    »Fertig.« Bonnie legte ihren Filzstift hin.
    »Du denkst schnell. Daran hätte ich mich erinnern sollen.« Harry lächelte. »Dein Einfall, Dennis Rablan als ›Verhinderter Fernsehprediger‹ zu charakterisieren – also ich hätte sterben können. Ideal. Sogar er fand’s lustig!«
    »Irgendwas musste ich mir ja ausdenken. Was soll man denn beim ›Besten insgesamt‹ hinschreiben, der …« Sie zuckte die Achseln.
    Harry lachte. »Ein Vermögen kleingekriegt und ihn zu oft hochgekriegt.«
    »Und dann du selbst. Die Erfolgversprechendste und Sportlichste, Posthalterin in Crozet«, sagte Bonnie.
    »Ihr denkt wohl alle, ich bin eine Niete.«
    »Du doch nicht, Mom, du bist einmalig.« Tucker stellte sich auf und legte den Kopf in Harrys Schoß.
    »Nein.« Bonnie schüttelte den Kopf. »Aber wenn es eine Kategorie ›Unterfordert‹ gäbe, hättest du gewonnen. Du warst und bist vermutlich bis heute eine der Klügsten aus unserer Klasse. Was ist passiert?«
    Harry, der vor diesem Gespräch graute, das sich auf direkte oder subtile Art während der kommenden anderthalb Tage wiederholen würde, atmete tief durch. »Ich habe die Gewissensentscheidung getroffen, mein Innenleben über mein Außenleben zu stellen. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll.«
    »Man kann beides haben«, bemerkte Baltier, die in der materiellen Welt erfolgreich war. Sie leitete ein Versicherungsunternehmen, das sich auf Pferde spezialisiert hatte.
    »Bonnie, ich hatte Kunstgeschichte als Hauptfach. Was für Aussichten hätte ich da gehabt? In einem großen Auktionshaus oder einer kleinen Galerie arbeiten oder an einem College unterrichten, aber dafür hätte ich weiterstudieren müssen. Das wollte ich nicht, und außerdem habe ich im Jahr nach dem Collegeabschluss geheiratet. Ich dachte, alles sei wunderbar, und das war’s ja auch – eine Zeit lang.«
    »Ich war taktlos.« Bonnie schob eine Locke

Weitere Kostenlose Bücher