'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
mich zurückhaben. Um jeden Preis. Aber der Kerl ist ein Mörder!“
„Er war nicht derjenige, der damals abgedrückt hat, wenn ich mich richtig entsinne.“
„Macht das denn einen Unterschied? Er hat Schmiere gestanden! Das ist doch wohl genauso schlimm. Da hätte er auch gleich selbst schießen können!“
Da Thomas sich nur noch vage an den damaligen Mordfall erinnern konnte, hielt er sich mit weiteren Kommentaren zurück. Seine schwammige Erinnerung verriet ihm nur noch, dass Max mehrmals beteuert hat, unschuldig in den Mord an einem 80-jährigen Rentner verwickelt worden zu sein.
Aus heiterem Himmel wurde die Bürotür aufgestoßen und Frederik Kortmann erschien auf der Schwelle. „Warum sind Sie noch nicht in meinem Büro? Es ist schon nach neun! Wir haben keine Zeit zu verlieren!“
Im nächsten Moment war das Schwergewicht schon wieder verschwunden, ohne registriert zu haben, dass Nora völlig ermattet vor Tommys Schreibtisch hockte und weder vor noch zurück wusste.
Die Ermittler sahen einander verwirrt an. Derart impulsiv kannten sie Kortmann nicht. Scheinbar ließ sich sein befremdliches Verhalten am gestrigen Tatort doch nicht nur darauf zurückführen, dass er einen schlechten Tag erwischt hatte. Offensichtlich brodelte mehr unter der ansonsten so gelassenen Oberfläche des 58-Jährigen.
Tommy zuckte die Schultern und begab sich zur Tür. „Dann wollen wir mal hören, was er zu schreien hat. Es sei denn, du möchtest dich für einige Tage zurückziehen? Das könnte ich voll und ganz verstehen. Kortmann würde das sicherlich auch nachvollziehen.“
Nora schüttelte den Kopf. „Die Arbeit lenkt mich von den Problemen und Sorgen ab. Das habe ich bitter nötig.“
„Bist du ganz sicher?“
„Ja, das bin ich.“ Nora fuhr sich durch ihr Gesicht. Dann folgte sie ihrem Kollegen mit hängenden Schultern zu Kortmann.
11
Als die Ermittler das Büro ihres Vorgesetzten betraten, saß Kortmann mit strengem Blick hinter seinem Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Er gab keinen Ton von sich, während die Kommissare eintraten und sich auf die Stühle vor dem Schreibtisch setzten.
Erst nach mehreren Sekunden der Stille beugte er sich vor, langte nach einer Mappe, die neben seinem Computer lag, und warf sie Tommy entgegen. „Der Obduktionsbericht“, erklärte er wortkarg, ehe er sich schon wieder in seinen Stuhl zurückfallen ließ.
Thomas fing die Mappe und schlug die erste Seite auf. „Greta Baum, 44 Jahre, Blutgruppe A, Rhesus Faktor positiv“, las er vor. „Der Tod trat gestern Abend zwischen 19 und 19 Uhr 30 ein. Todesursache war das Durchtrennen der Halsschlagader mit einem äußerst scharfen Gegenstand. Dieser wurde in der Nähe des Tatorts im Gras gefunden. Es handelt sich dabei um ein zweischneidiges Messer mit fünfzehn Zentimeter langer Klinge. Das an diesem Messer sichergestellte Blut ist identisch mit dem Blut der Ermordeten. Dem Verlauf der Wunde nach zu urteilen, ist der Täter Rechtshänder. Er hat das Messer an der linken Halsseite des Opfers angesetzt und den Schnitt dann kraftvoll nach rechts durchgeführt.“ Tommy hielt kurz inne, sah auf und sagte: „Nun, das ist nichts Neues. Aber da ich Gretas Schreie gegen 19 Uhr 15 gehört habe, können wir den Mordzeitpunkt noch genauer bestimmen.“ Nach diesem Kommentar las er weiter: „Es konnten weder Drogen noch Alkohol in Gretas Blut nachgewiesen werden. Sie hat sich vor einigen Jahren einer Fußoperation unterzogen, aber ansonsten lagen keine körperlichen Gebrechen vor. Auch keine Vergewaltigung.“
Kortmann schnaubte. „Im Grunde ist dieser Obduktionsbericht nichtssagend. Der hilft uns nicht im Geringsten weiter! Ich weiß beim besten Willen nicht, was Professor Horn den ganzen Tag macht! Das ist doch wirklich unglaublich! Und die SpuSi ist immer noch dabei, die Haare, Fasern und Fingerabdrücke aus Greta Baums Badezimmer auszuwerten. Wie lange kann so etwas denn dauern?! Alles Dilettanten!“
Nora und Tommy wechselten fassungslose Blicke, hielten sich mit Bemerkungen aber zurück. Kortmann war so in Rage, dass er bei kritischen Kommentaren nur noch weitere Beleidigungen von sich gegeben hätte. Zu einer rationalen Diskussion war er momentan ganz sicher nicht im Stande. Das erkannten die Kommissare an seiner emotional geprägten Ausdrucksweise.
Daher erkundigte Nora sich möglichst sachlich: „Was ist denn mit den Nachbarn und Anwohnern?“
„Niemand konnte uns weiterhelfen. Kein Mensch hat etwas
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