'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
gemeldet?“
„Ein Arbeitskollege von Denise Turm hat bei unserer Zentrale angerufen. Sie arbeitete im Dante -Versicherungsbüro in der Innenstadt. Dieser Kollege machte sich Sorgen, weil heute Morgen eine wichtige Besprechung anstand, Denise aber nicht erschienen war. Daher hat er mehrmals hier angerufen. Weil sich niemand meldete, dies aber nicht zu der ‚pflichtbewussten Denise’ gepasst habe, fuhr der Arbeitskollege nach der Besprechung sofort hierher. Er sah Albert Turms Leiche durch das Fenster neben der Haustür und rief unverzüglich bei unserer Zentrale an.“
„Während der Arbeitszeit ist dieser Kollege hierher gekommen? Der Kerl schien sich wohl sehr ernsthafte Sorgen um Frau Turm gemacht zu haben.“ Nora blickte Fund neugierig an. „Wo ist er jetzt?“
„Er befindet sich im Wohnzimmer und ist ziemlich durcheinander. Die Kollegen haben ihn schon befragt. Er wäre gestern Nacht die ganze Zeit mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen bei sich zuhause gewesen.“
„Dann sollen die Kollegen das so schnell wie möglich überprüfen.“ Nachdem Nora diese Anweisung gegeben hatte, blickte sie unwohl zu Tommy. „Also, was denkst du? Wie haben sich diese Morde abgespielt?“
„Da es keinerlei Einbruchspuren gibt, sieht es so aus, als hätten die Turms ihrem Mörder die Tür geöffnet. Genau wie Greta Baum. Entweder kannten sie den Mörder oder er hat einfach geklingelt und sie anschließend überrumpelt.“
Nora blickte zu Fund. „Haben die Kollegen schon die Nachbarn befragt?“
„Ja, aber von denen hat angeblich niemand etwas mitbekommen. Alle hätten tief und fest geschlafen. Sie wurden erst durch unser Auftauchen alarmiert.“
Thomas schob ein Bein vor. „Möglicherweise hat aber jemand anderer etwas Hilfreiches gesehen. Jemand, der zur Tatzeit zufällig in der Nähe vorbeispaziert ist.“
„Aber hätte sich dieser Jemand dann nicht sofort bei uns gemeldet?“
„Vielleicht hat diese Person zwar etwas Wichtiges gesehen, sich aber nichts dabei gedacht. Womöglich wird sie erst durch die Nachricht der Morde auf die Bedeutsamkeit ihrer Entdeckung aufmerksam. Warten wir es ab.“
13
Drei Stunden später standen Nora und Thomas im Autopsiesaal der Polizeidirektion. Vor ihnen befanden sich zwei Seziertische. Auf dem ersten lag die nackte Leiche von Denise Turm, auf dem zweiten diejenige ihres Mannes.
Noch vor wenigen Stunden haben diese beiden Menschen gelebt. Sie haben dieselbe Luft geatmet wie ich. Sie hatten Gefühle, Gedanken, Träume. Doch jetzt liegen sie hier vor mir. Kaltherzig ermordet. Ein weiterer grausamer Beweis dafür, wie rasch sich alles ändern kann , dachte Nora betrübt.
Als Thomas sah, dass seine Kollegin in sich zusammenzuckte, fragte er besorgt: „Ist alles in Ordnung mit dir? Willst du lieber draußen warten? Das wäre kein Problem. Ich kann das hier mit Horn alleine regeln.“
„Nein, ich schaffe das schon. Ich musste nur gerade an Timo denken.“
Im nächsten Moment öffnete sich die Schwingtür hinter ihnen und Professor Markus Horn betrat den Raum. Der 54-jährige Gerichtsmediziner trug einen grünen Kittel, an dem er soeben seine Hände abwischte. Seine schwarzen Haare hatte er unter einer ebenfalls grünen Plastikhaube versteckt. Auf der Nase trug er eine Nickelbrille.
Mit funkelnden Augen sah er Nora und Thomas an. „Einen guten Tag wünsche ich Ihnen. Obgleich Sie in Anbetracht dieser Tatsache sicherlich keinen angenehmen Tag verbracht haben.“ Er deutete auf die beiden Leichen. Dann trat er an den Kommissaren vorbei und stellte sich zwischen die Seziertische. „Ich habe die Obduktionen der beiden vor wenigen Minuten abgeschlossen.Die Todesursachen sind eindeutig: Beide Opfer wurden mit einem einzigen Messerstich getötet. Bei der Frau steckte die Klinge einige Zentimeter tief im Herz. Sie war auf der Stelle tot. Bei ihrem Mann durchbohrte die Messerklinge seinen rechten Lungenflügel und ließ diesen kollabieren. Die Lunge füllte sich nach und nach mit Blut, sodass er schließlich daran erstickt ist.“
Nora schloss schockiert die Augen. Hingegen hielt Thomas seinen Blick steinern auf Professor Horn gerichtet. Dieser fuhr mit deutlicher Artikulation fort: „Der Mann wird noch etwa zwanzig bis dreißig Sekunden gelebt haben, nachdem die Klinge ihn durchbohrt hatte. Zweifellos ein überaus schauderhafter Tod, denn er wusste während dieser Zeit ganz genau, was mit ihm geschah. Er wusste, dass er starb, konnte aber nichts mehr an dieser Tatsache
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