'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
heimlichen Schoko-Vorrat angelegt, um für alle Fälle gewappnet zu sein.
Als es nach wenigen Augenblicken an der Tür klopfte, warf Bettina die Süßigkeit hastig zurück in die Schublade und verpasste ihr einen kräftigen Tritt. „Herein!“, rief sie dann, ehe sie sich über den Mund wischte und sich wieder dem Bericht widmete.
Im Augenwinkel sah sie einen relativ kleinen Mann und eine etwas größere Frau eintreten. Da sie über ein gutes Personengedächtnis verfügte, wusste sie sofort, dass sie diese Menschen noch nie zuvor gesehen hatte. Aus diesem Grund linste sie die beiden zunächst eher skeptisch als einladend an und fragte: „Guten Morgen. Kann ich Ihnen helfen?“
Der kleine Mann mit der Narbe auf der Stirn schloss die Tür hinter sich, während die blonde Frau mit dem Muttermal auf dem Kinn vor Bettinas Schreibtisch trat und antwortete: „Das hoffen wir. Wir sind von der Kriminalpolizei.“ Nora zeigte ihren Ausweis.
„Kripo?“ Bettina sah zu Thomas, der sich im selben Moment neben seine Kollegin stellte und die Arme vor der Brust verschränkte. Bettina musste sich eingestehen, dass sie den Kommissar auf Anhieb äußerst attraktiv fand. Sein hartes Gesicht und seine dunkelbraunen Haare sagten ihr ebenso zu wie seine große Nase. Zudem registrierte sie auf den ersten Blick, dass Thomas ziemlich kräftige Oberarme und Schultern hatte. Offensichtlich rackerte er sich regelmäßig in einem Fitnessstudio ab.
„Worum geht es denn? Ist etwas Schlimmes geschehen?“, erkundigte sie sich nervös.
Nora ließ ihren Blick über den ordentlich aufgeräumten Schreibtisch wandern, bevor sie ausweichend antwortete: „Wir möchten uns gerne mit Herrn Sattler unterhalten.“
„Herr Sattler ist zurzeit leider nicht in seinem Büro. Aber er wird in wenigen Minuten wiederkommen. Wenn Sie solange warten möchten?“ Bettina zeigte auf zwei Holzstühle vor ihrem Schreibtisch.
Nachdem Nora ihrem Kollegen einen kurzen Blick zugeworfen hatte, setzten die beiden sich einvernehmlich auf die Stühle und dankten Bettina für ihre zuvorkommende Art.
Als Thomas sich in dem Büro umsah, entdeckte er zuerst eine riesige Topfpalme. Auf der Fensterbank daneben stand eine Gießkanne, die ihren Platz gegen drei Blumentöpfe verteidigen musste. An den Wänden hingen mehrere Fotos. Eines zeigte die Front des Gebäudes, ein anderes schien eine Luftaufnahme desselben zu sein. Tommy nahm gerade den Mantelständer zu seiner Rechten in Augenschein, da öffnete sich die Zimmertür.
„Haben Sie den Bericht jetzt vollständig abgeti…“, fragte Sattler an seine Sekretärin gewandt, als er die Besucher entdeckte und seine Frage abrupt abbrach. Er schloss die Tür hinter sich und sah zunächst die Kommissare, dann Bettina fragend an.
„Noch nicht ganz“, sagte sie. „Das sind zwei Beamte der Kriminalpolizei. Sie würden sich gerne mit Ihnen unterhalten.“
Sattler musterte die beiden mit schnellen, abschätzenden Blicken. „So? Worum geht es denn?“
„Guten Morgen, Herr Sattler“, begann Nora. „Mein Name ist Feldt, das ist mein Kollege Korn. Wäre es möglich, Sie unter sechs Augen zu sprechen?“
Sattler verzog eine ernste Miene. Dann betrachtete erNora von oben bis unten. Sie schien ihm durchaus zu gefallen, da er sie nach seiner ausgiebigen Betrachtung anlächelte und erwiderte: „Für derart hübsche Kommissarinnen habe ich immer Zeit.“ Tommy beachtete er nicht einmal mit einem Seitenblick.
Was für ein Schleimbolzen. Das kann ja heiter werden , dachte Thomas und verdrehte kaum sichtbar die Augen. Während seiner zehnjährigen Laufbahn bei der Kriminalpolizei hatte er sehr viele Menschen mit verschiedenen Charaktereigenschaften und Ansichten getroffen. Daher konnte er jedes neue Gesicht relativ schnell in eine bekannte Schublade stecken. Bei Sattler brauchte er keine fünf Sekunden, um genau zu wissen, dass der Kerl in den nächsten Minuten alles Erdenkliche daran setzen würde, um Nora zu schmeicheln. Offensichtlich war er überaus selbstsicher und hielt seinen Charme für eine Art Waffe. Denn auch jetzt sah er Nora noch mit einem einstudierten George-Clooney-Blick an und schob kaum merklich seine Brust vor.
Wenngleich Tommy solche Kerle nicht ausstehen konnte, musste er insgeheim doch schelmisch lächeln. Schließlich wusste er genau, dass Nora mit derartigen Typen noch weniger anfangen konnte als er. Sie konnte Männer partout nicht leiden, die sich bei jeder Gelegenheit aufspielen mussten, um dem
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