'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
weiblichen Geschlecht zu imponieren. Gegen solche Kerle war sie seit jeher immun.
„Allerdings habe ich heute noch einen ziemlich vollen Terminkalender“, seufzte Sattler soeben übertrieben enttäuscht. Dann blickte er Nora noch einmal von Kopf bis Fuß an. „Aber was soll’s. Sie werde ich trotzdem dazwischen schieben. Ich hoffe nur, dass ich Ihnen genug meiner Zeit opfern kann.“ Wie ein Pfau stolzierte er auf sein Büro zu, öffnete dessen Tür und sagte an Nora gewandt: „Bitte, hereinspaziert.“
Thomas räusperte sich amüsiert. „Darf ich auch mitkommen?“
Sattler sah den Ermittler noch immer nicht an, antwortete aber: „Natürlich. Kommen Sie herein.“
„Das ist nett. Sie sind sehr zuvorkommend, Herr Sattler.“ Thomas verkniff sich ein Schmunzeln und betrat mit Nora das Büro des Anwalts.
Währenddessen richtete dieser die folgende Anweisung unmissverständlich an Bettina: „Ich möchte in den nächsten Minuten nicht gestört werden, Frau Lichter. Haben Sie verstanden?“
„Jawohl. Weder werde ich jemanden zu Ihnen hereinlassen noch ein Telefongespräch zu Ihnen durchstellen. Den Bericht bringe ich Ihnen, sobald die Herrschaften von der Kripo fort sind.“
Sattler nickte seiner Sekretärin zu. Dann schloss er die Tür hinter sich und schritt großspurig durch sein Büro. Dieses war mindestens doppelt so groß wie das seiner Sekretärin. Sowohl an der Nord- als auch an der Westseite erstreckten sich enorme Fenster, vor denen sich keine Vorhänge befanden. Dementsprechend hell war es im gesamten Raum. Vor der Nordwand stand der gigantische Schreibtisch des Anwalts. Rechts von der Zimmertür erblickten die Kommissare viele Schränke.
„Also dann“, stieß Sattler aus, während er sich in seinen Stuhl fallen ließ und mit seiner aufgesetzten Körpersprache den Eindruck vermitteln wollte, ein überaus wichtiger Mann zu sein.
Sitzt da wie der Präsident von Nordamerika , lachte Tommy in sich hinein. Ist aber nur Anwalt in Göttingen.
26
„Worum geht es?“ Sattler presste die Fingerspitzen seiner Hände aneinander und deutete den Kommissaren an, vor dem Tisch Platz zu nehmen. Dann lehnte er sich zurück, griff nach einer Zigarettenschachtel, die auf dem Schreibtisch vor ihm lag, und zündete sich einen Glimmstängel an. „Habe ich etwas angestellt? Bin ich bei Rot über die Ampel gefahren?“
Genau, die Kriminalpolizei kommt zu dir, weil du bei Rot über die Ampel gefahren bist. Du bist ja ein ganz Schlauer. Thomas seufzte. Warum bekommen eigentlich immer solche Fachidioten gut bezahlte Jobs? Das ist ein Jammer, wenn ich an mein eigenes Gehalt denke.
Nachdem die Ermittler sich in Sattlers Büro umgesehen hatten, traten sie vor und ließen sich auf den billigen Holzstühlen nieder, die Sattler für seine geschätzten Gäste bereitgestellt hatte.
„Um ehrlich zu sein“, begann Nora, „möchten wir genau das herausfinden.“
Sattler nahm einen Zug von seiner Zigarette. „Ob ich etwas verbrochen habe? Wie habe ich das zu verstehen? Wie kommen Sie darauf?“
„Kennen Sie Greta Baum?“
„Greta Baum? Nein, nie gehört. Wer soll das sein?“
„Wie steht es mit Denise Turm?“
„Nein, auch dieser Name sagt mir nichts. Wenn das so weitergeht, dann wird das ein sehr kurzer Besuch von Ihnen. Das wäre ein Jammer, da Sie ohne Zweifel einen Glanz in dieses Büro bringen.“ Diese schleimige Bemerkung galt natürlich wieder Nora, die sich von Sattlers Gesülze aber nicht beeinflussen ließ. Sie kreuzte ihre Beine und hakte nach: „Aber Sie kennen einen Manfred Meier, nicht wahr?“
„Manfred? Ja, natürlich. Der hat hier vor einiger Zeit gearbeitet.“
„Wie haben Sie sich mit ihm verstanden?“
„Schlecht. Manfred und ich lagen nicht gerade auf einer Wellenlänge. Aber das ist kein großes Geheimnis. Wieso wollen Sie das wissen? Ist dem Kerl etwas zugestoßen? Wurde er ermordet?“ Sattler begann zu kichern. „Und bin ich jetzt Ihr Hauptverdächtiger?!“
„So ist es“, erklärte Thomas, wobei er jedes einzelne Wort betonte, um Sattler von seinem hohen Ross zu holen. Dabei verfehlten seine Worte ihre Wirkung nicht. Denn die Miene des Anwalts verdunkelte sich schlagartig.
„Manfred wurde ermordet? Mein Gott! Das ist eine schlimme Sache. Eine ganz schlimme Sache. Wer macht so etwas denn nur?“
„Wir haben gehört, dass Sie mit Herrn Meier hin und wieder heftige Auseinandersetzungen hatten.“
„Wer hat Ihnen denn das erzählt? Das ist vollkommener Blödsinn.
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