'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
verschmitzt. „Machen Sie sich keine unnötigen Gedanken über meine Zukunft. Beten Sie lieber, dass Ihr Kollege kompetent genug ist, um Sie hier in 117 Minuten an einem Stück herauszuholen.“
Nora biss sich auf die Unterlippe. Ihr Magen begann zu knurren, ihr Mund wurde trocken. Zudem pochte ihr Schädel wie verrückt. „Könnten Sie mir ein Glas Wasser bringen?“
Der Anwalt stand von der Couch auf. „Wie sehe ich denn aus? Wie ein beschissener Kellner?“
„Bitte, ich kann mich unmöglich von diesem Stuhl befreien. Sie können mir doch wohl ein Glas Wasser aus der Küche holen. Das dauert keine zwanzig Sekunden.“
Sattler schritt auf Nora zu. „Ich denke nicht daran. Wer garantiert mir denn, dass Ihr Vorgesetzter nicht jede Sekunde den Kopf verliert und das Haus stürmen lässt? Möglicherweise trifft er diese unüberlegte Entscheidung in diesem Moment. Dann müsste ich Sie zwangsläufig als menschlichen Schutzschild benutzen. Und das kann ich schlecht, wenn ich in der Küche bin.“
Nora ließ ihr Kinn auf die Brust sinken. „Ich bitte Sie. Nur ein kleines Glas Wasser.“
„Keine Chance. Und jetzt nerven Sie mich nicht länger! Ich möchte diesen Augenblick genießen!“
Die Ermittlerin schloss ihre Augen. „Sie haben all diese Morde begangen, nicht wahr? Die gefälschten Videos sprechen für sich. Thomas kann Ihre Unschuld nicht beweisen. Also, warum knallen Sie mich nicht gleich ab?“
Sattler sah sie gereizt an. „Ich sagte, dass Sie still sein sollen! Vielleicht habe ich die Morde begangen, vielleicht auch nicht. Das spielt solange keine Rolle, bis Ihr Kollege in knapp zwei Stunden wieder hier auftaucht. Dann sehen wir weiter.“
„Warum legen Sie nicht einfach ein Geständnis ab und stellen sich? Was hecken Sie hier aus?! Das ist doch reiner Wahnsinn!“
„Ein Geständnis ablegen? Die ganze Stadt ist hinter mir her und ich soll einfach so ein Geständnis ablegen? Darauf können Sie lange warten.“ Er strich über den Lauf seiner Pistole.
„Zwei Stunden. Leben oder Tod. Alles oder nichts.“
44
Genau 100 Minuten später stand Thomas erneut vor Noras Haus und klingelte an. Nachdem er einige Sekunden gewartet hatte, öffnete sich die Tür.
„Sie wissen, wie es läuft, Korn!“, hörte er Sattlers Stimme im Flur erschallen. „Schlüpfen Sie durch den Spalt und schließen Sie die Tür hinter sich! Sollten Sie nicht Thomas Korn sein, sollte ich eine Waffe sehen oder sollte eine unüberlegte Bewegung erscheinen, dann werde ich Frau Feldt auf der Stelle töten!“
Thomas atmete durch. Er kniff seine Augen zusammen und trat dann so diszipliniert wie möglich in Noras Hausflur. Anschließend schloss er die Tür wieder und sah durch den Flur ins Wohnzimmer. Dort entdeckte er Nora völlig aufgelöst auf dem Holzstuhl. Sie war sichtbar am Ende, konnte Tommy kaum noch richtig ansehen.
„Meine Kollegin braucht sofort etwas zu trinken!“, rief Tommy dem Anwalt zu, der wieder hinter der Regalwand Deckung gesucht und seine Waffe auf Nora gerichtet hatte.
„Das dürfte Ihr kleinstes Problem sein! Es liegt ganz allein an Ihnen, ob Frau Feldt gleich einen Schluck Wasser bekommt oder nie wieder etwas trinken wird! Also, was haben Sie herausgefunden?!“
Thomas schritt durch den Flur, doch Sattler bellte sofort: „Ich habe Sie nicht aufgefordert, vorzutreten! Bleiben Sie stehen und reden Sie endlich!“
Tommy hielt inne. „Ich halte unseren Deal ein!“
„Und was genau heißt das?“
„Das bedeutet, dass Sie nicht der gesuchte Mörder sind!“
Nora sah ihren Kollegen verdutzt an. Doch Thomas verzog keine Miene. Er richtete seinen Blick starr auf Sattler und bewegte sich nicht von der Stelle.
„Sie verarschen mich doch! Können Sie meine Unschuld beweisen ?!“
„Ja, das kann ich.“
Nora verstand nur noch Bahnhof. Konnte Thomas tatsächlich beweisen, dass Sattler unschuldig war? Aber wer hatte die Morde dann begangen? Oder war das alles nur ein Trick? Würden ihre Kollegen das Haus jeden Moment stürmen? Lenkte Thomas den Anwalt ab?
Sie versuchte einen versteckten Hinweis von Tommy zu erlangen. Eine winzige Geste, ein auffälliger Satz. Doch da war nichts.
„Also schön!“, schrie Sattler. „Zunächst einmal werden wir das Spielchen von eben wiederholen! Sie haben sicher wieder eine Waffe dabei!“
Thomas schüttelte den Kopf. „Ich garantiere Ihnen, dass ich unbewaffnet bin!“
„Das können Sie dem Weihnachtsmann erzählen! Ist genau die passende Zeit
Weitere Kostenlose Bücher