'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
ich von Ihnen, Herr Kommissar!“
Obgleich Tommy die Worte nicht als Drohung auffasste, ließ sich nicht leugnen, dass in Jürgens Artikulation eine spürbare Spannung lag. Da Thomas an dessen Stelle jedoch sicherlich genau so reagieren würde, nickte er nur kurz, beugte sich dann nach vorne und erklärte mit kontrollierter Stimme: „Nun gut, wenn Sie jetzt schon dazu bereit sind, dann würden wir Ihnen gerne einige Fragen stellen.“
„Schießen Sie los.“
Tommy kramte seinen Notizblock hervor. „Sie haben unserem Kollegen am Telefon geschildert, dass Gabriella gestern Abend auf eine Klassenfeier bei der Familie Landmann gegangen sei. Ist das korrekt?“
„Ja. Sie geht in die elfte Klasse des Hainberg-Gymnasiums.“
„Wann hat sie Ihr Haus verlassen?“
„Ungefähr um halb neun am Abend.“
„Wie ist sie zu der Feier hingekommen?“
„Mit einem Taxi. Und sie sollte auch mit einem zurückkommen. Ich sah die Feier als gute Möglichkeit an, meiner Stieftochter Verantwortung und Selbstvertrauen beizubringen. Sie sollte endlich einmal aus ihrem Zimmer herauskommen und erfahren, wie die wahre Welt dort draußen ist.“
Thomas notierte sich diese Information. Dann warf er einen Seitenblick auf Maria, die resigniert ihren Kopf hängen ließ.
„Haben Sie mit Ihrer Stieftochter eine Uhrzeit ausgemacht, zu der sie wieder zurück sein sollte?“, fragte Nora schließlich an Jürgen gerichtet. „Und hat Gabriella sich dann von der Feier telefonisch gemeldet, um Ihnen mitzuteilen, dass es vermutlich später würde?“
„Nein zu beidem.“
„Sie haben Ihre sechzehnjährige Stieftochter zu keinem festen Zeitpunkt zurückerwartet?“ Aufgrund ihrer Verblüfftheit hob Nora das Wort sechzehnjährige unfreiwillig harsch hervor.
Sofort zischte Jürgen: „Wollen Sie damit etwas andeuten?“
„Nein, ich wollte mich lediglich vergewissern.“
Gabriellas Stiefvater blinzelte sie gefährlich an. Er schien in der Frage einen Vorwurf erkannt zu haben. „Wir haben Gabriella keine Frist gesetzt, weil sie sich in einem Alter befand, in dem sie lernen musste, eigene Entscheidungen zu treffen. Sie musste Verantwortung für sich selbst übernehmen. Haben Sie damit ein Problem?“
„Damit habe ich kein Problem“, versicherte Nora ihm. Sie änderte ihre Sitzposition und bemühte sich, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken: „Hat Gabriella eine beste Freundin oder einen festen Freund? Oder stand ihr sonst eine Person besonders nahe, die am besagten Abend ebenfalls auf der Feier war?“
„Gabriella hatte nicht sehr viele Freunde. Einen festen Freund hatte sie schon gar nicht. Das hätte ich ihr nicht erlaubt, da sie für solche Dinge noch viel zu jung war.“ Jürgen strich sich mit der Hand über sein Kinn. „Fällt dir jemand ein, Schatz?“, wandte er sich dann an Maria, die vergeblich versuchte, weitere Tränen zu unterdrücken. Als Antwort schüttelte sie den Kopf.
Nora und Tommy wollten es nicht wahrhaben. Jürgen vertrat wahrhaftig die Auffassung, dass seine Stieftochter alt genug gewesen sei, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, verbot ihr jedoch gleichzeitig, einen festen Freund zu haben. Was sollten sie davon halten? Die Ansichten mancher Menschen konnten sie partout nicht nachvollziehen.
„Verstehen Sie meine nächste Frage bitte nicht falsch, aber ich muss sie Ihnen aus Routine stellen“, fuhr Thomas fort. „Welches Verhältnis haben Sie zu Ihrer Stieftochter?“
„Ein gutes“, stieß Jürgen aus. „Meine Frau und ich verstehen uns sehr gut mit Gabriella. Es gibt keinerlei Probleme.“
„Und wo waren Sie zum Zeitpunkt der Feier?“
„Ich war den ganzen Abend zuhause. Maria war bei ihrem Bowlingverein.“
Tommy blickte Gabriellas Mutter an. Da sie keine Reaktion zeigte, hakte er nach: „Können Sie das bestätigen, Frau Zank?“
„Selbstverständlich kann sie das bestätigen!“, kam Jürgen einer Antwort seiner Frau zuvor. „Kümmern Sie sich nicht um uns, sondern um den Irren, der Gabriella getötet hat!“
Gerade als Thomas etwas erwidern wollte, wimmerte Maria: „Ja, ich kann das bestätigen. Ich war beim Bowling. Wie fast jeden Freitagabend.“
Tommy nickte dankbar und schrieb diese Information auf. Anschließend atmete er tief durch. „Wissen Sie zufällig, ob Ihre Stieftochter ein Tagebuch geführt hat, Herr Zank?“
„Nein, das weiß ich nicht.“
„Hat sie bestimmte Internetforen besucht oder regen Chat- und E-Mail-Kontakt zu jemandem gehalten?“
„Ich
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