'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
war im Grunde ein schlechter Witz.“ Sie schluchzte auf. „Gott, es tut so weh, das zu sagen. Aber es ist nichts als die traurige Wahrheit. Dennoch habe ich Ralf geliebt! Von ganzem Herzen. Das müssen Sie mir glauben!“
Nora war verwirrt, weil Petra offensichtlich viel daran lag, dass sie ihr besonders in diesem Punkt Glauben schenkte. Nach kurzer Zeit fragte sie weiter: „Demnach ist es eher unwahrscheinlich, dass die Mörderin an der Tür geklingelt hat und von Ihrem Mann ins Haus gelassen wurde?“
„Ja. Selbst wenn Ralf die Klingel gehört hätte, wäre er bestimmt in seinem Arbeitszimmer geblieben, um weiterzuarbeiten. Jede Störung wäre ihm zutiefst gegen den Strich gegangen.“
Nora nickte. „Gut. Ich danke Ihnen für diese Informationen.“ Sie überlegte kurz. Dann nahm sie Blickkontakt mit Dorm auf. Doch ihr Kollege schüttelte betrübt den Kopf. Nora entschlüsselte diese Botschaft als: Nichts zu machen. Ralf Müller ist definitiv tot.
„Was ist denn das?!“, rief Vielbusch aus heiterem Himmel.
Nora erkannte, dass er einen Zettel und ein Foto in der Hand hielt. „Was hast du gefunden?!“
„Diese Sachen befanden sich in der Hosentasche des Professors! Das solltest du dir mal ansehen! Und zwar schnell!“
Die Kommissarin lief um den Teich herum, begab sich zu ihrem Kollegen und blickte zunächst auf den Zettel. Auf diesem stand mit dem Computer geschrieben:
Sie werden zu spät kommen, um das letzte Opfer beschützen zu können! Denn ich schlage heute um 20 Uhr bei Maria zuhause zu. Zu dieser Zeit sind Sie noch immer verzweifelt auf der Suche nach mir. Wahrscheinlich finden Sie diesen Zettel und das dazugehörige Foto erst spät abends. Das ist Pech für Sie.
Ich habe gewonnen. Sie haben verloren.
Beste Grüße, Xenia!
Nora ließ ihren Blick zum Foto in Vielbuschs Hand schweifen. Dieses zeigte eine junge Frau in Großaufnahme. Sie war höchstens 21 Jahre alt, hatte blonde Haare und enorm große Lippen.
Nora schluckte. Mein Gott. Das ist Maria Ranz.
Während die Ermittlerin wie erstarrt auf das Bild blickte, kam Petra um den Teich herum, positionierte sich neben Vielbusch und warf ebenfalls einen Blick auf das Foto. Prompt stieß sie aus: „Diese Frau kenne ich! Was ist mit ihr? Was hat dieses Foto hier zu suchen?!“
„Sie kennen diese Frau?“
„Ja, sie ist Ralfs ehemalige Hilfswissenschaftlerin. Ihr Name ist Maria Ranz. Sie war fast drei Jahre lang für meinen Mann tätig. Dann wurde ihr die Arbeit zu viel und Ralf stellte Franziska Zucker ein.“
„Sind Sie sich absolut sicher?“
„Auf jeden Fall.“
Interessant. Langsam ergeben die einzelnen Puzzleteile ein Ganzes , erkannte Nora. Bestimmt hatte Ralf auch eine Affäre mit Maria. Sie muss die Frau sein, von der Dennis Klamm uns im Büro berichtet hat. Diejenige Frau, die er noch nicht identifiziert hatte.
„Es ist schon fast 20 Uhr.“ Mit diesem Satz riss Dorm seine Kollegin aus ihren Gedanken heraus. „Wir haben nur noch wenige Minuten, um Maria Ranz zu warnen.“
„Falls diese Nachricht keine falsche Spur ist“, warf Vielbusch ein, wobei er den Zettel in seiner Hand hochhielt.
„Wir sollten uns lieber nicht darauf verlassen, dass Xenia uns damit lediglich in die Irre führen will“, meinte Nora.
Zeitgleich fragte Petra: „Xenia? Etwa Xenia Boll?!“
„Ja. Kennen Sie Xenia etwa auch?“
„Nicht besonders gut. Sie ist ebenfalls Studentin hier an der Universität, nicht wahr?“
„Das stimmt. Aber woher kennen Sie sie?“
Petra hob die Achseln und log: „Ralf hat sie irgendwann einmal erwähnt. Ich weiß nicht mehr genau, worum es dabei ging. Vielleicht um ein Referat, das Xenia vor einiger Zeit in seinem Seminar gehalten hat.“
Nora blickte Petra unschlüssig an. Sie bekam den Eindruck, dass die 49-Jährige etwas verheimlichte. Doch sie bohrte nicht weiter nach, denn momentan erachtete sie es als wichtiger, sich so schnell wie möglich mit Maria Ranz in Verbindung zu setzen. Daher bat sie Petra, sie ins Haus zu begleiten, um ihr dort das Telefonbuch zu geben.
Als Nora die Nummer der Familie Ranz schließlich fand, schnappte sie sich ihr Handy und tippte die nötigen Ziffern ein. Anschließend wartete sie.
Doch es passierte nichts. Gar nichts.
„Sie geht nicht ran! Ich höre nur das Freizeichen!“, teilte die Kommissarin ihren Kollegen mit.
„Vielleicht ist es schon zu spät“, äußerte Dorm.
Nora sah auf ihre Uhr. „Es ist zehn vor acht.“
„Xenia wird sicherlich nicht auf die Sekunde
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