'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
Tatsache nicht wahrhaben möchten. Leider müssen Sie sich aber damit abfinden. Ihre Freundin hat zwei Studentinnen getötet und ist in diesem Moment auf der Flucht vor dem Gesetz.“
Caroline lachte noch immer. „Haben Sie einen Beweis für diese Behauptung?“
„Nachdem Xenia meinen Kollegen in ihrer Wohnung angegriffen hatte, floh sie vor mir.“
„Das ist unmöglich! Xenia wurde doch selbst angegriffen! Sie ist ein Opfer!“
„Nein, das sollten wir lediglich denken. Wahrscheinlich hatte sie sich diesen Plan sorgfältig zurechtgelegt, ehe sie den ersten Mord beging.“
„Denken Sie dann etwa auch, dass sie sich mit einem Messer selbst in die Schulter gestochen hat?“
„So ist es.“
„Lachhaft! Merken Sie nicht, wie absurd das klingt? Welcher Mensch würde sich freiwillig ein Messer in die eigene Schulter rammen? Xenia wurde auf jeden Fall vom Mörder angegriffen! Alles andere wäre absoluter Irrsinn.“
„ Irrsinn trifft es ganz gut.“
„Das passt nicht zu Xenia!“
„Und wieso flieht sie dann jetzt? Überlegen Sie mal, warum Sie Xenia nicht erreichen können.“
Caroline dachte nach. Sie schien sowohl die bisherigen Fakten als auch Noras Worte gründlich zu überdenken. Nach einiger Zeit setzte sie sich perplex auf den Stuhl vorm Schreibtisch und hauchte: „Mein Gott. Ich ... ich kann es nicht fassen. Xenia ist wahrhaftig die Täterin? Aber ... aber warum? Wieso hat sie die beiden Studentinnen ermordet? Sie hatte überhaupt keinen Grund dazu! Jemand will ihr diese ganze Geschichte anhängen! So muss es sein! Xenia wurde reingelegt! Und Sie fallen darauf herein!“
Nora schüttelte den Kopf. „Die Fakten sprechen eindeutig dafür, dass Ihre Freundin die Mörderin ist. Zwar wissen wir noch nicht genau, wo das Motiv zu finden ist, aber es ist sehr gut möglich, dass Neid und Hass in dieser Beziehung eine große Rolle spielen.“
„In wie fern?“
Nora setzte gerade zu einer Antwort an, als das Telefon auf ihrem Schreibtisch zu läuten begann. Sie sah Caroline entschuldigend an und nahm den Hörer ab. „Ja, hier Hauptkommissarin Feldt?“
„Mein Mann ist tot! Er liegt erstochen im Garten! Es ist so schrecklich! Kommen Sie schnell!“
Weil Nora nicht erkannte, wer am anderen Ende der Leitung so aufgelöst schrie, fragte sie: „Wie bitte? Wer spricht dort? Was ist genau geschehen?“
„Hier spricht Petra Müller! Ralf liegt im Garten! Mit einem Messer in der Brust! Er ist tot!“
Nora hielt den Telefonhörer apathisch in der Hand. Sie konnte nicht realisieren, was Petra ihr mitteilte. Ralf Müller ist tot!? Hat Xenia etwa schon wieder zugeschlagen?! Auf ihrer Flucht?!
Erst nach und nach erfasste sie die ganze Tragweite dieser Nachricht. Schließlich sagte sie in den Hörer: „Okay, bleiben Sie ganz ruhig, Frau Müller. Fassen Sie nichts an. Lassen Sie alles unverändert. Wir kommen so schnell wie möglich. Versprochen.“
„In Ordnung. Beeilen Sie sich!“
Nora legte auf und blickte Caroline an. „Das ist nicht zu fassen! Offenbar dreht Ihre Freundin jetzt komplett durch! Denkt sie überhaupt noch ansatzweise nach, bevor sie handelt?! Sie macht alles nur noch schlimmer! So dumm kann doch niemand sein!“
„Wie meinen Sie das? Was ist passiert?“
„Xenia hat wieder zugeschlagen.“
„Um Himmels Willen. Sie hat eine dritte Studentin getötet?!“
„Nein, diesmal ist das Opfer keine Studentin. Diesmal ist es ein Professor.“ Nora erhob sich und deutete Caroline an, das Büro zu verlassen. „Es tut mir leid, aber ich muss sofort los. Jede Minute zählt. Ich hoffe, dass Sie das verstehen.“ Sie drängte Caroline hinaus auf den Flur, verabschiedete sich dort von ihr und lief hinüber zu Dorm und Vielbusch.
Nachdem sie die beiden über den neuen Mord in Kenntnis gesetzt hatte, zögerten die drei keine Sekunde lang. Gemeinsam liefen sie hinab zu Noras Ford und machten sich auf dem kürzesten Weg zu den Müllers.
Zu Xenias drittem Opfer.
43
Zehn Minuten später erreichten die Ermittler das Haus der Müllers. Ohne zu zögern sprangen sie aus Noras Wagen, rasten über einen gepflasterten Weg am Haus vorbei und konnten schon aus der Entfernung Petras Schluchzen hören.
Kaum waren sie um die hintere Hausecke gestürmt, da fanden sie sich in einem weitläufigen Garten wieder. Hinter einer Steinterrasse lag zunächst ein Fischteich. Danach erstreckte sich eine Rasenfläche bis zum Ende des Grundstücks. Rechts und links vom Rasen befanden sich mehrere Blumenbeete. Dahinter
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