'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
ragte jeweils eine Hecke in die Höhe.
„Da sind Sie ja endlich!“, rief Petra, als sie die Ermittler sah. Sie hockte verzweifelt vor ihrem Gatten und riss ihre Arme in die Luft. Ihr Gesicht war vollkommen blass. Unzählige Tränen rannen über ihre Wangen.
„Wir sind so schnell gekommen wie wir konnten“, versicherte Nora ihr, ehe sie mit Dorm und Vielbusch bei Petra ankam. Dann ergriff sie die 49-Jährige vorsichtig an den Schultern und zog sie von Ralf fort. Ihre Kollegen widmeten sich bereits der Leiche.
„Haben Sie hier etwas angefasst, Frau Müller?“
„Nein, es ist alles so, wie ich es vorgefunden habe. Ich habe nichts berührt.“
„Sehr gut.“
Ralf Müller lag neben dem Teich auf dem Rücken. In seiner Brust steckte ein Messer. Sein rechter Unterarm befand sich im Wasser, der linke Arm lag eng an seinem Oberkörper an. Die Beine waren gespreizt. Wie gewöhnlich trug der Akademiker einen schwarzen Anzug.
Dorm kniete sich vor den Leichnam und untersuchte ihn. Da die Leichenstarre noch nicht eingesetzt hatte und die Gesichtshaut noch nicht besonders fahl war, konnte der Professor noch nicht lange tot sein.
Vielbusch besah sich derweil das Tatmesser. Dieses war einschneidig und steckte bestimmt fünf Zentimeter tief in Müllers Herz.
„Wie konnte das nur passieren?!“, jammerte Petra. „Ich liebe dich, Ralf! Ich liebe dich so sehr! Du darfst mich nicht verlassen! Das erlaube ich dir nicht!“
Nora schob sie langsam zur Terrasse. Dabei sagte sie mit einem Gefühl des Unbehagens: „Frau Müller, ich kann mir vorstellen, dass diese Situation ein schlimmer Schock für Sie ist. Unter normalen Umständen würde ich Ihnen nun Zeit geben, um das Ganze erst einmal zu verdauen. Aber in der derzeitigen Lage stehen wir unter großem Zeitdruck. Je eher wir an wichtige Informationen gelangen, desto größer ist die Chance, die Mörderin bald zu fassen. Können Sie mir schon schildern, was hier genau passiert ist? Sehen Sie sich dazu im Stande?“
„Ich denke schon. Ich werde es zumindest probieren.“
„Das ist großartig. Versuchen Sie bitte, sich so genau wie möglich zu erinnern. Jedes Detail könnte von großer Wichtigkeit sein.“
Die 49-Jährige wischte sich einige Tränen von den Wangen. Dann atmete sie durch den geöffneten Mund und versuchte sich zu besinnen. „Ich kam gerade vom Einkaufen wieder. Es muss kurz nach 19 Uhr gewesen sein. Zuerst dachte ich, dass Ralf in seinem Arbeitszimmer sei, weil er dort ein Seminar vorbereiten musste. Also habe ich mir nichts Schlimmes gedacht. Doch nach einiger Zeit kam ich ins Wohnzimmer und habe ihn hier draußen liegen gesehen. Mit diesem grässlichen Messer in der Brust!“
„Haben Sie Ihren Mann vor dem Einkauf gesehen?“
„Ja. Er kam gegen 18 Uhr zu mir in die Küche, um sich eine Banane zu holen.“
„Ging er anschließend wieder in sein Arbeitszimmer?“
„Ich denke schon. Er musste heute nämlich nicht mehr zur Universität. Und wenn er nicht in der Uni war, dann arbeitete er meistens in seinem Arbeitszimmer.“
„Ich verstehe. Wann genau fuhren Sie zum Einkaufen?“
„Gegen 18 Uhr 20.“
„Können Sie sich erklären, weshalb Ihr Mann jetzt hier draußen im Garten liegt?“
„Nein, das verstehe ich beim besten Willen nicht. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass er aus eigenem Antrieb hier hinausging. Er kümmerte sich nämlich nie um den Garten. Das war einzig und allein meine Aufgabe. Daher wird der Mörder ihn irgendwie herausgelockt haben, um ihm anschließend das -“ Sie brach den Satz ab und sah Nora argwöhnisch an. „Moment mal. Sagten Sie eben, dass es sich um eine Mörderin handelt?“
Die Kommissarin nickte.
„Wie kommen Sie darauf? Sind Sie sich dessen ganz sicher?“
Ohne auf Petras Fragen zu antworten, wollte Nora im drängenden Tonfall wissen: „Haben Sie Einbruchspuren in Ihrem Haus gefunden?“
„Danach habe ich noch nicht gesucht. Die Haustür sowie die Terrassentür weisen zumindest keine Einbruchspuren auf.“
Nora dachte nach. „Als mein Kollege und ich neulich mit Ihrem Mann in seinem Arbeitszimmer gesprochen haben, sagte er, dass er unser Klingeln an der Haustür nicht gehört hätte, weil er zu sehr in seine Arbeit vertieft gewesen sei.“
„Ja, das sah ihm ähnlich. Wenn er sich stark auf ein Projekt konzentriert hat, dann nahm er um sich herum nicht mehr viel wahr. Das ist zwar nicht immer so gewesen, aber seit etwa fünf Jahren lebte er fast nur noch für seine Arbeit. Unsere Ehe
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