'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
genau zuschlagen, sondern vielmehr den passenden Zeitpunkt abwarten. Und dieser war womöglich schon gekommen.“
Nora schob ein Bein vor, während sie sich den Telefonhörer ans Ohr presste und hoffte, dass Maria sich endlich meldete. Aber ihre Hoffnung wurde enttäuscht. Nicht einmal nach dem zehnten Klingeln nahm die Studentin ab.
„So ein elender Mist!“, fluchte Nora, bevor sie den Hörer auflegte. „Allerdings könnte es auch sein, dass Maria nicht zuhause ist. Unter Umständen weiß Xenia das nicht.“
„Oder Maria kommt jeden Moment heim und Xenia weiß das ganz genau“, entgegnete Dorm. „Es könnte alles möglich sein.“
Nachdem Nora brummend zugestimmt hatte, speicherte sie die Nummer der Familie Ranz in ihrem Handy und sagte zu ihren Kollegen: „Okay, wir sollten uns jetzt auf den schnellsten Weg zur Villa machen. Unterwegs werde ich weiterhin versuchen, Maria telefonisch zu erreichen. Möglicherweise ist auch eine Streife dort in der Nähe. Ich werde Kortmann fragen.“
Dorm und Vielbusch nickten und begaben sich zur Haustür. Nora wandte sich unterdessen noch einmal an Petra: „Wir werden gleich unsere Kollegen informieren. Die werden samt Spurensicherung so schnell wie möglich herkommen. Schaffen Sie das so lange alleine?“
„Sie wollen mich alleine lassen? Mit dem Leichnam meines Mannes im Garten?!“
„Ich weiß, dass das eine schwierige Situation für Sie ist. Aber wir müssen alles daran setzen, ein weiteres Menschenleben zu retten. Jede Sekunde zählt.“
Petra kniff die Augen zusammen. Dann stützte sie sich an ihrer Couch ab und nickte. „In Ordnung. Das verstehe ich. Außerdem möchte ich, dass Ralfs Mörderin so schnell wie möglich gefasst wird. Fahren Sie schon. Ich schaffe das hier alleine. Los, los!“
„Fassen Sie bitte weiterhin nichts im Garten an. Warten Sie auf unsere Kollegen und überlassen Sie denen alles.“
„Ja, jetzt hauen Sie schon ab! Schnappen Sie sich die Mörderin meines Mannes! Das verlange ich von Ihnen! Das ist schließlich Ihr Job!“
Nora nickte. Dann rannte sie mit einem Ausdruck der Entschlossenheit hinter Dorm und Vielbusch her.
Wir werden Xenia fassen, bevor sie ein weiteres Mal zuschlagen kann! Wir werden Maria Ranz’ Leben retten. Jetzt oder nie!
Alles oder nichts!
44
Um kurz nach 20 Uhr stoppte Nora ihren Ford vor der Villa der Familie Ranz, stellte den Motor ab und hechtete aus dem Wagen. Dorm und Vielbusch folgten ihr. Unverzüglich rannten sie auf die große Haustür zu. Dabei dröhnte laute Rockmusik bis zu ihnen nach draußen.
Zwar hatte die Kommissarin auch während ihrer Fahrt keinen telefonischen Kontakt mit Maria herstellen können und es schien keine Streife in der Nähe gewesen zu sein, doch ganz offensichtlich war die Studentin zuhause.
Oder wieso dröhnt sonst die laute Musik durch das Haus?
Als Nora bei der Haustür ankam, drückte sie mehrmals auf die Klingel. Ihre Kollegen sahen sich gleichzeitig um. Sie begutachteten die einzelnen Fenster, vor denen bereits die Rollladen heruntergelassen waren. Es handelte sich dabei um fünf Fenster, die sich jeweils rechts und links neben der Haustür befanden. Im Obergeschoss waren zehn weitere Fenster zu sehen.
Nora wollte gerade ein weiteres Mal schellen, da wurde die Haustür plötzlich geöffnet. Ein junger Mann erschien auf der Schwelle. Er hatte offenbar sehr viel Alkohol getrunken, denn er wankte und lallte: „Ey, ihr seid zu alt für diese Party! Haut ab!“
Party?! Oh nein, das gibt es nicht! Das muss ein schlechter Scherz sein!
Nora erinnerte sich prompt an Marias Worte: ‚Das Sommersemester hat gerade erst begonnen. Also werde ich jetzt ordentlich hier feiern’.
Die Kommissarin schäumte vor Wut. Dabei hätte sie sich denken können, dass Xenia auch ihren vermeintlich letzten Mord in einer Umgebung verüben würde, wo es vor potenziellen Zeugen nur so wimmelte. Und die Party erklärte auch, warum Maria nicht ans Telefon gegangen war. Vermutlich hatte niemand das Klingeln hören können, weil die Musik so laut war.
„Wir sind von der Polizei! Wo ist Maria Ranz?!“, fragte Nora den Besoffenen lautstark.
„Was? Wer?“, brabbelte der Typ.
Dorm erkannte sofort: „Vergiss es, Nora. Der Kerl ist voll. Von dem werden wir keine hilfreichen Informationen bekommen.“
Nora nickte. Im nächsten Moment traten die drei Ermittler vor, schoben den Betrunkenen zur Seite und schlossen die Tür hinter sich. Als sie sich dann am Anfang des langen Flurs wiederfanden,
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