'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
seit knapp zwei Jahren, hatte in dieser Zeit aber zu ihrer eigenen Überraschung schnell gelernt, ihm nahezu blind zu vertrauen. Nachdem sie ihren Ex-Mann Frank vor vier Jahren rausgeschmissen hatte, war sie sich nicht sicher gewesen, ob sie jemals wieder einem Mann vertrauen könnte. Doch nachdem sie Bill begegnet war, war ihre anfängliche Skepsis rasch verflogen. Bereits vier Monate nach ihrem ersten Treffen hatte sie gewusst, dass er es wert war, ihm Vertrauen und Liebe entgegenzubringen.
Weitere drei Monate später war Bill zu ihr ins Einfamilienhaus im Stadtteil Weende gezogen. Auf seine liebenswerte Weise hatte er es geschafft, sie nach ihrer bitteren Erfahrung wieder zum Lachen zu bringen. Er hatte ihr neues Selbstvertrauen geschenkt und eindrucksvoll bewiesen, dass nicht alle Männer so charakterlos waren wie ihr Ex-Mann, der sie mit einer Jüngeren betrogen hatte.
Seitdem wirkte Bill auf sie wie der berühmte Fels in der Brandung. Ein Mann, den nichts erschüttern konnte, der alles mit Übersicht zusammenhielt und permanent Freude und Liebe verbreitete. Und obwohl er Anna zu Beginn ihrer Beziehung mitgeteilt hatte, dass er im Umgang mit Kindern keinerlei Erfahrung habe, pflegte er inzwischen ein gutes Verhältnis zu Jasmin. In Anbetracht des Alters, in dem Jassi derzeit steckte, war das sogar doppelt verwunderlich. Wahrscheinlich lag es daran, dass er ihr stets ein offenes Ohr lieh, wenn sie jemanden zum Reden brauchte. Ebenso schien er genau zu spüren, wenn er der Jugendlichen lieber etwas Freiraum gewähren sollte.
Mit schnellen Schritten trat er soeben vor das Küchenfenster und blickte in den gepflegten Vorgarten hinaus. Glanz, Ordnung und Disziplin bedeuteten sowohl Anna als auch ihm sehr viel. Das ließ sich allein schon an den genau abgemessenen Blumenbeeten erkennen, die sich auf der linken Seite des Grundstücks befanden.
Zufrieden straffte Bill sein Kreuz und strich sich über seine schwarzen Haare. Dabei entdeckte er zwei Personen, die auf das Haus zuschlenderten. Es handelte sich um einen verhältnismäßig kleinen Mann und eine etwas größere Frau. Während der Mann ein farbenfrohes T-Shirt zu einer herkömmlichen Jeans trug, hatte die Frau sich für ein dezentes Graue-Maus-Outfit entschieden. Während sie blass und erschöpft wirkte, sah ihr Begleiter so aus, als wäre er soeben von einem Hawaii-Urlaub heimgekehrt. Beiden gemein war allerdings, dass sie äußerst ernst dreinblickten. Die markanten Gesichtszüge des Mannes waren ebenso verhärtet wie die sanfteren Konturen der Frau.
18
Um kurz vor elf schritten Nora und Thomas an diesem Sonntagmorgen auf die Haustür der Hausmanns zu.
Nachdem Tommy seine Kollegin telefonisch über die übereinstimmenden Initialen von Jasmin Hausmann in Kenntnis gesetzt hatte, war sie prompt davon überzeugt gewesen, dass er eine vielversprechende Spur entdeckt hatte. Folglich hatte sie ihm mitgeteilt, dass sie dieser unverzüglich nachgehen sollten, indem sie den Hausmanns einen Besuch abstatteten. In der Hoffnung, dass Jasmin ihnen bei der Aufklärung des derzeitigen Falles eine Hilfe sein konnte, visierten sie nun deren Haustür an.
Mit kurzen Blicken sah Nora sich um und musste zugeben, dass der Vorgarten der Hausmanns mächtig Eindruck auf sie machte. Die Grashalme der Rasenfläche waren exakt auf eine Länge geschnitten. Der Umfang der drei Blumenbeete schien penibel genau abgemessen zu sein und die Büsche im Hintergrund erstrahlten in einem einmaligen Glanz. Selbst die Äste zweier Birnenbäume wiesen annähernd dieselbe Länge auf. Offenbar lag den Hausmanns der äußere Eindruck stark am Herzen.
Als die Ermittler vor die Haustür traten, informierte Tommy seine Partnerin: „Kollege Dorm hat mir nach dem Anruf von Jürgen Zank mitgeteilt, dass die Überprüfung von Gabriellas Zimmer keine Hinweise erbracht hat. Weder hat sie ein Chat-Programm auf ihrem PC installiert noch favorisierte Internetseiten gespeichert. Sie hat auch keinen regelmäßigen E-Mail-Kontakt zu jemandem gehalten. Es wurden zwar allerlei Gedichte und Musik-CDs gefunden, aber ein Indiz auf spezielle, außergewöhnliche Aktivitäten gab es nicht.“ Er drückte auf den Klingelknopf der Hausmanns. „Ein Tagebuch wurde ebenfalls nicht entdeckt. Auch nicht ihr Handy. Wahrscheinlich hatte sie es auf der Feier dabei und der Täter hat es nach dem Mord an sich genommen. Jedoch ist es nicht zu orten.“
„Das bedeutet im Klartext, dass wir bisher noch keinerlei Hinweise auf den
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