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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Gründe– denn Ruhm und Freundschaft eines großen Mannes sind der halbe Weg zu Schiffen und Mannschaft, wie du wohl weißt, Jarl Orm. Die andere Hälfte des Weges ist Silber. Aber für mich springt hier zu wenig an Ruhm heraus, denn für einen Mann meines Standes ist Jarl Brand zu unbedeutend.«
    Er war schon ein unsympathischer Kerl, dieser Bursche, und seine Überheblichkeit verschlug einem die Sprache. Und jetzt sah ich es klar vor mir wie das Silfra-Wasser in Island– diese Rücksichtslosigkeit würde Styrbjörn früher oder später zum Verhängnis werden.
    » Dann würdest du dich also nicht bemühen, ihn zu retten?«, brummte Finn mit ungläubigem Gesicht. » Denn meiner Ansicht nach, du kleiner Mann mit der großen Klappe, hast du überhaupt keinen Stand. Du sitzt in der Pisse, hast eine Beule am Kopf, und dein Ruf ist dahin.«
    Styrbjörn antwortete nicht, aber Krähenbein fixierte ihn mit seinen verschiedenfarbigen Augen.
    » Du würdest sicher hinterhergehen, wenn du nachempfinden könntest, wie dem Jungen zumute ist«, sagte er. » Wenn du weit weg von deiner Heimat wärst, unter Feinden, die dich wie einen Sklaven behandeln, verprügelt, gefesselt und halb verhungert, wenn das Einzige, was dich überhaupt zum Weiteratmen motiviert, die Hoffnung ist, dass jemand kommt und dich rettet.«
    Wir alle erinnerten uns an Krähenbeins Schicksal– ein Flüchtling seit der Geburt, sein Vater tot. Mit sechs Jahren zum Sklaven gemacht, der Pflegevater erschlagen, seine Mutter in Klerkons Lager zur Hure gemacht, von Kveldulf geschwängert und dann von ihm zu Tode getreten. Im Alter von neun Jahren war er von mir befreit und in die Welt der Eingeschworenen gebracht worden, was für einen heranwachsenden Jungen auch nicht gerade die beste Umgebung war.
    Er sah mich an, und sein Blick zeigte mir, dass er auch daran dachte. Jetzt, mit zwölf Jahren, war Krähenbeins letzter Pflegevater, sein Onkel Sigurd, ebenfalls tot; und obwohl er Geschwister und Verwandte hatte, irgendwo, wo es zu gefährlich für ihn war, war er doch mutterseelenallein. Mir kam der Gedanke, dass dies wohl der Hauptgrund war, weswegen er den Schwur getan hatte. Jede Familie, selbst die von Odin geprüften Eingeschworenen, war besser als gar keine.
    » Tja, so ein Schicksal ist gewiss hart«, gab Styrbjörn zu. Dann hellte sich sein Gesicht auf, und er schlug Krähenbein auf die Schulter. » Die Skalden würden eine tolle Geschichte daraus machen, wenn jemand mit so einem Schicksal am Ende gerettet würde. Du hast mich überzeugt. Womöglich kann man hier doch Ruhm ernten. Also werden wir zwei hinter dem kleinen Jungen herjagen und ihn sicher nach Hause bringen, auch wenn Orm dafür hier im Käfig hängen muss.«
    » Wirklich ein toller Trost«, murmelte ich, und er lachte.
    » Wohin geht Randr Sterki, das möchte ich bloß wissen«, fragte Finn. » Ich dachte, er wollte uns anlocken – also warum rennt er weg?«
    Weil er keine Männer hat, dachte ich. Er suchte einen Ort, wo er einfältige Männer anheuern konnte, denn ich wäre jede Wette eingegangen, dass er nur noch äußerst schwach besetzt war. Als ich das sagte, kicherte Styrbjörn.
    » Na ja«, sagte er fröhlich, » in gewisser Weise kannst du mir dafür danken.«
    Mir verschlug es die Sprache, aber wie immer hatte der rote Njal eine passende Antwort.
    » Der Jarl würde dir schon danken«, sagte er mit leiser Stimme, was die Gehässigkeit noch unterstrich, » nur ist es unwahrscheinlich, dass du die Sache überlebst, selbst wenn dieser Sachsenherrscher uns im Tausch für das Masurenmädchen freilassen sollte. Dich will er nämlich als Spielzeug behalten.«
    Man sah Styrbjörn an, dass er es jetzt mit der Angst zu tun bekam, er schluckte nur und sagte nichts mehr.
    Ich konnte die Gesichter der anderen kaum noch erkennen, sie waren lediglich blasse Flächen in der Dunkelheit, die plötzlich über uns hereingebrochen war und die Glut im Kohlebecken umso heller leuchten ließ.
    » Wenn du jetzt einen Zauberspruch wüsstest, um dieses Schloss aufzubrechen, Finn Rosskopf…«, sagte ich. Finn kicherte und zog seinen Eisennagel hervor.
    » Kein Zauberspruch, aber trotzdem Duergar-Zauber«, sagte er. » Jetzt bräuchte ich mal deine Beinwickel, Njal.«
    Langsam wickelte der ein Bein aus. Einst waren es schöne grünwollene Wickelbänder gewesen, mit Rot bestickt und mit silbernen Krallen am Ende– aber diese Krallen waren längst beim Würfelspiel oder für Bier draufgegangen, und die

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