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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Bewegung verfehlte Finn knapp sein Ziel. Der Nagel traf nur die Schlagader, und das Blut schoss heraus, direkt in Finns Augen. Fluchend und einen Moment erblindet, ließ er den Nagel und den Mann los, um sich das Blut aus den Augen zu wischen.
    Der Nagel fiel scheppernd auf den Steinboden, und der Wächter, der wie ein sterbender Fisch nach Luft schnappte, stolperte in den Regen hinaus, die Hände am Hals, wo das Blut zwischen seinen Fingern herausquoll. Schreien konnte er nicht, und als er es trotzdem versuchte, zischte und blubberte es nur aus seiner zerrissenen Kehle. Aber er torkelte im Regen herum– und wurde gesehen.
    Der Schrei traf mich wie einer von Thors blauweißen Blitzen. Finn hob fluchend seinen Nagel auf und zielte damit auf das Auge des Wächters, eine schnelle Bewegung, vor und zurück, die ihn zu Boden gehen ließ wie eine gefällte Eiche.
    Zu spät, dachte ich, als jemand auf den Gong trommelte, um Alarm zu geben, viel zu spät…
    » Pullt, Jungs!«, brüllte Finn.
    » Zum Haupttor!« Ich schrie es wie eine Beschwörungsformel und stürzte mit gezogenem Schwert in den Wolkenbruch. Es war noch nicht Nacht, und das Tor würde noch offen sein, denn in einer Festung wie dieser gingen die Menschen mit allen möglichen Geschäften ein und aus.
    Das Durcheinander war günstig für uns. Der Alarm ertönte, aber niemand wusste, warum, oder wen man suchte, und wir waren schon fast durch den Innenhof, ehe jemand rief, man solle die Tore schließen. Ich drehte mich um, wischte mir den Regen aus den Augen und sah die anderen, die dicht hinter mir waren. Ein erneuter Blitz zeigte uns, dass wir alle zusammen waren, und kurz darauf folgte ein Donner, so laut wie ein einstürzender Berg, der jedes andere Geräusch übertönte. Meine Kehle schmerzte, und ich rang nach Atem.
    » Nehmt Krähenbein in die Mitte!«, schrie ich, was ich nicht zu erklären brauchte, denn er war zu klein und zu leicht für einen Nahkampf. Finn kam an meine ungeschützte Seite, Styrbjörn auf die andere, und so platschten wir durch den schlammigen Hof. Wir waren jetzt so nahe am Tor, dass ich das Quietschen und Ächzen der rostigen Angeln schon hörte, als die Männer sich gegen die Torflügel stemmten.
    Wir rannten an ihnen vorbei, hieben nach rechts und links, und sie stoben auseinander. Die meisten von ihnen waren unbewaffnet. Styrbjörn schrie auf, als jemand ihn mit der Klinge traf, aber er wehrte den Hieb tapfer mit seinem Schwert ab und schlug, ohne zu zögern, zurück; er nahm sich auch nicht die Zeit, um festzustellen, ob er getroffen hatte. Hinter uns ertönten laute Rufe. Pfeile zischten an meinem Kopf vorbei, und einer traf den Kopf eines Torwächters, der zu Boden ging, sodass Krähenbein im letzten Moment über ihn hinwegspringen musste.
    Jetzt waren wir zum Tor hinaus und schlitterten über die glatten, unebenen Holzstege. Die Rufe hinter uns klangen jetzt anders, es kamen nur wenige, aber im Befehlston. Die Garnison geriet langsam in Bewegung. Im weißen Licht von Thors Blitzen starrten die Unglücklichen in den Käfigen auf uns herab, während wir die Straße entlangrannten.
    Wir kamen an zwei Querstraßen vorbei, wo die Anwohner schreiend auseinanderstoben. An der dritten Straße schrie ich, wir müssten hier irgendwo abbiegen. Immer noch rumpelte es, und die Blitze zuckten, während Wind und Regen uns ins Gesicht peitschten und die Fackeln verlöschen ließen. Irgendwo schaukelte quietschend eine Laterne.
    Ich war mir nicht sicher, wo wir waren. Ich blieb stehen, um mich umzusehen, und die anderen kamen angekeucht.
    » Wohin?«, wollte Styrbjörn wissen, der vor Panik keinen Moment still stehen konnte. Ich entschied mich für die nächste Seitenstraße, die bergab führte. Bergab war gut, bergab ging es hoffentlich zum Wasser.
    Immer noch hörten wir Schreie und das Dröhnen des Alarms in der Ferne; Finn knurrte jemanden an, der den Kopf aus der Tür steckte und schnell wieder zurückzog. Ich machte einen ungeschickten Schritt nach hinten und geriet vom Steg in den Schlamm, ein unerwarteter Höhenunterschied, sodass ich das Gleichgewicht verlor und mit dem Gesicht in den Dreck fiel, der hier von einem Bachlauf durchzogen war. Hustend und spuckend rappelte ich mich wieder auf und kletterte zurück auf den Holzsteg.
    » Sie kommen näher«, sagte der rote Njal. Wir drehten uns um und sahen dunkle Gestalten, die zwischen den Häusern erschienen. Auch sie rannten.
    » Scheiße«, sagte Finn wütend. » Ich renne

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