Rache: Die Eingeschworenen 4
am Gürtel, und der Mann, in Kettenhemd und Helm und mit einem Speer bewaffnet, sah ihn fragend an. Erschrocken merkte Bjarki, was er gerade hatte tun wollen, und zog seine Hand zurück, der andere lachte spöttisch.
» Du bist hier offenbar doch nicht so willkommen, wie du dir den Anschein gibst, kleiner Bär«, sagte Finn trocken. Ein Kahlkopf mit stoppeligem, spitzem Kinn, der mit Styrbjörn in den Raum gekommen war, spuckte ihn an, worauf sich Finns Augen zusammenzogen.
» Und du bist noch weniger willkommen«, sagte das Stoppelkinn. » Dieser Styrbjörn hier hat Pall umgebracht, das ist Mord. Egal, was passiert, dafür wird er im Käfig landen.«
» Und wer bist du?«, fragte Krähenbein. » Bist du Freystein? Ich hatte den Namen des vierten Mannes nicht verstanden.«
» Ich bin Freystein«, sagte der zweite Mann und zeigte mit dem Daumen auf den Kahlköpfigen. » Das ist Thorstein, Palls Bruder.«
» Aha«, sagte Finn vielsagend. » Aus demselben Wurf, dachte ich mir’s doch, war mir aber nicht sicher. Alle Ratten sehen sich ähnlich.«
Die Tür ging wieder auf, und die Sachsen nahmen ziemlich nachlässig Haltung an, als Kasperick hereinkam und den Mantelsaum anhob, um ihn nicht zu beschmutzen. Er betrachtete die Szene mit einem befriedigten Lächeln und ging zum Tisch mit unseren Waffen. Bewundernd nahm er Krähenbeins Schwert in die Hand.
» Eine schöne und praktische Waffe«, sagte er, zog es aus der Scheide und ließ es ein paarmal durch die Luft sausen. » Etwas leicht, aber perfekt für einen Jungen.«
Als Nächstes zog er mein Schwert, das Jarl Brand mir geschenkt hatte, aus der Scheide. Dabei sah er aus wie eine Katze, die einen Teller Sahne entdeckt hatte. Dann Styrbjörns Waffe, die nicht länger in Seide gewickelt war. Als er schließlich den Godi zog, knurrte Finn, und seine Nackenhaare stellten sich auf wie bei einem Schweißhund, der eine Fährte gefunden hat.
» Vier wertvolle Schwerter«, erklärte Kasperick. » Kein schlechter Tag. Ihr drei könnt euch den Rest nehmen, als Belohnung. Und jetzt raus.«
Bjarki und die anderen schienen etwas überrascht, und Bjarki sah aus, als wolle er widersprechen, aber die beiden riesigen Kerle schoben ihn vor sich her, und sie zogen ab.
» Sie hatten eine bessere Belohnung erwartet«, sagte ich, » dafür, dass sie dir die Sache mit dem Masurenmädchen verraten haben.«
Kasperick winkte ab. » Das sind doch nur kleine Wadenbeißer, den die große Dogge Pallig Tokeson da geschickt hat. Irgendwann werden wir uns auch Pallig vornehmen, bis dahin sind seine kleinen Köter auch ganz nützlich, aber wenn sie erst mal gebellt haben, sind sie für mich nicht mehr wichtig. Und das Gleiche gilt für sie untereinander, wie ich vermute. Palls Tod wird ihnen nichts weiter bedeuten, im Gegenteil – jetzt brauchen sie ihre Belohnung nur durch drei zu teilen statt durch vier.«
Er setzte sich auf den Tisch und musterte uns.
» Ihr werdet euren Leuten eine Nachricht schicken und sie auffordern, das Masurenmädchen freizulassen«, erklärte er. » Im Gegenzug lasse ich euch gehen– außer diesem Styrbjörn, denn er ist des Mordes schuldig.«
» Styrbjörn? Was bedeutet dir denn dieser kleine Köter Palligs?«, entgegnete ich. Er nickte, und auf seinem Gesicht breitete sich ein böses Grinsen aus.
» Nichts«, sagte er, » außer dass der Gerechtigkeit Genüge getan werden muss– und außerdem haben wir jetzt das Kohlebecken angezündet und lassen die Instrumente heiß werden. Ich will jetzt nicht mehr auf mein Vergnügen verzichten.«
Die Drohung war klar, und das wusste er, als er seinen Arsch vom Tisch nahm.
» Ihr könnt bis morgen früh darüber nachdenken«, sagte er ruhig. Dann lief er hinaus, gefolgt von den beiden Wächtern. Die Tür knallte hinter ihnen zu, und wir waren wieder allein in dem dunklen, stinkenden Raum.
» Wer seinen Freund am Spieß braten sieht, erzählt alles«, bemerkte der rote Njal. » Das sagte meine Großmutter, und es bleibt wahr.«
» Da haben wir Glück, dass Styrbjörn für keinen von uns ein besonders enger Freund ist«, antwortete Finn und stieß den Unglücklichen mit der Fußspitze an, der immer noch bewusstlos war. Styrbjörn stöhnte, und der rote Njal sah ihn an.
» Eine Beule wie ein Möwenei und ein Bluterguss, aber viel mehr ist es nicht«, sagte er und richtete sich wieder auf. Finn nahm den Pisspott und goss ihn über Styrbjörn aus, der sich keuchend und schnaufend aufsetzte.
» Besser?«, fragte Finn,
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