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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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ausgefransten Enden, die jetzt schmutzig grau waren und nur noch schwache Spuren ihrer einstigen Stickerei zeigten, waren irgendwie hinter das Band gesteckt.
    Trotzdem reichte er Finn verwundert die eine Stofflänge, während sein Hosenbein lose über den Schuh hing. Wir alle sahen zu, wie Finn das eine Ende um seinen Nagel schlang und ihn dann wie ein Lot pendeln ließ, um Gewicht und Knoten zu testen– als plötzlich ein blau-weißes Licht durch den Raum zuckte.
    Einen Moment lang war alles grell und unheimlich beleuchtet, und der Schatten der Gitterstäbe stand an der gegenüberliegenden Wand. Auf den Gesichtern der anderen spiegelte sich Überraschung und Angst, und meins war bestimmt nicht anders.
    In der Dunkelheit, die jetzt folgte, hörten wir den Donner rumpeln wie gewaltige Mühlsteine, langsam und tief, dann folgte das Rauschen des Regens, den wir durch das hohe, vergitterte Fenster nur schwach hörten. Ein Gewitter, was auch diese plötzliche Dunkelheit erklärte, denn es war noch nicht Nacht.
    » Ich habe das hier durch den Rost herausgefunden«, sagte Finn. Er war ganz ruhig geblieben, hatte Blitz und Donner ignoriert und fummelte an seinem Knoten herum. » Ich schätze diesen Eisennagel sehr, denn er hat mir seit dem Tag, an dem ich ihn aufhob, treue Dienste geleistet. Das war auf Zypern, wenn ihr euch erinnert, Orm und Njal, als Orm mit dem Anführer dieser Dänenbande den Holmgang kämpfte. Wir hatten diese Art von Nägeln als Tjosnur, um das Kampffeld zu markieren.«
    Wieder blitzte es und beleuchtete ihn einen Moment, gerade als er den Nagel durch die Gitterstäbe steckte und erst ein paarmal pendeln ließ. Dann warf er ihn und behielt das andere Ende des Stoffstreifens fest in der Hand. Der Nagel flog durch das Dunkel und landete auf dem Tisch, ein Holzbecher fiel um und rollte ein Stück.
    Der laute Donner draußen übertönte alle Geräusche. Mir schien, dass er meine Backenzähne erzittern und den Boden vibrieren ließ. Der rote Njal sah auf, sein blasses Gesicht war auf einer Seite rot vom Feuerschein des Kohlebeckens.
    » Das ist ja ein gewaltiges Wagenrennen, was Thor da heute Abend veranstaltet«, murmelte er. » Betet zu den Göttern, so viel ihr wollt, aber lernt gleichzeitig einen wirksamen Heilzauber, wie meine Großmutter immer sagte.«
    Von mir aus konnte Thor seine Ziegen rennen lassen, bis ihnen die Hufe abfielen, denn es übertönte den Lärm, den Finn mit seinem verrückten Nagel machte– er zog ihn vom Tisch und er schlug auf die Steinfliesen; und was normalerweise einen ziemlichen Krach gemacht hätte, wurde vom Lärm des Donnergottes völlig verschluckt. Finn zog den Nagel zu sich heran, aber er hätte ihn genauso gut über eine Daunendecke ziehen können.
    » Da er aus Eisen ist«, sagte er in der Stille zwischen den Donnerschlägen, » muss er eigentlich vor Feuchtigkeit geschützt werden, aber ich merkte, dass er nicht von der Eisenfäule befallen wurde wie andere eiserne Gegenstände, zum Beispiel Schwerter und Äxte.«
    » Ein Fall von Gehirnfäule vielleicht?«, murmelte der rote Njal, der Finn offenbar für etwas verwirrt hielt. Ein Blitz zuckte auf, und wieder ertränkten die Eisenräder von Thors Wagen einen anderen, weitaus beunruhigenderen Lärm.
    Finn ließ den Nagel hin und her schwingen und warf ihn wieder; diesmal fiel der Becher scheppernd zu Boden. Wieder traf der Nagel auf die Steinfliesen und wurde herangezogen.
    » Wenn es dein Ziel ist, die Wächter zu alarmieren«, sagte Styrbjörn, » dann könnte es tatsächlich klappen, trotz Thor.«
    » Die Fäule«, sprach Finn weiter, als hätte er Styrbjörn gar nicht gehört, » die ich an den meisten Schwertern und Axtköpfen gesehen habe, hat die Farbe von altem Blut. Das weiß jeder, und kein Schwert bleibt davon verschont. Es tritt aus dem Metall wie Saft aus einem Baum.«
    Thor warf seinen Hammer, gefolgt von einem weiteren blau-weißen Blitz. Der Nagel flog mit seinem wollenen Schwanz durch die Luft und schlug wieder auf den Tisch auf. Diesmal fiel mein Sax mit dem Knochengriff herunter– zusammen mit dem Schlüssel.
    » Aha«, sagte Krähenbein. » Vorsicht jetzt, wenn du ihn heranziehst…«
    Er verstummte, als Finn den Nagel mit einem Ruck vom Tisch zog und keinen Versuch machte, ihn hinter den Schlüssel zu haken. Auch ich hätte das für einen guten Trick gehalten, vorausgesetzt, es wäre ihm gelungen, denn dazu hätte er den Nagel irgendwie durch den Ring des Schlüssels manövrieren müssen, wenn

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