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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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der groß genug dafür gewesen wäre…
    » Also«, sagte Finn, indem er seinen Nagel wieder heranzog. » Ich beobachte meinen Nagel und warte auf Anzeichen von roter Eisenfäule, aber vergeblich. Stattdessen entdecke ich kleine kohlschwarze Körnchen an meinen Fingern.«
    Ein kalter Wind fuhr durch das Fenster und ließ die Glut im Becken aufleuchten und die Funken fliegen, dann fuhr er durch unsere Bärte und erinnerte an den Geruch von Regen, von gepflügter Erde und Freiheit. Finn hockte sich hin und warf den Nagel vorsichtig in Richtung des Schlüssels. Er schlug ein wenig dahinter auf. Wieder rollte der Donner und das blauweiße Licht ließ unsere Gesichter aufleuchten.
    » Das hier, dachte ich, ist auch eine Art von Fäule«, fuhr Finn fort, » also kratzte ich beim ersten Mal alles ab, dann legte ich den Nagel hin und ging, um Fett zu holen und ihn damit einzuschmieren«, fuhr Finn fort, indem er den Nagel vorsichtig bald in die eine, bald in die andere Richtung zog. » Aber als ich zurückkam, klebten alle Körnchen, die ich eben abgekratzt hatte, wieder daran.«
    Er sah in unsere schweigenden, erstaunten Gesichter und grinste fröhlich.
    » Schließlich hat Ref mich aufgeklärt«, sagte er und zog ein letztes Mal am Band, » denn der kennt sich mit Eisen aus, wie ein Bauer sich mit seinem Roggen auskennt. Das Eisen, aus dem rote Fäule sickert, wird aus Blutstein gemacht, das ist das gewöhnliche Eisen, das Zeug, das man in Sumpfgras findet. Aber das Eisen, aus dem mein Nagel gemacht wurde, ist selten. Es kommt aus einem Stein, den man ausgraben muss, und darin sitzt es als kleine schwarze Körnchen, wie Kerne in einem Apfel.«
    Er ließ den Nagel ein letztes Mal zucken, der Schlüssel rutschte auf ihn zu, blieb liegen, rutschte weiter und schmiegte sich schließlich– mit einem kleinen Ruck– eng an den Nagel an. Wir waren alle atemlos vor Staunen, sogar die Donner schienen eine Weile auszusetzen.
    » Ref sagte«, fuhr Finn wie zu sich selbst fort, während er den Nagel mit dem Schlüssel näher zog, der so fest daran klebte wie eine Fliege am Harz, » dass dieses Eisen jedes andere Eisen anzieht, das es sieht.«
    Er hob Nagel samt Schlüssel auf und grinste uns an, als er beides fröhlich hin und her pendeln ließ.
    » Seid froh, dass dieser Schlüssel nicht aus Gold ist.«
    Der nächste Blitz erhellte unsere Gesichter, die den Schlüssel nicht aus den Augen ließen, der noch immer am Nagel klebte. Der Donnergott stieß ein dröhnendes Lachen aus.
    Der rote Njal war der Erste, der das Schweigen brach.
    » Das ist genauso gut wie gezaubert«, murmelte er. » Aber kann ich jetzt meinen Beinwickel wiederhaben? Der kalte Wind bläst mir das Hosenbein hoch und direkt in den Arsch.«
    Thors Lichter halfen uns, als wir uns aus der Tür des Lagerraums schlichen. Immer wieder gab es einen weißen Blitz, der den langen Weg aus dem Keller nach oben beleuchtete, eine Rampe, auf der einst Fässer mit Salzfleisch und Bier gerollt worden waren. Das war lange ehe Kasperick die Anlage für seine eigenen widerwärtigen Vergnügungen übernommen hatte.
    Ganz oben hätten zwei Doppeltüren sein sollen, die nach außen verriegelt und zusätzlich mit Ketten und einem Schloss gesichert wurden, wenn etwas wirklich Wertvolles im Keller war. Und auf jeden Fall auch Wächter, zumindest einer gegen Gelegenheitsdiebe, als es noch Lagerräume waren. Aber jetzt war deren Funktion eher, zu verhindern, dass die Menschen draußen Kaspericks grausame Spielchen entdeckten, als Gefangene am Ausbrechen zu hindern.
    Es regnete in Strömen, und die beiden Wachen, die Kasperick hier postiert hatte, waren in ihre Wachstube geflüchtet, hatten aber die Tür offen gelassen. Der nächste Blitz zeigte uns, wie sie geduckt in ihren eisernen Kettenhemden dasaßen und allen Grund hatten, sich vor Peruns Auge zu fürchten.
    Sprechen war nicht nötig. Finn und der rote Njal bewegten sich fast im Gleichschritt und erinnerten an zwei Spürhunde. Der Sax des roten Njal blitzte kurz auf, und einer der Wächter brach fast lautlos zusammen, als die Klinge durch seine Kehle fuhr.
    Finn war weniger erfolgreich. Obwohl er es schon mehrmals getan hatte, war sein römischer Nagel doch keine Klinge, und es hing sehr von Kraft und Geschick ab, wenn man dem Opfer damit den Kehlkopf herausreißen und gleichzeitig die Halsschlagader treffen wollte, wo das Leben pulsierte.
    Der Wächter drehte sich halb herum, als er sah, wie sein Gefährte fiel, und durch diese

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