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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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traten wir auf den nassen, glitschigen Baum, dessen abgebrochene Äste gefährlich waren, besonders, weil jetzt viel loses Treibholz dazwischenhing. Das Boot war halb voll Wasser und zerbrochen wie eine Eierschale, aber es war ohne Zweifel eine Strug, das solide Flussboot der Slawen. Das wäre weiter nicht bemerkenswert gewesen– es gab viele davon, und es war kaum überraschend, eins davon hier als Wrack vorzufinden– bis auf seine Besatzung, die sich noch darin befand.
    Er hing an seinem Gürtel fest, sein Haar trieb in der Strömung wie Seegras, und sein Gesicht war weiß und aufgedunsen. Und trotzdem war es ein Gesicht, an das ich mich gut erinnerte. Er war zurückgekommen, nachdem er mein Silber ausgegraben hatte, und hatte es, mit vollen Händen und über sein ganzes fettes Gesicht strahlend, seinen Rudergefährten hingehalten. Hallgeir, fiel es mir plötzlich ein. Er hieß Hallgeir.
    Finn nickte, als ich es ihm erzählte, dann sah er den Fluss hinauf und blies Rotz auf das Wrack.
    » Also ist Randr Sterki in Schwierigkeiten«, brummte er. » Die Nornen haben, wie es scheint, gut für uns gewebt, wofür wir dankbar sein sollten.«
    Ich antwortete nicht; ich war zu sehr damit beschäftigt, den Fluss nach einer Kinderleiche abzusuchen. Mir wurde übel bei dem Gedanken an Koll, der womöglich hier irgendwo zwischen den toten Schafen trieb.
    Endlich hatten wir die umgestürzte Eiche hinter uns. Die nächsten Tage vergingen ohne große Zwischenfälle. Wir sahen nichts als das rötlich-braune Wasser und den schmatzenden Schlamm, durch den die Männer wateten, den Kopf gesenkt, das Seil über der Schulter, immer durch die flachsten Stellen, die sie finden konnten. Das Schiff, diese große Fessel, die sie alle zusammenband, erfand immer neue Listen, um ihnen das Leben schwerzumachen, und das Tier am Bug riss dazu hämisch das Maul auf.
    Die Landschaft veränderte sich. Hügel ragten jetzt aus der Flut auf, manche flach, andere völlig unterspült von dem reißenden Wasser. An den entwurzelten Bäumen öffneten sich selbst im Tode noch die Knospen. Andere standen in Gruppen auf den Hügeln, zusammengedrängt wie Rinder.
    Der Regen hörte auf, und die Sonne brach hervor, sodass die Erde anfing zu dampfen und die Insekten schwirrten. Obwohl sie sich an den toten Tieren bereits mehr als satt gefressen hatten, verfolgten sie auch die Lebenden mit unverminderter Gier.
    Gudmund starb im Fieberdelirium, obwohl Bjaelfi ihm Leinenbinden mit seinen besten Runengebeten auf die schwarzen, faulenden Löcher gelegt hatte, wo die Heugabel ihn verletzt hatte. Wir rollten ihn ins Wasser und übergaben ihn Ran und Ägir. Es war das Einzige, was wir unter den Umständen tun konnten.
    Nachdem er sich nicht mehr um diesen Patienten kümmern musste, fing Bjaelfi an, die anderen zu behandeln, die abwechselnd schwitzten und fröstelten und denen der Dünnschiss an den Beinen herunterlief. Vielleicht war es eine Krankheit, vielleicht das Wasser, dachte Bjaelfi, oder ein Gift von den Insekten.
    » Das ist kein gutes Zeichen, Orm«, sagte er, als erwartete ich seinen Bericht. Er schlug sich wütend auf den Arm und fluchte über die Stechmücken.
    » Vielleicht regnet es ja bald wieder«, tröstete Krähenbein ihn, »dann fliegen sie nicht.«
    » Dich lassen sie ohnehin in Ruhe«, erwiderte Yan Alf mürrisch. » Diesen Zauber hätte ich auch gern.«
    Die Männer an Bord lachten etwas unsicher. Es war wirklich unverständlich und hatte schon fast etwas Übernatürliches, dass die beißenden und stechenden Quälgeister Krähenbein verschonten.
    » Sie beißen ihn nicht«, rief Finn vom Bug her, wo er versuchte, das Tier am Bug auf Kurs zu halten, » weil er noch nicht nach Mann schmeckt.«
    » Dich beißen sie doch auch nicht«, sagte Schwarzauge plötzlich, deren Stimme nach der vorausgegangenen Stille eigenartig klang. Finn sah sie an, kniff die Augen zusammen und grinste.
    » Doch, das tun sie, aber wenn du genau hinsiehst, dann siehst du auch, dass sie dann sofort tot umfallen«, sagte er. » Denn ich schmecke so sehr nach Mann, dass es für die kleinen Biester einfach zu viel ist. Ein Biss, und sie sind hinüber.« Und er zwinkerte ihr anzüglich zu, sodass sich mir die Nackenhaare aufstellten wie bei einem gereizten Hund und ich mich wegdrehen musste, damit es niemandem auffiel.
    Am nächsten Tag– wir alle waren hungrig, erschöpft und nass, wie immer– fingen die Männer an, mich und Krähenbein merkwürdig von der Seite anzusehen. Ihn,

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