Rache: Die Eingeschworenen 4

weil er anscheinend tatsächlich den Regen wiedergebracht hatte, und mich– wegen allem anderen. Ihr Murren war in den letzten Tagen lauter geworden, es ging ihnen darum, dass wir immer noch diesem Jungen nachjagten, obwohl doch für alle so wenig dabei heraussprang. Dabei saßen sie ja eigentlich in der Falle– flussabwärts konnten sie nicht fahren, wo Kasperick sie mit offenen Armen empfangen hätte, und was sie flussaufwärts erwarten würde, wusste niemand.
    Denn vor uns tobte ein neuer Sturm, und mit dem erneuten Regen stieg der Fluss noch weiter an, sodass die Männer am Ufer stolperten und hinfielen, und ich große Mühe hatte, sie bei der Stange zu halten. Wir waren jetzt kurz vor Frankeford, und ich wusste, hier würde ich Randr Sterki vorfinden, und was er noch an Männern hatte, würde genauso erschöpft und abgekämpft sein wie wir. Wenn wir schnell genug wären, hätte er vielleicht keine Zeit, um eine neue Mannschaft zu finden, denn sowie er glaubte, er habe genug Leute, könnten wir aufhören, ihn zu jagen– er würde zu uns kommen.
    Und dann kam der Tag– wir waren so nah vor Frankeford, dass ich schon den Holzrauch der Feuer zu schmecken glaubte–, an dem die Luft so feucht war, dass sie am Körper kleben blieb, und die Männer sich keuchend und mit letzter Kraft flussaufwärts kämpften und kaum noch fähig waren, einen schlammigen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Ich sah, wie Gunnliefr, unser bester Speerkämpfer, weinend auf die Knie sank– alle Kraft hatte ihn verlassen. Und Osnikin aus Södermanland fiel der Länge nach hin und musst von Murrough wieder hochgezogen werden, sonst wäre er liegen geblieben und ertrunken.
    » Orm…«, fing Trollaskegg an, aber er brauchte mir nicht zu sagen, was er für das Beste hielt. Mein Blick traf ihn wie eine Ohrfeige, und er sprach nicht weiter.
    » Zieht, ihr Hurensöhne«, brüllte Finn, der mein Gesicht sah. » Zieht, ihr Hunde!«
    Sie war neben mich getreten, und ich spürte ihre Hand auf meinem Arm, aber als ich sie ansah, war sie wieder nur die kleine Schnitzfigur, die über den Fluss blickte und nichts sagte. Sie sah nur auf die schwarzen Wolken, die sich aus der Ferne heranschoben, und unsere Blicke folgten ihr. Wie einige später sagten: Es war, als habe sie sie herbeigezaubert.
    Die Luft wurde schwer und undurchdringlich, und es roch wie in einer Schmiede, wenn der Schmied Eisen für ein neues Schwert bearbeitet. Der aufkommende Wind gewann schnell an Kraft, er peitschte das Wasser auf, und die Wolken kamen näher, wie ein riesiger schwarzer Krähenschwarm.
    Dann brach das Gewitter los, das laute Gelächter Thors, der aufs Neue seinen Hammer aus der Dunkelheit schleuderte. Blauweiße Blitze zerrissen die Luft, und der Donner machte uns taub. Die Männer stemmten sich gegen die Strömung, sodass das Seil aus Lindenbast ächzte und knarrte und der Mast sich bog.
    » Er wird brechen«, schrie Trollaskegg, aber der Wind riss ihm die Worte vom Mund und trug sie fort, was ein Glück für Yan Alf war, der sich an die Spitze dieser schwankenden Stange klammerte und den Fluss absuchte, während ihm der Regen ins Gesicht peitschte.
    Es war das Ende, und es kam so schnell wie eine Klinge aus dem Dunkel. Durch den dichten Regenschleier sah ich einen brennenden Baum und hörte es krachen. Ich sah nach oben und erwartete fast, ein Rad vom Ziegengefährt des Rotbärtigen zu sehen, das durch das Himmelsgewölbe gebrochen war.
    Stattdessen sah ich Yan Alf, der sich an den immer stärker schwankenden Mast klammerte, und mit blassem Gesicht etwas brüllte, was wir in dem Sturm nicht verstanden. Er zeigte in Richtung des Steventiers, wo ein großer Baum schwankte und im nächsten Moment auf uns stürzte, ein riesiger Baum mit Lehmklumpen zwischen den Wurzeln.
    Das Tier am Bug bäumte sich auf und zog die Männer am Ufer zurück. Sie hielten das Seil mit aller Kraft fest, dass es ihnen die Haut von den Händen riss. Ich drehte mich um, und mir schoss der Gedanke durch den Kopf, dass unser ganzer bisheriger Kampf und die vielen Tage, bis wir endlich hierher gekommen waren, jetzt von diesem dünnen, gespannten Seil und der Mannschaft abhingen, die es festhielt. Doch in diesem Moment riss das Seil, und das Ende schnellte zurück wie eine Peitsche. Ospak schrie auf, machte eine halbe Drehung und ging über Bord.
    Das Langschiff kämpfte– es kämpfte einen aussichtslosen Kampf; es drehte und wand sich, Holz knarrte, Planken zersplitterten, und die Männer schrien