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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Lunge haben.
    Ich spähte in den dunklen Raum und sah drei Leichen, schwarz, aufgetrieben und offenbar von den Hunden angenagt. Ein Mann, dessen Kleider den geschwollenen Körper eng umschlossen. Eine Frau und ein Kind, das Junge oder Mädchen sein konnte.
    Und dann fanden wir weitere Leichen, einzeln oder zu zweien. Eine Frau, die an einer Wand lehnte, von den Hunden angenagt und von Vögeln angepickt. Ein Junge, dessen Gesicht voller Grind war. Ein Mann mit aufgedunsenem Gesicht, das aussah, als sei es mit Haferbrei überzogen. Langsam bekam ich Angst.
    » Eine Krankheit«, schloss Kaelbjörn Rog, und ich war mir sicher, er hatte recht. Ich schickte ihn zurück, um Bjaelfi zu holen, der sich mit diesen Dingen auskannte. Voll Unbehagen gingen wir weiter.
    Wir entdeckten etwa zehn lange Holzhäuser mit Kesseln und Kochtöpfen, Hornlöffeln und Webstühlen; alles wartete darauf, benutzt zu werden. Wir fanden Vorratsräume mit Salzfleisch und Scheunen voller Heu, wir fanden auch die brüllende Kuh, deren Euter übervoll und schmerzhaft geschwollen war. Doch am unheimlichsten war die Totenstille, die über dem Dorf lag.
    » Sie haben die Tiere freigelassen«, sagte Finn und deutete auf zwei grasende Ziegen. » Also muss noch jemand lange genug gelebt haben, um das zu machen.«
    Aber jetzt lebte niemand mehr. Wir fanden sie, als wir an ein größeres Gebäude kamen, eindeutig ein Versammlungsraum. Hier begriffen wir die ganze Tragweite dieser Tragödie, die die Nornen gewebt hatten.
    » Seht mal«, rief Abjörn, und wir gingen hin. An der Tür lagen ein Mann und eine Frau, ebenfalls angefressen, aber eindeutig noch nicht so lange tot wie die anderen. Die Frau hatte eine Wunde in der Brust, der Mann ein Messer in der Kehle, und anhand dieser Spuren reimten wir uns die Geschichte zusammen.
    » Die Letzten, die noch am Leben waren. Er hat die Frau getötet«, sagte Finn.
    » Und sich dann das Messer an die Kehle gesetzt«, fügte Uddolf hinzu. » Er traf nicht richtig, hat aber schwer geblutet. Dann machte er es nochmals, er hielt sich das Messer an den Hals und stürzte sich darauf, damit es nicht schiefgehen konnte.«
    Wir traten in das Versammlungshaus, wo wir uns fast körperlich gegen den Gestank stemmen mussten, der uns hier überfiel. Hier lagen sie alle, auf Pritschen oder gegen die Wand gelehnt, tot, aufgedunsen, grindig, von Tieren angenagt. Wahrscheinlich hatte man sie hierhergebracht, damit man sich besser um sie kümmern konnte, aber es gab keine Pflege, die sie vor dem Tod bewahren konnte.
    Bjaelfi kam an, auf seinem Gesicht stand die nackte Angst. Er hatte die anderen Leichen schon gesehen, aber er warf einen Blick auf die Leiche der erdolchten Frau, die er mit dem Fuß umdrehte, sodass die Fliegen aufstoben. Ihr Arm fiel zur Seite, und er zeigte auf die fleckige Haut, auf der kleine rote und weiße Pusteln zu sehen waren.
    » Die roten Pocken«, sagte er. Seine Worte trafen uns wie ein Hammerschlag, und wir verließen fluchtartig das Dorf. Obwohl wir schnell liefen, war die Nachricht noch schneller, denn als wir keuchend bei den anderen ankamen, wussten es bereits alle.
    Die roten Pocken. Wir zogen weiter, so schnell wir konnten, aber wir wussten, dass wir vor dem roten, gefleckten Tod nicht davonlaufen konnten, dass wir uns wahrscheinlich schon angesteckt hatten. Ich hatte beabsichtigt, für Odin zu sterben, aber die Aussicht, jetzt mein Leben elendig auf einem Strohlager auszuhauchen, das Gesicht schweißgebadet und voller Pusteln, sodass niemand wagte, sich mir zu nähern, war mir unerträglich.
    Auf einem Berg schlugen wir im Schutz einiger Bäume unser Lager auf und zündeten mit nassem Holz zwei qualmende Feuer an. In der Nähe summte ein Bienenschwarm, dessen Nest der Sturm zerstört hatte. Die Tiere waren klamm und schwerfällig vor Kälte, und die Männer liefen hin und lachten, wenn jemand gestochen wurde, aber sie angelten sich die vollen Waben heraus und freuten sich über dieses kleine Geschenk von Freya.
    Die Wärme und der süße Honig halfen, die Gedanken an die roten Pocken zu vergessen, zusammen mit Finns Kessel, in dem Fleisch und Brühe kochte, wozu wir Brot und feinen, krümeligen Käse aßen. Jetzt knurrten zwar die Mägen nicht mehr, aber es würde nicht lange dauern und die Männer selbst würden anfangen zu knurren, wie ich Finn sagte, als wir kurz die Köpfe zusammensteckten.
    In dieser Nacht starb einer unserer Kranken, ein Mann mit fröhlichen Augen und einer Stupsnase namens

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