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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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fing an zu weinen, und als ich ihn fragte, warum, sagte er, er sehne sich nach dem schwarzen Strand und dem Eismeer seiner Heimat. Niemand lachte, denn wir anderen hatten ganz ähnliche Gedanken.
    Ich bemerkte zwei Gestalten. Die eine war Schwarzauge, die still am Feuer saß und ins Dunkel starrte, während die Männer sehnsüchtig von ihrer Heimat sprachen, und mir kam der Gedanke, dass ihr wahrscheinlich immer so zumute war und sie nie darüber klagte.
    Die andere Gestalt war der geschnitzte Elchkopf mit seinen stolzen Geweihschaufeln, der jetzt an dem Schaft eines Speers befestigt war. Mir kam der Gedanke, dass wir also noch immer von einem Steventier geführt wurden, und wir waren weiter von unserem eigentlichen Ziel entfernt, als wir es uns jemals hätten träumen lassen.
    Der nächste Morgen dämmerte, die Männer schlichen steif und kalt durch das Lager, und ich packte gerade meine Seekiste, als Styrbjörn mit ein paar Männern ankam. Alle Tätigkeit hörte auf.
    » Wir haben uns unterhalten«, sagte Styrbjörn. Finn knurrte, und die Männer traten unschlüssig von einem Fuß auf den anderen. Ich sagte nichts. Ich wartete, und mir wurde übel, denn so etwas hatte ich erwartet.
    » Es scheint uns«, fuhr er fort, » dass wir nichts gewinnen werden, wenn wir so weitermachen wie bisher, hingegen aber viel verlieren können.«
    » Richtig. Man kann sehr viel verlieren, das steht fest«, sagte ich und versuchte, so ruhig wie möglich zu sprechen, obwohl ich innerlich vor Wut bebte. » Zumindest diejenigen, die ihren Schwur brechen und ihre Rudergefährten im Stich lassen. Glaub mir, Styrbjörn, ich habe es erlebt.«
    Die Männer hinter ihm wurden nervös bei dem Gedanken, dass sie den Schwur getan hatten, Styrbjörn jedoch nicht. Ein alter Griesgram namens Eyd räusperte sich und erklärte, als sie das Thing gehalten hatten– wie es sich für sie als Eingeschworene gehörte, weil sie dachten, ich sei tot–, waren alle davon ausgegangen, dass der, den sie wählen würden, sie nach Hause führen würde.
    Die Männer brummten beifällig und nickten. Es waren nicht mehr als eine Handvoll, alle aus Krähenbeins alter Mannschaft von der Kurzen Schlange. Und während Styrbjörn dastand und sich aufplusterte wie ein balzender Täuberich, sahen die Männer Aljoscha fragend an.
    » Jetzt bin ich aber zurück, und ihr braucht diese Entscheidung nicht zu treffen«, sagte ich, obwohl ich wusste, dass sie sich damit nicht zufriedengeben würden.
    » Wenn ich gewählt worden wäre«, sagte Krähenbein trotzig, » würden wir nach wie vor den Jungen suchen.«
    Eyd schnaubte. » Du? Der einzige Grund, warum wir überhaupt bis hierher gekommen sind, ist doch, dass Prinz Wladimir Aljoscha mitgeschickt hat, um auf dich aufzupassen, als er dir ein Schiff und eine Mannschaft zum Spielen gab. Wenn überhaupt hier einer das Sagen hat, dann ist es Aljoscha.«
    Krähenbein erstarrte und lief rot an, aber er beherrschte sich, was klug war; denn wenn er wütend geworden wäre, hätte sich seine Stimme wieder überschlagen, und er hätte geklungen wie ein Kind. Styrbjörn hingegen wurde ebenfalls zornrot, nur um seinen Mund war er weiß, als er Eyd anfunkelte; er wollte nichts davon hören, dass Aljoscha der bessere Anführer sein sollte.
    » Prinz Wladimir hat mir die Kurze Schlange geschenkt«, sagte Krähenbein zu seiner Mannschaft, wobei er das Kinn in seinen Pelz steckte, um seine Stimmer tiefer klingen zu lassen. Und euch hat er mir auch gegeben.«
    » Mich hat niemand verschenkt«, knurrte Eyd böse. » Was bin ich denn, ein Hornlöffel oder ein Wetzstein, den man sich mal ausborgt?«
    » Vielleicht ein Spielzeug«, sagte Finn grinsend, und Eyd wäre ihm am liebsten an die Gurgel gefahren, war aber zu feige dazu. Er fiel in sich zusammen wie eine angestochene Schweinsblase und murmelte etwas Unverständliches.
    Aljoschas Gesicht war ausdruckslos und wie versteinert. Er blieb stumm, während Styrbjörn offenbar vieles gern gesagt hätte, aber so aufgebracht war, dass er Schwierigkeiten hatte, seine Gedanken zu ordnen, und deshalb erst einmal gar nichts sagte.
    » Und dann ist da noch das Mädchen«, sagte jemand, gerade als ich dachte, die Sache hätte sich wieder einigermaßen eingerenkt. Hjalti, der wegen seiner chronisch schlechten Laune auch Svalr genannt wurde– kalter Wind–, hatte eine Glatze mit einem Haarkranz, den er nie schnitt, sondern abbrannte, was ihm nie gleichmäßig gelang. Seine Augen waren stets zusammengekniffen,

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