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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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alles dafür geben, auch wenn wir hungern müssten.«
    Ich erklärte ihm, der Halsring sei wertvoll genug, und versuchte dann auch noch, die Nase für Krähenbein dafür zu bekommen. Doch schließlich gaben sie uns nur Nahrungsmittel, und die einzige Dreingabe rückten sie erst heraus, als wir schon im Begriff waren, mit unseren Schlepptragen loszuziehen– sie überraschten uns mit drei Pferden.
    Jutos kam und streckte die Hand aus. Ich ergriff sie, Handgelenk an Handgelenk, wie es bei Nordmännern üblich ist, und er nickte.
    » Wir trennen uns als Handelspartner«, sagte er, dann schwieg er einen Moment. » Ich gebe dir einen Tag, dann schicke ich Reiter zu den Polen und informiere sie über euch und das Masurenmädchen. Das wird sie davon abhalten, uns zu überfallen, wenn sie hören, dass wir euch geholfen haben. Und die Pferde werden euch helfen, schneller wegzukommen.«
    Es war so anständig, wie man es von Magyaren erwarten konnte, und am Ende des ersten Tages erzählte ich den anderen Eingeschworenen, was wir zu erwarten hatten und dass Randr Sterki und der Junge, den wir retten wollten, nicht mehr weit waren. Sie schwiegen, und als Finn mich später fragte, was ich denn anderes erwartet hätte, musste ich ihm recht geben.
    » Die Tatsache, dass wir sowohl vor uns als auch hinter uns Feinde haben, ist nicht gerade eine Freudenbotschaft«, fügte er hinzu, und ich konnte ihm nicht widersprechen.
    Wir hatten uns inzwischen so an den allgegenwärtigen Verwesungsgestank gewöhnt, dass wir ihn kaum noch wahrnahmen, und so machten wir am nächsten Tag eine grausige Entdeckung, vor der wir eigentlich hätten gewarnt sein müssen.
    Wir hatten einen Hügel umrundet, und als wir den gród sahen, machten wir halt. Die Männer griffen nach Waffen und Schilden und standen unschlüssig da und sahen erst sich gegenseitig und dann mich an.
    Sie war gut gebaut. Ein Verteidigungswall mit einer soliden Palisade, hinter der sich eine Anzahl von Hütten drängte, über dem Tor ein fester, überdachter Wachturm. Die ganze Anlage lag auf einem Hügel oberhalb der Flussauen und war vom Hochwasser eingeschlossen gewesen wie eine Insel, bis auf einen schmalen, erhöhten Steg, der zum Tor führte. Das Wasser war inzwischen fast vollständig wieder zurückgegangen und hatte schlammiges Marschland hinterlassen, das in der Sonne dampfte.
    Das Tor war weit offen, und nirgendwo stieg Rauch auf. Kein Hund bellte, nirgendwo graste ein Pferd.
    Dann drehte sich der Wind.
    » Bei Odins Arsch«, knurrte Finn und verzog angeekelt das Gesicht. Er spuckte aus. Der Gestank traf uns wie ein Hammer, wie eine große Hand, die einen in den erstickenden Geruch nach Verwesung eintauchte.
    » Vielleicht hat es hier eine Schlacht gegeben«, sagte Styrbjörn. » Randr Sterki und seine Leute wahrscheinlich. Die Bewohner sind alle geflohen und haben nur die Toten zurückgelassen.«
    Finn bemerkte, dann hätten achtzehn Leute aber ganze Arbeit geleistet, doch die meisten ignorierten ihn. Sie freuten sich, ein ganzes Dorf vorzufinden, weit offen, menschenleer und einladend wie eine willige Hure. Vielleicht hatten Randr und seine Männer ja auch Beute zurückgelassen.
    Ich gab zu bedenken, dass Randr und seine Männer vielleicht noch da waren und uns auflauerten.
    » Schick Styrbjörn den Kühnen hinein«, schlug Abjörn vor. Die Männer lachten, und Styrbjörn wurde rot vor Verlegenheit.
    Ich wählte Finn, Abjörn, Kaelbjörn Rog und Uddolf aus, die mit mir gehen sollten, und ließ Aljoscha zurück, um gegebenenfalls mit den anderen eine Verteidigungslinie zu bilden. Als wir durchs Tor gingen, stiegen zeternde Elstern und Krähen auf.
    Das Dorf war menschenleer, wie wir gehofft hatten. Hölzerne Stege führten zu einer erhöhten Plattform mit einem hohen Pfahl, dessen vier Seiten Schnitzereien aufwiesen– ihr Versammlungsort, über den ihr Gott wachte. Dies hier waren keine Christus-Anbeter. Anfangs sahen wir keine Toten, und doch hing überall Leichengeruch in der Luft, als wir vorsichtig und misstrauisch wie Katzen das Dorf durchsuchten. Aus einer Seitengasse kam eine Ziege gerannt und starb fast unter Abjörns Axt, die er erschrocken schwang. Irgendwo brüllte verzweifelt eine Kuh.
    Uddolf stieß eine Tür auf und fuhr zurück, als zwei Hunde an ihm vorbei ins Freie stürzten, mit erfreutem Schwanzwedeln. Sie sahen gut genährt aus. Der Gestank ließ mir die Haare zu Berge stehen, und ich atmete, so flach ich konnte – ich wollte diese Luft nicht in meiner

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