Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low

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Hinterkopf durch die Luft fliegen, die Haare sahen aus wie Spinnenbeine, während Blut und Hirnmasse über den letzten Liebhaber der toten Frau spritzten, der zusammenzuckte und endlich von ihr abließ. Sein Schwanz hing herab wie der Hals eines toten Huhns.
    » Bei Odins Arsch– gut getroffen, Orm. Das kleine Miststück hätte mich wahrhaftig erledigt.«
    Grinsend zog Finn seine Hose hoch und nahm seinen Sax aus der Hand des Jungen, der einen Moment aussah, als wollte er sich aufsetzen. Aber er war tot und lag quer über der Leiche seiner Mutter, Finn spuckte noch einmal auf ihn, ehe er ins Dunkel davonstapfte.
    » Warum stehst du da draußen?«
    Die Stimme brachte mich in die Gegenwart zurück, in diese Nacht vor der Schmiede. Alle drei sahen mich an und Botolf lachte leise. Toki, der sich halb umgedreht hatte, war blutrot vom Feuerschein, und einen Augenblick sah ich wieder den Jungen, den ich getötet hatte. Er war so alt gewesen wie Toki. Zu jung, um zu sterben. Und doch hätte Randrs Sohn Finn getötet. Sicher hatte auch er gelacht, als er seiner Mutter geholfen hatte, Krähenbeins Kopf zu rasieren und ihn dann ans Scheißhaus zu ketten, als Strafe dafür, dass er versucht hatte, zu fliehen. Das Gewebe der Nornen ist immer ein kompliziertes Geflecht, aber es kann dunkel und abstoßend und gleichzeitig schön sein.
    » Der Horcher an der Wand hört seine eigne Schand«, gab Botolf zum Besten. Toki sprang von seinem Schemel und starrte ins Dunkel.
    » Kannst wohl nicht schlafen«, knurrte Ref, » mit all den Schnarchern und Furzern in der Halle.«
    Wir alle wussten, dass das nicht der Grund war, aber ich nickte dankbar und brummte zustimmend.
    Ref bemerkte, dass die Flammen eine andere Farbe bekamen, und hob den Kopf. » An den Blasebalg, Junge«, rief er, aber Toki starrte weiter– er zeigte mit dem Finger in das Dunkel hinter mir, wo in der Ferne meine Wächter Ausschau hielten.
    » Was ist das Helle dort?«, fragte er.
    Ich brauchte mich nicht umzudrehen, ich spürte die überwältigende Hitze des warnenden Feuers, obwohl es meilenweit entfernt war. Als ich antwortete, sah ich Botolf an, damit er sich daran erinnerte, was er von dem Überfall auf Klerkons Hof in Svartey gehört hatte.
    » Das Feuer bedeutet Männer, die kleine Kinder umbringen und ihre Mütter auf toten Ochsen bumsen«, sagte ich, und meine Stimme klang rau wie das Krächzen einer Krähe.
    » Männer wie wir.«
    Männer wie wir, die in einem Schiff namens Drachenschwinge dem Tier am Bug den Fjord hinauf folgten, rachedurstig, mit nur einem einzigen, geheimen Wunsch: Sie wollten keinen gerechten Kampf, sie wollten uns abschlachten.
    Man kann nur das tragen, was die Nornen für uns weben, also schickten wir alle hinauf ins Gebirge und fuhren auf der Elk hinaus, Randr Sterki entgegen. Die Männer kämpften und starben mit Schlachtrufen auf den Lippen, dort auf dem rabenschwarzen, langsam dahinfließenden Fjord; die Tiere am Bug erbebten und fauchten einander an, während die Männer im letzten Licht dieses schrecklichen Tages kämpften und starben– und beide Seiten lernten das Geheimnis des römischen Feuers kennen, das sogar Wasser brennen lässt.

Kapitel 3
    Hestreng– nach der Schlacht
    Sein Kopf war zu einer schwarzen Ruine verbrannt, und der Gestank stieg mir in Nase und Hals, aber der Hustenreiz, der dadurch bei mir ausgelöst worden war, hatte mich zum Leben zurückgebracht. Meine Kehle brannte, und meine Brust schmerzte, in meinen Ohren gurgelte noch das Wasser. Es war Nacht, hinter den vorbeihastenden Wolken trat der Mond immer nur für kurze Momente hervor.
    Ich schloss die Augen und öffnete sie wieder, aber der Anblick blieb derselbe. Seine Hände waren verschwunden, geschmolzen wie Talg am Knochen. Seine Kopfhaut war verrutscht wie eine mottenzerfressene Pelzmütze, das eine noch verbliebene Auge war eine aufgedunsene Kugel, die sich unter dem geschlossenen Lid blähte, sein Gesicht eine Masse aus geschmolzenem Talg und abgelöster brauner und schwarzer Haut.
    » Nes-Björn«, sagte eine Stimme, und ich wandte mich um. Finn deutete mit dem Kinn auf die Leiche, deren eine Hand wie eine Klaue ausgestreckt war und um Hilfe zu flehen schien.
    » Drei Damen kamen auf hohem Ross«, rezitierte er. » Eine mit Feuer, zwei mit Frost. Raus mit dem Feuer, rein mit dem Frost. Raus, Feuer! Rein, Frost!«
    Es war ein alter Reim, den man Kindern vorsagte, wenn sie sich verbrannt hatten, aber er kam etwas spät für das, was von Nes-Björn