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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Tier am Bug, und alles, was wir besaßen, passte in eine Seekiste.«
    Bei der Erwähnung der Frau auf dem Ochsen hob Finn den Kopf und sah erst mich, dann Botolf an. Dann knurrte er und gab sich offensichtlich große Mühe, diese Erinnerung zu verdrängen.
    » Nun hört mal; schließlich sind wir zu Ruhm gelangt, haben Land, Frauen und Kinder«, stieß er wütend hervor. » Geschenke Odins. Sollten wir das alles verachten, nur weil wir sind, was wir sind?«
    Botolf zuckte die Schultern. » Was wir waren«, berichtigte er mürrisch. » Jetzt sind wir diejenigen, die überfallen werden, und es sind unsere Frauen, die auf toten Ochsen vergewaltigt werden.«
    » Hör auf davon«, schnauzte Finn ihn an. » Was weißt du schon? Betrachte dich doch mal selbst, du hast ja nicht mal das Gehirn eines Spatzen. Wo wärst du denn ohne Hestreng? Ohne Ingrid und die kleine Helga? Das ist dein Wyrd, und wenn wir jetzt auf die Straße der Wale zurückkehren und dem Tier am Bug hinterherhetzen, ändert das auch nichts daran, was wir jetzt sind, noch an dem, was wir einst getan haben. Jawohl– und was wir wieder tun würden, denn ich bin ein echter Nordmann der Wiken, und das bleibe ich, bis sie mich als guten Mann Odins verbrennen.«
    Ich war sprachlos; das ausgerechnet von Finn, der gegen die Fesseln, die einem durch Land, Frauen und Kinder auferlegt wurden, geschimpft und gewettert hatte. Botolf schwieg beleidigt, er wusste nicht, dass Finns Ausbruch damit zu tun hatte, dass er selbst derjenige gewesen war, der die Frau auf dem toten Ochsen gebumst hatte. Und bei all seinem Gepolter wusste Finn ganz genau, dass es zumindest teilweise seine Schuld war, dass Randr Sterki uns verfolgte, und er wusste auch, dass der kleine Hroald bedroht war, sein Sohn, mit dem er angeblich nichts anzufangen wusste.
    » So was solltest du nicht zu mir sagen«, murmelte Botolf betreten. » Dass ich nicht mal das Gehirn eines Spatzen habe.«
    » Genug jetzt«, brachte ich schließlich heraus, dann musste ich wieder husten und ausspucken, in meiner Brust war ein brennender Schmerz. » Ich befürchte, wir werden bald alle nicht mal mehr ein Spatzengehirn haben, wenn wir nichts unternehmen. Ich glaube, Randr Sterki wird sich nicht damit begnügen, die Eingeschworenen zu besiegen und ein paar Hühner und Schweine zu erbeuten. Das passt nicht zu einem Mann, der Bärenhäuter und römisches Feuer mit sich führt.«
    » So ist es«, stimmte Botolf zu, besänftigt, weil er glaubte, Finn habe nachgegeben.
    » Was schlägst du vor, Orm?«, fragte Finn. » Egal, was du beschließt – es wird ein harter Kampf werden.«
    Ich sah ihn kurz und missbilligend an, denn er versuchte gar nicht erst, seine Freude zu verbergen. Ich freute mich nicht auf das, was jetzt zu tun war. Wir mussten erkunden, wie der Stand der Dinge war, und dazu musste einer von uns möglichst nahe an den Feind heran. Wir sahen keinen Feuerschein, und das bedeutete, dass die große Halle nicht niedergebrannt war, weil sie von Randr und seinen Männern benutzt wurde. Also musste jemand sich hineinschleichen und herausfinden, was Sache war.
    In der Dunkelheit sahen beide mich an: der eine, dessen Vorstellung von Heimlichkeit sich darauf beschränkte, beim Angreifen nicht gleich loszubrüllen, der andere, der ein Holzbein hatte. Also war es nicht schwer zu entscheiden, wer den Fuchs spielen musste.
    Wie um die Sache zu besiegeln, reichte Finn mir seinen Sax.
    Kein Sternenlicht. Ein unsteter Mond, der von Wolke zu Wolke schlich, die derselbe Wind jagte, der die Wellen peitschte und den Sand durchs Gras trieb. Leise wie Rehe schlichen wir uns durch den schwachen Lichtschein, der durch die Wolken fiel, in den Schatten der Halle von Hestreng.
    Trotz seiner Größe und dem fehlenden Bein konnte Botolf sehr leise gehen, und der Sand dämpfte das Geräusch seines Holzbeins, während Finn geduckt wie eine Katze dahinschlich. Wir blieben stehen, befeuchteten nervös unsere trockenen Lippen und schwitzten dabei wie Kampfhengste.
    Der beißende Gestank nach verbranntem Holz stieg mir in die Nase, und dann sah ich den Schatten aufragen, an den Strand geworfen und von Wellen umspielt wie ein toter Wal– die Drachenflügel, bis zur halben Länge verkohlt. Bei ihrem Anblick ließ Botolf ein kleines, bitteres Lachen hören und wir schlichen in ihren Windschatten, wo es zwar noch stärker nach verkohltem Holz stank, jedoch auch am dunkelsten war. Dahinter schaukelte dicht an der Helling ein zweites Schiff an seinem

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