Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
Vom Netzwerk:
Tau. Ich konnte es nicht erkennen.
    Ich setzte mich hin, zog meine durchnässten Stiefel aus und reichte sie Finn– dann hörten wir einen hohen, scharfen Ton und erstarrten. Doch ich kannte diesen Schrei gut, es war der Schmerzensschrei sich paarender Füchse.
    Ich sah erst Finn, dann Botolf an, dann machte ich mich lautlos auf den Weg zur Halle. Ich spürte, wie die nasse Wolle meiner Hose auf der Haut scheuerte, ich fühlte den Sand unter meinen Füßen, mit scharfen Kanten von Kies und zerbrochenen Muscheln. Mein Knöchel schmerzte, als werde einer von Refs glühenden Nägeln hindurchgetrieben; eine alte Verletzung, genau wie die Stümpfe meiner fehlenden Finger, die schrecklich juckten. Ich wusste genau, was Botolf mit seinem Bein zu ertragen hatte.
    Ich fand, was ich suchte, und vergewisserte mich, dass niemand darin war– dann kletterte ich auf das Dach des Scheißhauses und von da aus auf das halbrunde Dach der Halle. Splitter von den Holzschindeln drangen mir in die Fußsohlen, als ich zu den gekreuzten Drachenköpfen kroch, die am Giebel blind in die Nacht fauchten.
    Dort hielt ich inne. Ich fröstelte, als der Wind durch meine nasse Tunika blies, aber gleichzeitig schwitzte ich. Dann ergriff ich einen der Drachenköpfe und schwang mich in den dunklen viereckigen Rauchabzug, der gerade groß genug war, dass man durch ihn auf einen der Dachbalken klettern konnte. Ich hörte Stimmen durch den blauen Rauch, der mir anzeigte, dass das Feuer noch brannte.
    Es war eine Besonderheit, dass die Halle an jedem Ende einen Rauchabzug hatte, statt nur, wie üblich, einen in der Mitte des Daches. Der vorherige Herr von Hestreng hatte es so gebaut, ein Däne, der dann leider auf die falsche Seite geraten war. Die beiden Löcher hatten große Vorteile, nicht nur weil dadurch der Rauch über die gesamte Länge des Daches und hoch ins Gebälk geleitet wurde, wo er Schädlinge tötete und gleichzeitig zum Räuchern von Fleisch diente, sondern vor allem auch, weil es mir dadurch jetzt möglich war, ungesehen ins Dachgebälk zu gelangen.
    Ich glitt hindurch und war überrascht, wie schwer es war, sich durch die Öffnung zu quetschen, ohne ein Geräusch zu machen. Ich war mir nicht bewusst, wie breit meine Schultern geworden waren; im Geiste war ich immer noch der magere Junge von einst. Vielleicht war das auch besser, denn sonst hätte ich diese Unternehmung niemals gewagt.
    Die Stimmen wurden lauter, der blaue Qualm brannte mir in den Augen; jemand hatte die Tür am anderen Ende aufgemacht, wodurch der Rauch des Feuers genau zu dem Loch zog, unter dem ich saß. Ich griff nach dem Sax auf meinem Schoß und bemühte mich, flach zu atmen, während mein Herz raste und Hals und Augen brannten. Es war schon lange her, seit ich zum letzten Mal etwas so Wahnwitziges getan hatte.
    Ich hockte in der verräucherten Dunkelheit wie ein Rabe auf dem Ast und sah hinunter in das schwache Licht des Feuers. Ich rückte vorsichtig weiter, immer eine Hand über mir am Querbalken, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Unter mir hingen Walfleisch, Käse und Fische, schwarzgeräuchert schaukelten sie an den Schnüren hin und her, während ich noch vorsichtiger weiterkroch– und dann anhalten musste, weil der Duft von gebratenem Fleisch von draußen hereindrang und mir den Mund wässrig machte.
    Elende Neidinge. Möge Odin sie bis in die neun Höllen verfluchen. Es waren meine Ochsen, die hier in meinem eigenen Kochhaus brieten, und in diesem Moment wurde mir schmerzlich klar, was ich verloren hatte. Irgendwo hatte ich fünfzehn männliche Thrall, die meisten irrten jetzt wahrscheinlich frierend und heulend in der Gegend umher– aber diese Ochsen hatten mehr gekostet als zwölf von ihnen, und ihr Futter mehr als das, was ich für alle Thrall zusammen bezahlt hatte.
    Der Grund dafür war, dass man mit zwei Ochsen mehr Land pflügen konnte als wenn man fünfzehn Sklaven vor den Pflug spannte– und jetzt wurden sie von diesen rauen Gesellen aufgefressen. Ich versuchte nicht daran zu denken, auch nicht daran, wie oft ich Derartiges anderen schon angetan hatte, und am wenigsten wollte ich an den sterbenden Ochsen auf Svartey denken. Stattdessen bemühte ich mich, in dem stinkenden Rauch unter mir etwas zu erkennen.
    Dort saßen ein paar Männer, und mein Herzschlag setzte einen Moment aus, denn zwei davon waren der rote Njal und Hlenni, die also nicht tot waren, sondern gefangen genommen waren. Ihre Arme waren um die angezogenen Knie geschlungen

Weitere Kostenlose Bücher