Rache: Die Eingeschworenen 4
verloren, und bei dir kommen an einem einzigen Tag gleich drei ums Leben.«
Das schien Randr alle verbliebene Kraft zu nehmen, er ließ sich auf eine Bank fallen und ergriff einen Krug, und ohne einen Becher zu nehmen, trank er, wobei sich das Bier über seine Brust ergoss. Langsam wischte er sich mit dem Handrücken über den Bart.
» Sie haben tapfer gekämpft, diese Eingeschworenen«, gab er zu. » Das römische Feuer hat nicht viel geholfen.«
» Dann hättest du nicht den Kopf verlieren und es ausbringen dürfen«, brummte Ljot. » Das hat mehr von deinen eigenen Männern das Leben gekostet als von den Eingeschworenen. Es war ein teures Geschenk, das wir einsetzen sollten, um Styrbjörns Auftrag zum Erfolg zu führen.«
Randr fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, vor seinem geistigen Auge sah er wieder die schreienden Männer und das brennende Meer.
» Ich wusste nicht, was es anrichten würde…«
» Jetzt weißt du es«, unterbrach Ljot höhnisch. » Und wenn du nicht das gleiche Schicksal erleiden willst, dann wäre es besser, wir täten das, weswegen wir gekommen sind. Denn wenn wir die Sache hier versauen, wird mein Bruder dich an einen Pfahl binden und mit römischem Feuer anzünden, bis du schmilzt wie Eis in der Sonne.«
Es folgte eine lange und schreckliche Stille, die nur von Onunds blubberndem Schnaufen durch seine gebrochene Nase unterbrochen wurde. Ich fragte mich, wer dieser Ljot war und wer sein Bruder sein mochte– Styrbjörn war es nicht, so viel war klar. Randr stand auf.
» Ich werde Späher ausschicken. Wir werden finden, was wir suchen.«
Ljot entspannte sich etwas und zwang sich zu einem Lächeln.
» Für diese Sache hier ist immer noch Zeit«, sagte er leise und machte eine Handbewegung, mit der er die gefesselten Gefangenen und den aufgehängten Onund einbezog. » Das einzig Wichtige ist…«
» Leck mich am Arsch, Ljot Tokeson«, schnauzte Randr ihn an. » Erst wenn du auch alles, was dir lieb ist, verloren hast, kannst du wiederkommen und mir erzählen, was wichtig ist.«
Er stürmte zur Tür hinaus, begleitet von einem Windstoß, der den Qualm in der Halle hochwirbelte, dass es meine Augen reizte. Undeutlich sah ich wieder den Hinterkopf des Jungen, aus dem Knochensplitter und Blut spritzten, während seine Mutter auf dem Arsch eines sterbenden Ochsen an ihrem eigenen Blut erstickte. Alles, was ihm lieb war…
Der Mann am Tisch, der kleine Brotkügelchen gedreht hatte, sah mit mürrischem Gesicht auf.
» Der ist nicht mehr ganz richtig im Kopf«, brummte er Ljot an. » Trotzdem– hat Randr Sterki etwa recht? Mit dem vergrabenen Silber, meine ich?«
» Es heißt, die Eingeschworenen haben ein Grab ausgeraubt, in dem alles Silber der Welt war«, brummte Ljot verächtlich. » Aber ganz klar ist das eine Lüge, denn ich selbst trage ja silberne Armreifen.«
» Trotzdem«, sagte der andere, aber Ljot schüttelte müde den Kopf.
» Pass einfach gut auf diese Männer auf, Bjarki«, bellte er. » Wenn du einschläfst, zieh ich dir das Fell über die Ohren.«
Ich sah, was Ljot beim Verlassen nicht sah, nämlich den hasserfüllten Blick des Mannes. Noch ehe die Tür zuschlug, war Bjarki aufgesprungen und ging zur Feuerstelle mit dem Eisenstab darin.
» Das bringt nichts Gutes«, knurrte der rote Njal, der ahnte, was kommen würde. » Auf schändliche Taten folgt die Rache, wie meine Großmutter immer sagte.«
Bjarki ignorierte ihn und nahm den Eisenstab, doch er zuckte zusammen, als er seine Finger verbrannte. Er suchte nach etwas, das er darum wickeln konnte, und entschied sich für das schöne Fell auf meinem Hochsitz.
» Deine Chance zu reden kommt schon noch«, sagte Bjarki zum roten Njal, während er vorsichtig wie ein Wolf auf Onund zuging. » Nun«, sagte er leise und fast schmeichelnd, » sprich mit silberner Zunge, Buckeliger. Kein Geschrei mehr, einfach der Ort, das genügt. Ganz unter uns, sozusagen.«
Er stand mit dem Rücken zu mir als ich den Balken über mir ergriff und mich hinabschwang, wobei ich ihn mit den Beinen zwischen die Schulterblätter trat. Er schoss nach vorn und prallte gegen den Pfeiler links von Onund, wobei sein Kopf ein Geräusch von sich gab wie ein abbrechender Ast. Noch schlimmer für ihn war, dass der glühende Metallstab, den er in der Hand hatte, zwischen Gesicht und Pfeiler geraten war.
Doch er gab kaum einen Laut von sich, von dem Zusammenprall war er bewusstlos umgefallen, und von der linken Augenbraue bis zum rechten
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