Rache: Die Eingeschworenen 4
er fertig war, sah ich sie, alle zwölf, nervös wie ein Rudel Wölfe, das ein Opfer wittert. Bärenhäuter– Berserker– hatten noch nie zu Randr Sterkis Mannschaft gehört. Woher hatte er sie? Mein Mund wurde trocken; ich sah sie knurren und heulen und selbst ihre eigenen Männer umrennen, wenn diese nicht rechtzeitig aus dem Weg gingen.
Der Erste von ihnen, flachsblond und mit wirrem Bart, kam an die Bordwand und heulte zum Himmel auf, dann warf er sich auf meine Männer, noch ehe sich die Stränge seiner Halsmuskeln wieder entspannt hatten, und sie hieben auf ihn ein mit der verzweifelten Wut von Männern, die gefangen waren und nicht fliehen konnten. Der Rest der Meute folgte nach, und Randr Sterki feuerte sie mit rotem, wutverzerrtem Gesicht von der Mitte seines Schiffes aus an.
» Wir werden das Schweinsgesicht umbringen müssen«, keuchte Nes-Björn, der plötzlich auf meiner anderen Seite erschien und auf Randr zeigte. Wenn er verärgert war, dass Jarl Brand ihn zurückgelassen hatte, damit er an diesem schicksalhaften Tag mit uns kämpfte, sah man es seinem versteinerten Gesicht jedenfalls nicht an.
» Zuerst müsst ihr die Bärenhäuter fertigmachen«, sagte ich so ruhig wie möglich, während der Flachsblonde sich, eine Spur von Blut und Geschrei hinter sich herziehend, auf mich zukämpfte; Botolf hob seinen Schild und seinen Speer, einen dreikantigen Brünnebeißer, und stemmte sich auf sein verbliebenes Bein. Ich hob mein Schwert ein wenig, als wollte ich es nur leicht auf meine Schulter legen, während mir das Herz bis zum Hals schlug, als dieser Berserker auf mich zukam.
» Ach«, sagte Nes-Björn mit einer nachlässigen Bewegung seiner Axt, » dafür haben wir schließlich unseren eigenen Mann.«
In dem Moment hörte ich ein tiefes Grunzen hinter mir, das so täuschend wie das Geräusch eines angreifenden Ebers klang, dass ich erschrocken herumfuhr. Dann sprang eine halb nackte Gestalt mit Kraftrunen auf der Haut und einer Axt in jeder Hand über die Köpfe meiner Männer hinweg, die schleunigst Platz machten, als er sich auf den Bärenhäuter stürzte. Einen Wimpernschlag später lag der Flachskopf blutend am Boden, aber die Äxte in Stygg Dusis Fäusten wirbelten weiter. Seine sorgfältig aufgetragenen Hautmarkierungen bluteten, als er sich wie ein brüllender Wirbelwind aus Armen, Beinen und Äxten über die Bordwand auf die voll besetzte Drachenschwinge warf, auf der die Männer auseinanderstoben.
» Stygg Dusi«, erklärte Nes-Björn mit bösartigem Grinsen, als der Mann mit dem Spitznamen » Scheue Flaute« aufheulte und mitten auf dem feindlichen Schiff starb.
» Es sind zwölf«, sagte ich, und Nes-Björn runzelte die Stirn.
» Jetzt nur noch elf– nein, zehn, denn Stygg macht seine Sache gut. Wolltest du damit etwas sagen, Jarl Orm der Eingeschworenen, oder willst du nur beweisen, wie gut du zählen kannst?«
Dann stieß er mich zur Seite und ging an den Bug, wo Finn keuchend und völlig erschöpft gezwungen war, zurückzutreten; aus seinem Mund quollen Speichelfäden. Der Mann am Bug der Drachenschwinge war nirgendwo zu sehen.
Ich hörte und sah, wie Stygg Dusi die letzten Sekunden seines Lebens verbrachte, das die Nornen für ihn gewebt hatten, seit er nass in diese Welt geglitten war. Alles, was er seither getan hatte, hatte darauf gezielt, ihn in diesem Moment an diesen Ort zu führen, und ich erhob mein Schwert auf ihn und auf sein Leben, das er uns geopfert hatte. Fast beneidete ich ihn wegen seines sicheren Platzes in Walhall. Noch nicht, aber bald, dachte ich, diese alte Botschaft, die wir unseren Sterbenden für jene mitgaben, die uns vorausgegangen waren. Und wie mir jetzt schien, sehr bald.
Das letzte Tau war durchgeschlagen; Kalf Sygni, durch dessen Unterarm noch immer der Pfeil ragte, schaffte es, den letzten Mann, der nach wie vor am Tau zog, zu treffen. Die Schiffe trieben am Heck auseinander, sodass die Köpfe am Bug tanzten und sich anfauchten und es aussah, als würden sie jeden Moment aufeinander losgehen. Männer beider Mannschaften entdeckten plötzlich, dass sie auf dem falschen Schiff waren, und versuchten, sich zum Bordrand durchzukämpfen und ins Wasser zu springen.
Danach verschwamm mir alles. Ich erinnere mich, wie ich einem Mann einen solchen Stoß mit der Schulter versetzte, dass er im hohen Bogen ins Wasser flog, und erst als er dort hilflos herumzappelte, sah ich, dass er ein Bärenfell trug. Plötzlich erschien auch Finn, schüttelte Sabber und
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