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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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mit Molke verdünnt.
    » Haben wir genug mitgenommen?«, fragte ich, und sie zuckte die Schultern.
    » Alles, was gerade zur Hand war und leicht gepackt werden konnte«, sagte sie. » Verpflegung. Drei Wagen und die Pferde dazu. Zeltmaterial und Feuerholz. Ziegen, damit die Kinder Milch haben, und noch verschiedenes andere.«
    Ich nickte und aß, dabei sah ich zu, wie sie die einzige Truhe durchsuchte, die sie hatte retten können. Sie zeigte mir, was darin war. Zwei Obergewänder, eins in leuchtendem Blau, aber beide schon mehrmals geflickt und mit Band neu gesäumt. Einen Kamm aus Walrossbein, mit Tierschnitzereien verziert. Ein Wetzstein. Ein paar Tiegel für ihre Salben und Schminkfarben. Einen Sack aus Walrosshaut, in dem eine Rolle guter Stoff war, der unversehrt geblieben war, weil der Sack innen viele kleine Taschen hatte, in die sie Päckchen mit Kräutern und Gewürzen gesteckt hatte.
    Ich nickte lächelnd und lobte sie, denn ich wusste, dass sie den Sachen nachtrauerte, die sie hatte zurücklassen müssen– ihre guten Leintücher, die Kleider und Umhänge und die Nahrungsmittelvorräte. Das alles würde jetzt gestohlen werden, der Rest angezündet, ehe sie abzogen. Ihre schönen Daunenkopfkissen erwähnte ich erst gar nicht.
    » Wohin gehen wir jetzt?«, fragte sie plötzlich. Ihre Stimme war heiser, doch sie versuchte, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen.
    » Übers Gebirge«, sagte ich und versuchte, es leicht klingen zu lassen. » Hinunter zu Arne Thorliefsson in Vitharsby. Er hat nicht weit hinter dem Gebirgspass einen Sommersitz, der wird um diese Jahreszeit nicht bewohnt sein, und dort werden wir erst mal unterkommen.«
    Das würden wir auch dringend brauchen, denn der Weg war gerade weit genug aufgetaut, um den Anstieg zu einem Albtraum zu machen. Er war immer mühsam, auch ohne die panische Hast, mit der wir versuchen mussten, einen möglichst großen Abstand zu unseren Verfolgern zu gewinnen.
    Arne war ein guter Teerkocher und hatte drei Söhne, von denen die Zukunft der beiden jüngeren noch ungewiss war, denn nur der Älteste würde ihn beerben. Die beiden anderen Jungen hatten ohnehin keine Lust, aus dem Harz von Kiefernwurzeln Teer zum Bootsbau herzustellen, was eine schwere und schmutzige Arbeit war. Arne würde mir sicher helfen, wenn ich, der Jarl der Eingeschworenen, ihm versprach, seine Jungen später zu mir zu nehmen.
    » Hlenni Brimill war doch letztes Jahr bei ihm«, erinnerte Thorgunna sich plötzlich, » als wir Teer für die Elk gekauft haben.«
    Die Elk, die jetzt verbrannt war und zusammen mit Gisur und Hauk und all den anderen auf dem Grund des schwarzen Fjords lag. Ich kaute lustlos, das Fleisch schmeckte plötzlich fad wie Asche. Was war aus mir geworden! Ein schöner Jarl, bei Odins Arsch! Kein Schiff, keine Halle und auch keine Zukunft, wenn es nach Randr und seinen Bärenhäutern ging.
    Thorgunna brachte mir Fladenbrot und sah zu, wie ich Brocken davon abriss und mir in den Mund stopfte und so tat, als schmecke es mir. In Wirklichkeit war ich froh, dass ich Skyr hatte, um die geschmacklosen Bissen hinunterzuspülen. Beim Gedanken an die Bärenhäuter schnürte sich mir der Hals zu. Sicher lagen sie dort draußen irgendwo in der Dunkelheit und warteten darauf, dass ihre Späher ihnen berichteten, wo wir waren. Dann würden sie sich auf uns stürzen.
    » Werden sie von uns ablassen, wenn wir erst übers Gebirge sind?«, fragte Thorgunna, als habe sie meine Gedanken gelesen.
    Ich wusste es nicht. Aber ich glaubte nicht daran. Ich war mir sicher, dass nur der Tod Randr Sterki aufhalten würde. Doch Styrbjörns Mann, dieser Ljot, wollte noch etwas anderes, und ich wusste nicht, was das war.
    Thorgunna hüllte sich in einen Umhang ein, denn diese regennasse Nacht war so kalt, dass uns der Atem in kleinen Dampfwölkchen vor dem Gesicht stand.
    » Styrbjörn ist König Eiriks Neffe und damit sein Thronfolger«, sagte Thorgunna langsam, ihre Gedanken ordnend. » Er war ja auch bei ihm, bis sein Geschimpfe und Gegeifere allen so auf die Nerven ging, dass sie ihn hinauswarfen. Aber trotzdem ist er immer noch der Thronfolger, und wenn König Eirik stirbt, wird er König.«
    » Ja, vielleicht«, sagte ich und schluckte den letzten Bissen hinunter. » Aber das wird einer ganzen Reihe von Leuten nicht passen. Außerdem ist er noch jung, obwohl er es anscheinend gar nicht erwarten kann, König zu werden.«
    » Und genau das wird er nicht«, sagte Thorgunna, » falls Eirik einen Sohn

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