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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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anstarrten, die Gesichter rot vom Feuerschein und voller Hoffnung.
    Und etwas abseits, im Schatten, saß Leo der Mönch, von dem man eigentlich nur das blasse, runde Mondgesicht sah.
    » Römisches Feuer«, rief ich ihm zu, und er kam näher. Alle sahen erst mich, dann ihn an.
    » Das habe ich gehört«, sagte er, die Hände in den Ärmeln seiner Serk-Kutte vergraben. » Obwohl wir es persisches Feuer nennen, und manchmal auch Meeresfeuer.«
    » Egal wie ihr es nennt«, fuhr ich ihn an, » die Große Stadt achtet darauf, dass es nie ihre Grenzen verlässt, und schon gar nicht ließe man zu, dass es in die Hände von Leuten wie Styrbjörn gerät. Ich habe gehört, das gilt als großes Verbrechen.«
    » In der Tat«, erwiderte er ernst. » Die Bestandteile dessen, was du römisches Feuer nennst, wurden dem großen Konstantin von einem Engel mitgeteilt. Daraufhin bestimmte er, schriftlich und beim heiligen Altar der Kirche Gottes, dass derjenige verflucht sein soll, der das Geheimnis an ein anderes Volk weitergibt.«
    Er schwieg einen Moment, und sein Gesicht verfinsterte sich.
    » Allerdings ist es eine große Frage, ob dies als Verrat des Geheimnisses zählt, denn Leute wie Styrbjörn wären mit dem Material, das man ihnen gegeben hat, nicht in der Lage, es herzustellen. Dennoch ist ein solcher Zwischenfall natürlich ein Grund zur Sorge für die Behörden des Kaiserreichs, wo diese Art von Waffen unter strenger Kontrolle stehen.«
    Sorge? Verbrannte Schiffe und Tote waren mehr als ein Grund zur Sorge, schnauzte ich ihn an. Ich platzte fast vor Wut, erstens über seine Leisetreterei und zweitens über die Andeutung, dass die Nordmänner nichts als Barbaren seien und zu dumm, aus den Waffen, die man ihnen überlassen hatte wie einem Kind ein Spielzeug, das Geheimnis des römischen Feuers zu ergründen.
    Er nickte ruhig, anscheinend völlig ungerührt über meinen Ausbruch.
    » In der Tat. Und es würde mich auch nicht wundern, wenn die Behörden der Großen Stadt Schritte unternehmen würden, um herauszufinden, was mit den Fehlmengen passiert ist.«
    » Zum Beispiel jemanden schicken, der das in Erfahrung bringt?«
    Er nickte langsam, das Gesicht so ausdruckslos wie ein Ei.
    » Das würde mich nicht überraschen.«
    Ich sah ihn eindringlich an, aber er verzog keine Miene, nichts verriet, dass womöglich er derjenige war, den man zu diesem Zweck geschickt hatte. Er war vielleicht etwas jung– nicht nach unserem Verständnis, aber für die Verhältnisse der Großen Stadt–, aber mein Verdacht war geweckt, und damit war er jemand, den man im Auge behalten musste. Schließlich wandte ich mich von ihm ab und sah die anderen an. Ich sagte ihnen, Styrbjörn habe seine Männer hierhergeschickt, um Sigrid und ihr Kind zu töten, damit er der alleinige Thronfolger der Svear und Goten blieb.
    Die Frauen stöhnten auf, die Männer blieben stumm. Ich sagte nichts darüber, warum Randr Sterki Styrbjörn gebeten hatte– ich war mir sicher, dass es so gelaufen war–, diese Aufgabe ausführen zu dürfen; diejenigen, die die Ereignisse auf Svartey miterlebt hatten, brauchten nicht daran erinnert zu werden. Ich sagte ihnen, wir würden nach Norden über das Gebirge ziehen, sobald es hell genug sei. Ich versuchte, mit ruhiger Stimme zu sprechen, so als erzählte ich ihnen, dass wir dieses Jahr Roggen säen würden, und auf welchem Feld.
    Später, als alle sich in ihre Felle und Mäntel eingewickelt hatten, saßen Finn und ich da und hörten zu, wie Botolf schnarchte. Er lag allein am Feuer, denn er hatte seinen Platz an Ingrids Seite Helga, Aoife und den anderen Kindern überlassen, weil es dort wärmer war. Im Dunkeln hörte ich, wie Aoife leise mit Cormac sprach, damit er einschlief. » Mein kleiner Liebling«, sagte sie, » wo ist mein kleiner Liebling, so weiß wie ein Ei?«
    » Wenn es so weit ist«, sagte Finn schließlich, » will ich mit Randr Sterki kämpfen.«
    » Warum du?«, fragte ich. Er sah mich an und zuckte die Schultern, halb verlegen, halb trotzig. Die Erinnerung daran, wie er Randr Sterkis sterbende Frau gebumst hatte, stand noch immer wie eine unsichtbare Wand zwischen uns.
    » Ich habe seinen Sohn umgebracht«, sagte ich missmutig, » also sollte ich es machen. Und wenn ich mich recht erinnere, hat der rote Njal andere Mitglieder seiner Familie getötet.«
    Er grinste verächtlich. » Vielleicht sollten wir uns abwechseln.«
    Botolf tat einen besonders lauten Schnarcher, von dem er aufwachte. Er setzte sich auf,

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