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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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bekommt.«
    Und plötzlich sah ich es klar vor mir, wie ein Mosaik, das man bislang aus zu großer Nähe betrachtet hatte– Königin Sigrid. Styrbjörn wollte Sigrid– nein, er wollte das Kind, das sie erwartete, und er wollte es töten.
    Thorgunna sah, wie mir der Mund offen stehen blieb, dann stand sie auf und nahm mich bei der Hand. Ich folgte ihr, als wir uns den Weg durch die schlafenden Gestalten bahnten, die dicht aneinandergedrängt ums Feuer oder unter feuchten Zeltbahnen lagen. Auf einem der Wagen lag eine unförmige Gestalt, daneben hockte Jasna, groß und breit wie eine Seehundkuh. Sie streichelte Sigrid und sprach ihr beruhigend zu.
    » Wie geht es ihr?«, fragte Thorgunna, und Jasna hob ihr großes, weiches Puddinggesicht und tätschelte die schweißnassen Wangen der Königin.
    » Nicht gut. Es ist nicht leicht für sie. Bald, mein Vögelchen, bald. Bald ist aller Schmerz vorbei, und du wirst einen schönen Sohn haben…«
    Erschrocken sah ich Thorgunna an, die nichts sagte, sondern mich ein Stück fortzog.
    » Die Königin steht kurz vor der Entbindung, wahrscheinlich morgen, vielleicht auch eher.«
    Dieser kurze Satz traf meine Hoffnungen wie ein Axthieb. Jetzt würde es keine schnelle Flucht von hier geben können, mit ihr auf dem holprigen Wagen, und bald würden wir ganz anhalten müssen, bis das Kind da war. Im Geiste hörte ich schon das Triumphgeheul der Bärenhäuter.
    Botolf warf einen neuen Scheit ins Feuer, und Aoife sammelte die Holzteller ein, auf der Hüfte den schlafenden Cormac, dessen Kopf zur Seite gefallen war. Thorgunna brachte mir trockene Sachen, Hose, Hemd und Tunika, und bestand darauf, dass ich mich sofort umzog. Meine mit Seewasser durchtränkten Stiefel nahm sie mit, um sie mit Fett einzureiben.
    Ich saß neben Finn und reckte die nackten Füße zum Feuer hin, er reinigte seinen Godi von angetrocknetem Blut. Der Regen fiel auf unser Zeltdach aus Vadmaltuch und zischte im Feuer, das davor brannte. Ref brachte mir mein Schwert; ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich es fallen gelassen hatte, wahrscheinlich als Thorgunna mich umarmte.
    » Es hat nicht sehr gelitten«, sagte er aufgeräumt. » Aber es hat eine Scharte abbekommen, die ich nicht wegschleifen kann, denn gerade an der Stelle fängt der harte Klingenstahl an.«
    Sein Gesicht verdüsterte sich plötzlich, es war wie ein Regenschauer, der auf einen spiegelglatten Fjord fällt.
    » Ich könnte es ja sowieso nicht ausschleifen«, sagte er seufzend. » Meine Schmiede ist weg, und alles Werkzeug ebenfalls.«
    Er gab es mir und zeigte auf die V-förmige Scharte. Kein Zweifel, das fehlende Stück steckte im Mast der Elk. Als ich das erwähnte, wurden alle still, wir dachten an den schwarzen Fjord und die gesunkene Elk und unsere Rudergefährten, die dort unten auf dem Meeresgrund schliefen.
    » Wir sollten ein Opfer für sie bringen«, sagte Finn, und in dem Moment kam Abjörn an, hinter ihm der kleine Koll.
    » Ich habe Wachen aufgestellt«, berichtete er mit ernstem Gesicht, dann zeigte er mit dem Daumen auf den Jungen hinter ihm. » Der kleine Koll hier möchte wissen, was mit seinem Vater ist, und ich übrigens auch.«
    » Ich weiß nichts Neues«, sagte ich und bekam Schuldgefühle, weil ich von all den Jungvögeln, um die ich mir Sorge gemacht hatte, gar nicht mehr an den gedacht hatte, der mir zur Pflege anvertraut worden war. Ich winkte ihn näher heran, und er trat aus dem Regen ins Licht des Feuers, das sein weißes, aber entschlossenes Gesicht beleuchtete und seine blassen Augen aufblitzen ließ.
    » Du bist bei uns in Sicherheit«, sagte ich und hoffte, es sei wahr. » Wenn dein Vater erst mit Styrbjörn fertig ist, kommt er und hilft uns, diese Neidinge zu besiegen. Inzwischen müssen wir ein Abenteuer in den Bergen bestehen und werden wohl etwas nass werden.«
    » Meine Mutter…«, begann er, und es gab mir einen Stich. Ich kam mir ziemlich dumm vor. Vermutlich hatte er am Strand gehört, wie Styrbjörn mit seiner Familie verfahren war. Zum Glück griff Ingrid ein, sie nahm den Jungen unter ihre Schürze und sprach beruhigend auf ihn ein, erwähnte warme Milch mit Honig und sagte, dass es jetzt Schlafenszeit sei.
    Ich sah am Feuer in die Runde mit all den erwartungsvollen Gesichtern– Klepp Spaki, die ausdruckslose Maske von Vuokko dem Seefinnen, den trübe dreinschauenden Ref, der noch immer um seine Schmiede mit dem Werkzeug trauerte, den roten Njal, Hlenni und Bjaelfi, die mich durch die Flammen

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