Rache: Die Eingeschworenen 4
Verstand zurück.
» Dieser Möwenkönig hatte ein sehr schönes Ei«, fuhr Krähenbein nach einer fast unerträglich langen Pause fort. » Er wusste, dass darin ein stattlicher Sohn steckte, der mit der Zeit seinen Platz einnehmen würde, und er ließ seine schöne Möwenfrau darauf sitzen und brüten, während er fortflog, um nach Futter zu suchen.
» Als er zurückkehrte, fand er seine Möwenfrau mit gebrochenem Genick vor, und das schöne Ei war verschwunden, und er wusste sofort, dass der Schmied es getan hatte. Er hatte oftmals auf den Schmied geschissen und den Fisch aus den Händen seiner Kinder gestohlen– und er wusste, dass der Schmied auf die Klippen klettern konnte.«
» Lauter!«, rief Ref, der bei den Feuern saß. » Ich glaube, ich kenne diesen Mann.«
Man hörte leises Lachen, aber es klang nicht sehr vergnügt, und Krähenbein erzählte weiter, gleichmäßig und mit fester, klarer Stimme.
» Der Möwenkönig wusste sofort, dass der Schmied es genommen haben musste. Also ging er zu ihm und verlangte sein Ei zurück. Aber der Schmied tat, als sei es nur ein schreiender Vogel, der da um seinen Kopf kreiste, und jagte den Möwenkönig davon. Dem Möwenkönig brach das Herz, er flog umher und suchte Hilfe. Er traf ein Schwein und bat es, dem Schmied seine Möhren im Garten umzuwühlen, damit er ihm das Ei zurückgäbe. Das Schwein grunzte ein paarmal. ›Nein, das mach ich nicht‹, sagte es und trabte davon. Der Möwenkönig traf einen Jäger, der sich höflich verbeugte und ihn fragte, warum er, der mächtige König der Seevögel, so traurig sei. Der Vogel sagte: ›Würdest du bitte mit einem Pfeil auf das Schwein schießen, das die Möhren des Schmieds nicht verwüsten will, damit er mir das gestohlene Ei wiedergibt?‹ Aber der Jäger schüttelte den Kopf. ›Warum sollte ich das tun? Lass mich in Ruhe mit diesen Geschichten.‹ Der Möwenkönig vergoss bittere Tränen und flog weiter, bis er eine Ratte traf, die auch fragte, warum er weine. Der Möwenkönig sagte: ›Würdest du bitte die Bogensehne des Jägers durchnagen, der das Schwein nicht erschießen will, das die Möhren des Schmieds nicht umwühlen will, damit er mir mein Ei zurückgibt?‹ Die Ratte quietschte einmal, dann noch mal und versprach es auch, aber stattdessen rannte sie weg.«
» Heya«, kam eine Stimme durch die Dunkelheit. » Diese Ratte kenne ich.«
» Ich hab sie geheiratet«, rief eine andere Stimme, was viel Gelächter, aber ebenso viele Rufe nach Ruhe brachte. Krähenbein wartete, bis die Stille wieder fast unerträglich wurde, dann fuhr er fort.
» Als Nächstes traf der Möwenkönig eine Katze und bat sie, die Ratte zu fangen, die die Bogensehne des Jägers nicht durchnagen wollte, der das Schwein nicht erschießen wollte, das sich weigerte, die Möhren des Schmieds umzuwühlen, damit dieser das Ei zurückgab. Die Katze putzte sich den Schnurrbart, einmal, zweimal, dann sagte sie, sie wolle sich lieber um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern und rannte davon. Der Möwenkönig war außer sich vor Wut und Schmerz. Sein Wehklagen lockte einen Hund an, der fragte, was dem mächtigen Vogel fehle. Dieser fragte: ›Würdest du die Katze beißen, die die Ratte nicht fangen will, die die Bogensehne des Jägers nicht durchnagen will, der das Schwein nicht erschießen will, das sich weigerte, die Möhren des Schmieds zu verwüsten, der mein Ei gestohlen hat?‹ Der Hund bellte kurz. ›Nein, das mach ich nicht‹, sagte er und rannte fort. Das Heulen und Wehklagen des Möwenkönigs wurde lauter und lauter. Da begegnete er einem alten Mann mit einem langen weißen Bart, der den schreienden Vogel fragte, was denn los sei. Der sagte: ›Großvater, würdest du den Hund verprügeln, der die Katze nicht beißen will, die die Ratte nicht fangen wollte, die die Bogensehne des Jägers nicht durchnagen wollte, der das Schwein nicht erschießen wollte, das sich weigerte, die Möhren des Schmieds umzuwühlen, der mein Ei gestohlen hat und es nicht zurückgeben will?‹ Der Graubart schüttelte den Kopf über so viel Dummheit und ging seiner Wege. In seiner Verzweiflung ging der Möwenkönig zum Feuer und bat es, den weißen Bart des alten Mannes zu verbrennen, aber das Feuer weigerte sich. Dann ging der Möwenkönig zum Wasser und bat es, das Feuer zu löschen, das den Bart des alten Mannes nicht verbrennen wollte, der sich geweigert hatte, den Hund zu verprügeln, der die Katze nicht beißen wollte, die die Ratte nicht fangen
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