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Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Titel: Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmidt
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sie. Irma wurde energisch zur Ordnung gerufen. »Mir genn’n uns!«, rief sie. »Sieht man!«, so die Antwort der Polizisten. Irma nahm auf einem der Stühle Platz. Jetzt herrschte absolute Stille im Raum. Man hörte nur das Ticken der Wanduhr. Ich merkte, wie mich Irma von der Seite fixierte. »Hab’ch was falsch gemacht?«, fragte sie. »Noch nicht!«, antwortete eine Beamtin in Zivil. Es war die Kommissarin, die in mir anfangs den großen Fisch Dombrowski an der Angel sah. Ein Kommando war zur Verhaftung Dombrowski’s ausgeschwärmt und im Nachhinein eine Funkstreife zur Verhaftung meiner Person aktiviert worden. »Entschuldigen Sie vielmals, Herr Drehwolke, Sie sind einer Verwechslung zum Opfer gefallen!«, so die Kommissarin. Als sie das Wort Opfer aussprach, begann sie zu lächeln. Übrigens hatte sie gewisse Ähnlichkeiten mit meiner damaligen Chefin, Lokalinhaberin Pallhuber auf dem Leipziger Hauptbahnhof. Ich war also für kurze Zeit Dombrowski und der hieß nicht Christian, sondern Helfried. Irma hatte mich wieder mal gerettet. Sie entstammte dem früheren Bekanntenkreis der Astrid Bernauer. Die Bernauer war der Schlüssel zum Fahndungserfolg der Ermittler. Sie wurde vorerst unter Polizeischutz gestellt. Dombrowski wurde wegen verschiedenster Delikte seit einiger Zeit gesucht. Später kursierte sein leicht verschleierter Kopf auf den Titelseiten verschiedener Klatschblätter durch die Welt.
    Netterweise bot mir die Polizei an, mich nach Hause zu kutschieren. Ich lehnte ab, weil ich gedachte, vor dem Revier auf Irma zu warten. Heute wollte ich sie einladen, um mit ihr zu speisen, einfach so. Dazu hatte ich den »Paulaner« in der Leipziger Innenstadt auserkoren. Vielleicht fühlte mich auch ein wenig zu Irma hingezogen. Eine Schönheit war sie nicht. Äußerlichkeiten standen bei mir auch nie im Mittelpunkt. Immerhin – wie mich Irma heute auf dem Polizeirevier begrüßte, war mit Sicherheit kein Ausdruck irgendwelcher ihrer Marotten von früher. Ich vermutete eher Sympathie mir gegenüber. Irma könnte mir vielleicht den Rest dieses meines total versauten Tages ein wenig verschönen. Was ich jetzt brauchte, war Konversation, nichts anderes. Da waren ja auch die alten Zeiten, über die es viel zu schwatzen gab. Zu meinem Entsetzen stand da noch ein Herr, der alle zwei Minuten auf die Uhr schaute. Ich dachte für Sekunden daran, dass dieser irre Typ Irmas neue Errungenschaft sein könnte. Dann aber verwarf ich diesen Gedanken. Gegensätze ziehen sich an, wie es da so schön heißt, doch die Gegensätze zwischen dem Herren da mit Mantel und Hut und dem schon etwas reiferen Teenager Irma Kaminski waren krasser als krass. Weil es anfing zu regnen, stellte ich mich unter eine Linde und verbarg mich hinter ihrem Stamm. Nun harrte ich der Dinge, die da kommen würden und sie kamen! Der Herr da an der Außentreppe des Polizeireviers öffnete seinen Regenschirm, brachte mit der linken Hand seinen Mantelkragen in Ordnung und nahm eine straffe Haltung ein. All das geschah in Erwartung dessen, dass die Pendeltür aufgehen würde und die erwartete Person durchmarschierte. Ich traute meinen Augen nicht – es war Irma, die ihren um vieles älteren Partner um mindestens einen Kopf überragte. Irma versuchte sich bei diesem Herren einzuhaken, was auf Grund der unterschiedlichen Körpergröße erst einmal misslang. Nun hakte sich der Herr bei Irma ein und Irma ergriff den Schirm. Es sah aus, als ließe sich ein größerer Schuljunge gegen den Willen seiner Mama ins Schlepptau nehmen. Inzwischen wurde der Regen vom Sturm in alle Richtungen gepeitscht. Irma hielt den Regenschirm vor die Gesichter, sodass es mir nicht möglich war, den Herrn zu erkennen. Ich war trotzig wie ein Kind und schlich den beiden nach, wütende Eifersucht stieg in mir hoch. Meine Verfolgungsjagd endete an der Straßenbahnhaltestelle der Linie 16 am Eutritzscher Markt. Die Straßenbahn kam, Irma klappte den Regenschirm zu und der Begleiter stieg als erster in die Bahn. Das Gesicht des Herrn wurde von der Innenbeleuchtung der Straßenbahn erhellt. Die Gesichtszüge wiesen große Ähnlichkeiten mit denen Irmas auf. Ich dachte an Irmas Vater. Weil auch der Altersunterschied stimmte, war ich einigermaßen beruhigt. Dann schrie mich eine Frauenstimme durch die noch offene Straßenbahntür wach. Irma hatte sich durch die Fahrgäste zur Tür zurückgedrängelt. »Hallo Christian!«, rief sie, »lass dich sehen, komm in die Wittenberger ... « Dann schloss

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