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Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers

Titel: Rache - die Handschrift des kleinen Mannes - Erlebnisse eines Leipziger Antiquitaetenhaendlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmidt
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ich mich mit meinem Familiennamen vorstellte. Wider Erwarten entpuppte sich der Angesprochene als Freundlichkeit in Person. Er verschwieg dennoch seinen Namen, was mich ärgerte. Rein äußerlich machte er nicht den Eindruck eines Diebes, Frauenschlägers, Zuhälters und Drogendealers. Jetzt schob er sich eine Zigarette zwischen die Lippen, brannte sie an und zog kräftig daran, bis die Glut hell aufleuchtete. Diese Gebärde machte mich ein wenig stutzig. Ich studierte an diesem Typen so unauffällig wie möglich das, was man rein äußerlich auf die Schnelle so ausspionieren kann. »Vielleicht sollte ich mit meinen Vorurteilen auch vorsichtiger umgehen!«, sagte ich mir. Als der Typ dann lautstark über des Nachbars Zaun spuckte und seine Kippe hinterher schmiss, begrub ich meinen Vorsatz. Außerdem hatte ich immer noch darauf gewartet, dass sich mein Gegenüber ebenso vorstellen würde, wie ich es tat. Mittlerweile hatte ich mich zu seinem Fahrzeug begeben und sah hinter der Windschutzscheibe eine Hand voll dieser Complementkärtchen liegen, mit denen sich unsere Astrid Bernauer beim Hausieren legitimierte. Wir hatten also Dombrowski life vor uns. Mackenrodt ging anders zur Sache. Er schwafelte von interessanten Markenporzellanen, vornehmlich von denen der Meissner Manufaktur und schnitt dann die Marcolini-Periode bis 1814 an. Dombrowski horchte auf. Mackenrodt redete wie ein Buch. Er zog alle Register und übertraf dabei den Gangster Dombrowski. »Un weil icke imma so arweetsmäßich jekleidet bin, fall ick nich uff, awwa Jeld is vorhand’n! Damit hatte Mackenrodt bei Dombrowski auf einfache und plumpe Art und Weise Eindruck geschunden. Im gleichen Atemzug bot er für ein 12-teiliges Kaffeeservice die stattliche Summe von zehn Riesen. Dann lenkte Mackenrodt aus taktischen Gründen schon wieder ab und schwafelte von altem Blechspielzeug der Firma Märklin. Dombrowski wiederum ließ jetzt Mackenrodt nicht aus den Klauen und fragte, ob er nicht Interesse an einem solchen Service hätte. Er räumte sogar ein, dass einige Einzelteile wie Tassen und Untertassen fehlen würden, dafür aber einiges an interessantem Beiwerk existierte. Auf jeden Fall wären mindestens dreißig Porzellanteile vorhanden. Domb-rowski meinte, er hätte berechtigterweise Unter- und Obertassen einzeln aufgeführt. Ich stand auf dem Hof wie Max in der Sonne. Dombrowski und Mackenrodt waren jetzt Partner geworden. Ich befürchtete, dass Mackenrodt die wenigen guten Sitten vergaß, die noch in ihm steckten. Dombrowski verschwand und kam mit einer Obertasse zurück. Es war genau das Meissner Geschirr in indisch-purpur und chrom-grün, welches aus dem Haushalt der alten, gutgläubigen Frau Wachsmuth stammte. Dann verschwand Dombrowski mit Mackenrodt, um den erbeuteten Porzellanschatz vorzuweisen. »Ick hab nich so ville Zaster mit, bloß Zweedausend. Ick hol den Rest!«, sagte Mackenrodt, steckte Dombrowski ein Bündel Scheine in die Manteltasche und verschwand. Ich hatte gerade mal 50 DM in der Tasche. Außerdem war mir höchst unwohl zumute. Ich wusste, dass Mackenrodt nie und nimmer zehn Tausender für dieses Service zahlen würde und es darauf absah, die Ware unentgeltlich zu kassieren, da diese sowieso gestohlen sei. Nach Mackenrodts Version war so etwas legitim. Der ebenso mit allen Wässerchen gewaschene Dombrowski ging, von seiner Gier übermannt, tatsächlich auf das Angebot Mackenrodt’s ein. Er transportierte einen Bananenkarton in den Hausflur und schob ihn mit dem Fuß unter die Treppe. Darin war eben dieses Porzellan verstaut. Während der kurzen Abwesenheit Mackenrodt’s jagte Dombrowski mindestens drei Zigaretten durch die Lunge. Er rannte wie ein wildes Tier auf dem Hof hin und her, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Nach etwa einer halben Stunde kam Mackenrodt gleich auf den Innenhof gefahren. Er war nicht allein. Die drei Leute die ihn begleiteten, waren möglicherweise zwielichtiger als Dombrowski selbst. Bevor dieser einen Laut von sich geben konnte, war der Platz zum Hausflur versperrt. Ein anderer machte sich mit einem Springmesser am Vorderrad von Dombrowski’s 500er Benz zu schaffen, ohne zuzustechen. Domb-rowski, jetzt fassungslos, parierte aufs Wort. Man schmiss die Porzellankiste in Mackenrodt’s Kleintransporter. Ich bangte um das schöne Meissen von Marcolini und befürchtete, die Ware könnte zu Bruch gehen. Dombrowski war mir absolut egal. Ich hätte es lieber gesehen, man hätte ihn an Stelle des Porzellans

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