Rache einer Hure ROTE LATERNE Band 9 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
beschäftigt hatte. Grätner und Vera hatten demnach viel miteinander zu tun gehabt.
»Sie sind frei?«
»Wie Sie sehen, Herr Grätner. Ich bin nicht etwa ausgebüxt, wenn Sie das meinen. Ich bin auf Bewährung raus. Man war großzügig, wenn ich das einmal so sagen darf. Die letzten beiden Jahre will man mir vielleicht schenken, falls ich in der Zwischenzeit nicht wieder etwas anstelle.«
»Sie haben Ihren Sarkasmus nicht verloren, Vera!«
»Gott sei Dank nicht«, sagte sie. »Gehen wir ein Stück?« fragte er sie.
»Gern«, antwortete Vera. Sie konnte sich nicht erinnern, dass Grätner jemals gemein oder hinterlistig gewesen war. Er hatte seine Ermittlungen mit Fairness geführt, und Vera hatte oft den Eindruck gehabt, dass er ihr glauben wollte und es aufgrund dieser Indizien dann doch nicht gekonnt hatte.
»Nach den vergangenen Jahren brauche ich Sie ja wohl nicht zu fragen«, meinte er nun. »Aber wie geht es Ihnen jetzt, Vera?«
»Danke«, sagte sie. »Es geht mir gut. Ich leide wenigstens finanziell keine Not.«
»Ach«, meinte der alte Kriminalbeamte und zog dabei die Brauen hoch.
»Nein, nein«, wies Vera nun lächelnd zurück. »Ich gehe nicht mehr auf den Strich, wenn Sie das meinen. Sicherlich ist es so, dass einen das Milieu nicht ganz loslässt. Aber das eine hat ja wohl mit dem anderen nichts zu tun. Von meiner Entlassung stand ja in der Zeitung. Eine Woche danach wurde ich von Frau Schröder besucht. Sie, erinnern sich doch noch an Elfriede Schröder?«
Er dachte kurz nach und legte dazu die gespreizten Finger an die breite Stirn. Dann hellte sich sein Gesicht auf.
»Ja, ja, ich erinnere mich«, sagte er. »War das nicht die damalige Haushälterin von Hermann Weinberg?«
»Ja, Elfriede Schröder war das Faktotum in Hermanns Haus. Sie hat mich sehr gemocht, obwohl sie wusste, dass ich nur zu einem bestimmten Zweck in die Villa kam. Sie hat wohl Hermann und mich verstanden, wissen Sie?«
»Und was wollte Frau Schröder von Ihnen?«
»Sie wollte nichts. Sie hat mir viel mehr etwas gebracht, Herr Grätner. Ich denke, dass ich es ruhig sagen kann, denn ich habe ja für diese angebliche Tat gebüßt. Hermann hat mir einen beachtlichen Geldbetrag hinterlassen.«
»Aber sein Erbe ging doch an den Staat, soviel ich weiß!«
»Ja, ja«, sagte Vera. »Aber nur ein Teil davon. Hermann hatte Gelder in der Schweiz. Er hatte wohl Angst gehabt vor einem plötzlichen Tod. Nicht vielleicht vor einem Tod dieser Art. Aber jedenfalls hatte er alles genau durchgerechnet. Elfriede Schröder brachte mir das Codewort und den Schlüssel zu einem Safe einer Schweizer Bank. Ich bin in die Schweiz gefahren und habe dort das Geld geholt.«
»Wieviel?«
»Verzeihen Sie, Herr Grätner, das ist ja wohl kein Verhör«, meinte Vera lächelnd. »Über die Höhe des Betrages, den Hermann mir zu Lebzeiten geschenkt hat, möchte ich doch lieber Stillschweigen bewahren, sonst kommen Sie daher und fangen mit den ganzen Ermittlungen noch einmal an.«
»Nein, nein«, sagte er, »Sie können ganz beruhigt sein. Ich stehe kurz vor der Pensionierung. Aber ich muss Ihnen etwas gestehen, Vera.«
»Ach - Sie mir?«, fragte sie und versuchte dabei humorvoll zu lächeln. Es war aber nur ein gequältes Lächeln, das um ihre Lippen spielte.
»Ja, ich muss Ihnen sagen, dass Ihr Fall mich seinerzeit ganz besonders bewegt hat!«
»Weshalb? Es war doch ein gewöhnlicher Mordfall. Dirne erschlägt ihren Freier, um an sein Vermögen zu kommen. So stand es doch in der Zeitung, nicht wahr? Und deshalb bin ich ja auch verurteilt worden. Es hat mir nichts genutzt, hinauszubrüllen, dass ich es nicht getan habe. Malten hat es getan. Ich habe es tausendmal und mehr gesagt.«
»Ich weiß!«
Er senkte den Kopf und stieß mit dem Schuh ein Steinchen von sich. »Ich weiß, Vera. Aber Sie konnten es nicht beweisen. Auch wir konnten das Gegenteil nicht beweisen.«
»Sie haben dem Gericht gegenüber zumindest aber genügend Beweise, sogenannte Beweise, geliefert, dass ich die Täterin gewesen sein musste.«
»Diese Indizien, Vera ...«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte sie. »Es ist alles sehr lange her. Aber es ist noch nicht abgeschlossen.«
Er blieb stehen und stutzte.
»Was haben Sie vor, Vera?«
»Hören Sie zu, Herr Kommissar. Es wird der Tag kommen, an dem ich beweise, dass Hubert Malten der Täter gewesen ist.«
»Das wird beinahe unmöglich sein!«
»Ich halte es nicht für unmöglich«, sagte Vera
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