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Rache ist lavendelblau

Rache ist lavendelblau

Titel: Rache ist lavendelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Ennser
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die beiden Zwillingsschwestern der Braut waren nahe daran, ihrer großen Schwester Katrin, die Schau zu stehlen. Erstere hatte den Brautstrauß - der in hohem Bogen geflogen kam - geschickt erhascht, während die andere mit einem Ständchen - das sie bravourös vorgetragen hatte - die Gäste in begeisterten Jubel ausbrechen ließ. Liesi sang im Chor des Stadttheaters und war gleich nach ihrem Auftritt in der Kirche zur umschwärmten Gesprächspartnerin geworden. Ihre Brötchen verdiente sie im elterlichen Geschäft, fühlte sich aber zum Theater hingezogen, wie Katrin einmal erwähnt hatte. Sisi hingegen war die Stille, die Introvertierte, Blumenbinderin von Beruf, eine Meisterin des Ikebana, deren wunderschöne Dekorationen auf der Hochzeit der Schwester von allen gebührend bewundert wurden.
„Die wären mir beide lieber gewesen“, flüsterte Heidrun ihrem Ehemann ins Ohr, der hauptsächlich Augen für seine schöne Schwiegertochter hatte und Heidruns Bemerkung ignorierte.
„Conradin, auf dich werde ich aufpassen, verlass dich drauf“, murmelte sie vor sich hin.
*
Romana war verspätet zum Fest erschienen. „Ich hatte noch dringend im Geschäft zu tun und keinen Urlaub bekommen“, versuchte sie, sich zu entschuldigen.
„Ihr Geschäft“, spöttelte Claus und betonte das „ihr“ recht deutlich. Es war bald ein offenes Geheimnis, dass sich Romana mit ihrer neuen Schwägerin nicht verstand. „Püppchen“, hatte Romana einmal über diese gelästert, „blondes Gift“, ein anderes Mal. Seit Romana ein „Haschgrufti“ zu Ohren gekommen war, herrschte zwischen den beiden Frauen Funkstille. Das Verhältnis der Geschwister untereinander hatte sich, seit Katrin einen fixen Platz in Claus´ Leben eingenommen hatte, abgekühlt. War Romana bis vor einem Jahr noch immer Claus´ kleine Schwester gewesen, der er fallweise ein wenig unter die Arme griff, und der versuchte, ihr eine Stütze zu bieten, so war mit einem Male sein Eintreten für Romana zum Erliegen gekommen.
Conradin war ein spendabler Bräutigamvater. Den finanziellen Grundstein zu einem zukünftigen Haus hatte er den beiden am Abend vor der Hochzeit zu Füßen gelegt. Katrin hatte ihren Schwiegervater angestrahlt, dem es sichtlich ein großes Vergnügen gewesen war, von seiner bildhübschen Schwiegertochter angehimmelt zu werden.
„Hehehe, du bist bald mit mir verheiratet, Herzchen!“, hatte der zukünftige Jungehemann gescherzt. „Und pass nur recht schön auf, mein Vater ist gefährlich!“ Claus hatte gelallt, er hatte zu viel getrunken.
Heidrun wandte sich ab und ihrer Freundin Annette zu.
„Lass uns in die frische Luft gehen, hier herinnen ist es so stickig“, sagte sie und führte Annette am Ellbogen ins Freie hinaus. Am Buffet hatten die beiden Frauen jede noch schnell nach einem Glas Champagner gelangt, mit denen sie nunmehr auf der großen Hotelterrasse anstießen.
„Auf dass es uns gut gehe!“, sagte Heidrun augenzwinkernd.
„Auf dich besonders, Heidrun!“ Sie waren alleine auf der Terrasse, über die Schleier von Musik, die aus dem Saale entkamen, schwebten.
„Das dürfte einiges kosten“, bemerkte Annette und deutete mit einer Handbewegung in Richtung des festlich geschmückten Saales mit noblem Ambiente.
„Meine Schwiegertochter glaubt immer noch, dass sie sich einen Onassis geangelt hat. Da will halt ihre Familie nicht nachstehen“, lachte sie verschmitzt, „und die vielen herausgeputzten Hühner hoffen heute alle auf einen Architekten.“
„Na, wenn sie da nicht vergeblich warten“, unkte Annette.
Romana hatte bald nach dem Diner die Gesellschaft verlassen. Sie hatte ihr Hochzeitsgeschenk am großen Gabentisch hinterlegt und sich ohne viele Worte verabschiedet.
„Die war heute aber wortkarg, aber dafür sehr elegant, deine Tochter stellt uns alle in den Schatten“.
Heidrun nickte geistesabwesend. Wie leistet das Kind sich das? Das teure Kleid, ob sie einen reichen Freund hat? Ich bin so blöd, warum frag ich sie nicht? Mein Gott, hoffentlich prostituiert sie sich nicht. Ich war noch nie in ihrer Wohnung, wie es dort wohl aussieht? Koks? Nein, doch eher nicht.
„Finde ich auch“, antwortete Heidrun, von ihrem Gedankenausflug zurückgekehrt, „der neue Job tut ihr gut, endlich schaut sie wieder wie ein Mensch aus. War ja nicht mehr anzusehen, das Kind, und die alten Probleme dürften hoffentlich auch vorbei sein.“
„Ich freue mich für dich, Heidrun, ich glaub´, du kannst in Zukunft ruhiger leben, die Kinder sind

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